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Mkhize/Spiess Project: eine energetische Klangmaschinerie vereint den Groove zweier Kontinente

Das Mkhize/Spiess Project verquirlt mit kraftvoller Improvisation wabernde afrikanische Grooves mit lyrisch beschwingter Swissness.

Simon Spiess ist der Feinversponnene mit getragener Phrasierung und weichem Ton. Doch sagt der Aarburger Tenorsaxophonist angesichts seiner Mitmusiker Afrika Mkhize am Fender Rhodes und Ayanda Sikade am Schlagzeug: «Mit ihren druckvollen Rhythmen locken sie Bassist Raffaele Bossard und mich ganz schön aus der Reserve.» Die beiden Jazzprofis von unterhalb des Äquators nutzen ein soeben beendetes Schweizer Gastspiel für eine kleine Konzerttour mit ihren Schweizer Kompagnons. Obwohl die Südafrikaner ihre fröhlichen Melodien zuweilen überbordend vorantreiben: Der experimentierfreudige Simon Spiess fühlt sich rundum wohl: «Ayandas Rhythmen können manchmal kompliziert sein. Doch er ist absolut sicher und präzise.»

90 Minuten: So lange haben sich die beiden Schweizer und das südafrikanische Duo am Nachmittag beim ersten Aufeinandertreffen aufeinander eingestimmt. Das muss reichen für die Konzertpremiere am Abend in der Oltner Galicia-Bar. Herausgepützelte, glatt gestrichene Sonntagsmusik steht nicht auf der Setlist. Diese Combo sucht das Unvorhersehbare, lässt bewusst grundverschiedene Stile und Kulturen aufeinanderprallen. Baupläne von Stücken – meist Eigenkompositionen – bilden die Basis. Alles Weitere ist freie musikalische Entfaltung und Improvisation.

Farbenfroh und energetisch greift in dieser Klangmaschinerie Zahnrad in Zahnrad. Klang um Klang vernäht das Quartett im wabernden Rhythmus. Zur leuchtenden Frische des Sounds wirkt der violette und grüne Schein der Bühnenlampen wie ein stimmiger Kommentar. Simon Spiess, in seinem weiten Gewand und Mütze, thront mit seiner guruhaften Präsenz als melodischer Herzschrittmacher auf der Bühne. «Moments Notice», John Coltranes ­ruhiger Standard mit subtilen Gleichklängen zwischen Saxophon und Orgel sowie überraschenden Harmoniewechseln, ist die einzige Fremdkomposition. «Das ist meine Religion», verneigt sich Spiess in seiner Ansage vor dem Übervater des Tenorsaxophons. Dessen Spiritualität und Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Religionen inspiriere ihn zutiefst.

Von der Klangfülle zu filigraneren Strukturen

Doch von vorne: Die vier Solisten starten den Abend zunächst mit einem ausufernden musikalischen Teppich und lassen die Klänge aufeinander einprasseln. Später wird es zunehmend strukturierter und auch mal filigran schlank. Das lyrische «Tanks and Stones» von Afrika Mkhize glänzt durch ein lebendiges Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Fender Rhodes und Saxophon. Das dritte Stück überrascht: Bassist Raffaele Bossard verwöhnt die Ohren mit einem Solo voller Struktur und ausgeklügelter Dynamik. Im dunkel perlenden Glanz sind nur wenige klang­arme Cymbalanschläge eingestreut. Worauf Afrika Mkhize am Fender Rhodes seine Rhythmuspatterns abfeuert. Mit seinem Singen und Summen treibt er die ganze Band vor sich her. Provokativ fordert er die Rhythmussection am Bass und den Drums mit seinen knackigen Akkorden zur entladenden Zwiesprache heraus. Das ist Jazz in seiner vitalsten Form.

«Family Karma», eine Eigenkomposition von Simon Spiess, zeichnet sich aus durch groovy unterfütterte abfallende Tonfolgen, die Ayanda Sikade im Mittelteil mit komplizierten unregelmässigen Rhythmen aufbricht. So reiht sich an diesem Abend ein kleines Juwel ans andere. Langes Schreiben kurzer Sinn: Am besten beraten ist, wer selber Ohren, Kopf und Herz nach Aarburg oder Olten ausführt.

Weitere Konzerte des Mkhize/Spiess Project: Donnerstag, 14. April, 20 Uhr, Aarburg, Stadtkirche; Sonntag, 24. April, 20 Uhr, Olten, Galicia Bar.