Mit 60 Messerstichen getötet und in eine Schachtel gepackt
Seit Montag steht in Luzern ein 36-jähriger Schweizer vor dem Kriminalgericht. In seiner Wohnung in Emmenbrücke hatte die Polizei im Juli 2021 eine 29-jährige Frau gefunden, die mit 60 Messerstichen getötet und in eine Schachtel gepackt worden war – die Freundin des Angeklagten, welche von Verwandten vermisst wurde.
Die Polizei hatte damals die Türe aufbrechen müssen. Der Angeklagte, ein Lehrer, war an diesem Tag auf den Bürgenstock gefahren und von Polizisten später in der Badi Ennetbürgen, wo er ein Fussballspiel anschaute, bemerkt und festgenommen worden.
Angeklagter: Ich musste mich verteidigen
Die Staatsanwaltschaft klagt ihn des Mordes an und will ihn zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt sehen, die Verteidigung macht Schuldunfähigkeit wegen Long Covid geltend. Diese Argumentation hielt der Angeklagte am ersten Verhandlungstag auch vor Gericht aufrecht und macht Erinnerungslücken geltend.
Er sagte, seine Freundin, ein Fitness-Modell, sei ihm körperlich überlegen gewesen. Sein Narrativ lautet: dass er eine geplante Reise nach Honduras, der Heimat seiner Freundin, wegen eines fehlenden Covid-Tests nicht habe mitmachen wollen und sie darüber in Rage geraten sei und ihn angegriffen hätte, worauf er sich verteidigt habe. Warum die Frau, welche aus einer früheren Ehe drei Kinder hatte, 60 Messerstiche aufwies und er keine Stichverletzungen, erklärte er nicht.
Gutachter: Egozentriker mit Kontrollbedürfnis
Was den Angeklagten ausserdem aufregte, war ein psychiatrisches Gutachten, welches der bekannte Gerichtspsychiater Frank Urbaniok, Professor für forensische Psychiatrie an den Universitäten in Zürich und Konstanz über ihn angefertigt hatte. Dieses könne er nicht akzeptieren, sagte er.
Urbaniok hatte dem Angeklagten überdurchschnittliche Intelligenz aber auch ein übersteigertes Kontrollbedürfnis und eine übersteigerte Egozentrik attestiert. Dabei gebe «nur das Ich, Ich, und nochmal Ich», so Urbaniok vor Gericht. Er habe viele Menschen erlebt, die einen anderen Menschen umgebracht hätten. «Eine Gemeinsamkeit ist, dass sie sich selber als Opfer darstellen.» (mam)