Mehr Soldaten für Russland – Moskau hebt Altersgrenze für Rekrutierung auf
«Wir müssen die Sicherheit unseres Landes schützen, wir müssen schnell handeln», sagt Andrej Krassow, ein Abgeordneter der russischen Regierungspartei «Einiges Russland» am Rednerpult in der Staatsduma in Moskau. Schnell handeln die Parlamentarier tatsächlich und stimmen geschlossen einer Gesetzesänderung zu, wonach die Altersgrenze für Vertragssoldaten aufgehoben werden soll. Demnach können nun «alle Bürger arbeitsfähigen Alters» – das heisst bis 65 Jahre – auf Vertragsbasis bei der russischen Armee dienen.
So kann die russische Staatsmacht mehr Soldaten für die Front in der Ukraine rekrutieren, um trotz massiver Verluste, ihre «Ziele» zu erreichen und den «Plan» zu erfüllen, von dem der russische Präsident Wladimir Putin stets spricht, ohne dass er die Worthülsen mit Inhalt füllen würde.
Niemand stimmt dagegen
Niemand der 417 anwesenden Abgeordneten enthält sich während der Sitzung an diesem Mittwoch, niemand stimmt dagegen. Nach knapp 20 Minuten ist das Gesetz in allen drei Lesungen beschlossen. Zuvor lag die Obergrenze bei 40 Jahren für russische Staatsbürger und bei 30 Jahren für ausländische.
Die Neuerung ist Teil der verdeckten Mobilmachung in Russland. Da die Führung, so sagen es Beobachter, aus Sorge um fallende Zustimmungswerte für die «Spezialoperation» keine Generalmobilmachung ausruft, aber dennoch Nachschub an Personal braucht, setzt sie auf Mobilisierung mit anderen Mitteln. Das veränderte Gesetz erlaubt es zum einen, dass die bereits als Freiwillige in der Ukraine Kämpfende legalisiert werden, zum anderen können dadurch mehr Menschen rekrutiert werden.
Quer durch Russland brennen immer wieder Einberufungsämter
Seit Wochen verschicken die russischen Einberufungsämter Vorladungen mit der Aufforderung, sich mit Pass zur Überprüfung von Daten bei den Behörden zu melden. Viele russische Männer im wehrfähigen Alter verstecken sich vor den Behörden, um nicht in die Ukraine geschickt zu werden. Manche Eltern von bald 18-Jährigen bringen ihre Söhne ganz aus dem Land.
Andere Russen zeigen ihren Widerstand gegen die Einberufung mit radikalen Mitteln: Quer durch Russland brennen immer wieder Einberufungsämter. Die Behörden sprechen von mindestens 13 Einrichtungen, in die Unbekannte Molotowcocktails geworfen haben sollen.