«Ich bin bereit»: Aargauer Grüne nominieren Ruth Müri für die Regierungsratswahl – unter Beifall von Lisa Mazzone
«Das ist die vielleicht bestbesuchte Mitgliederversammlung ever», sagte Daniel Hölzle zur Eröffnung ebenjener Versammlung am Dienstagabend. Der Parteipräsident der Grünen Aargau hatte allen Grund zur Freude. Mit genau 40 Anwesenden waren nämlich fast doppelt so viele Leute vor Ort, wie an einer durchschnittlichen Versammlung.
Aber eben: Im Saal 1 der Migros Klubschule in Aarau fand ja auch keine durchschnittliche Versammlung an. Denn mit Lisa Mazzone, der frisch gewählten Präsidentin der nationalen Partei, war hoher Besuch vor Ort. Die 36-jährige Genferin war sichtlich erfreut über den fast vollen Saal. Das beruhte auf Gegenseitigkeit: Mehrere Parteimitglieder zückten ihr Smartphone, als Mazzone zu einer kurzen Begrüssungsrede ansetzte.
«Ihr habt es nicht einfach hier im Aargau», sagte Mazzone in Anspielung aufdie Abstimmung zum Energiegesetz im Grossen Rat. Am Nachmittag vor der Mitgliederversammlung stimmte dieser einer abgespeckten Version zu, welche beim Heizungsersatz weiterhin fossile Varianten erlaubt. Die Grünen hätten sich hier mehr erhofft, enthielten sich bei der Abstimmung oder lehnten das Energiegesetz teilweise ab.
«Aber mit diesem Gegenwind können wir umgehen», so Mazzone weiter. «Es ist notwendig, dass sich trotz des starken Gegenwinds so viele Menschen für die Umwelt engagieren.» Besonders gefreut habe sie sich etwa über das positive Urteil für die Klimaseniorinnen in Strassburg. «Das Recht für eine gesunde Umwelt ist ein Menschenrecht. Wir Grüne sind jetzt wichtiger denn je und unser Engagement macht einen Unterschied.»
Das hätten die letzten vier Jahre gezeigt, sagte Mazzone, und: «Grosse Veränderungen sind nur zu schaffen, wenn man die Rahmenbedingungen ändert. Das will ich mit euch zusammen tun», so die ehemalige Genfer Ständerätin zum Schluss ihrer fünfminütigen Rede.
Mit dem Kaffee-Veloanhänger in den Wahlkampf
Mindestens genau so viel Tatendrang versprühte an diesem Abend auch Ruth Müri.Denn wie die 53-Jährige schon Anfang März bekannt gab, will sie sich den frei werdenden Regierungsratssitz von Alex Hürzeler (SVP) schnappen.Nach 16 Jahren im Amt tritt der Vorsteher des Bildungsdepartements nicht mehr zu den Wahlen am 20. Oktober an. Für Bildungspolitikerin Müri also die passende Gelegenheit.
«Ich bin voll parat, ich will kandidieren», erklärte Müri denn auch ohne Umschweife vor ihren Parteigspänli. In ihren verschiedenen Rollen stellte sie trotzdem nochmals kurz vor: «Als Badener Stadträtin weiss ich, wie es ist, in einer Kollegialbehörde zu arbeiten. Als Grossrätin ist es wunderschön, im Aargau Politik zu machen. Als Bildungspolitikerin kenne ich die Dossiers. Und als Grüne will ich weiterhin für Klimaschutz und Gleichstellung kämpfen.»
Ihre offizielle Nomination war an diesem Abend reine Formsache. Gegenstimmen, andere Kandidaturen oder negative Voten gab es keine. Kantonalparteipräsident Hölzle musste die Anwesenden nicht einmal dazu aufrufen, ihre Hände zu heben. Sie taten es dann trotzdem – um Ruth Müri mit grossem Applaus zu gratulieren.
Am 9. August plant Müri den Startschuss für ihren Wahlkampf. Eine «Tour d’Argovie» soll es werden. Mit einem Solar-Kaffee-Veloanhänger will sie durch den ganzen Kanton touren und so Wählerinnen und Wählern gewinnen. Inoffiziell beginnt ihr Wahlkampf aber schon in den nächsten Wochen. Denn die kantonale Abstimmung zum Klimaparagrafen am 9. Juni biete dazu schon eine willkommene Gelegenheit.
Parolen für nationale Abstimmungen gefasst
Apropos Abstimmungen: Am selben Tag wird auch über vier nationale Vorlagen entschieden. Die Aargauer Grünen fassten an ihrer Mitgliederversammlung ihre Parolen dafür. Ohne Diskussion und Gegenstimmen schlossen sie sich den Parolen der nationalen Partei an, zur Freude von Lisa Mazzone. Das heisst: Ja zur Prämienentlastungsinitiative und Ja zum Stromversorgungsgesetz. Die Kostenbremse-Initiative der Mitte und die Stopp-Impfpflicht-Initiative lehnen die Grünen hingegen ab.