Die Aargauerin Melanie Hasler will bei ihrer Olympia-Premiere auch Frauen für den Bobsport begeistern
Die Lust, Bob zu fahren, wurde bei Melanie Hasler zufällig geweckt. An einem Ort, der so gar nichts damit zu tun hat. Es war in Tenero und Hasler trainierte gerade mit dem Schweizer Nachwuchsnationalkader im Beachvolleyball. Da kam ein Trainer zu ihr und sagte, es sei einer da, der wolle wissen, ob sie sich vorstellen könne, künftig Bob zu fahren. Ausgerechnet sie, die neben Beachvolleyball auch NLB-Volleyball spielte.
Das war 2017. Am Sonntag wird die Aargauerin in China zur Olympiadebütantin: Im Bob. Ja, Hasler hat es ausprobiert und ist hängen geblieben. Entdeckt wurde sie von Christoph Langen. Dem ehemaligen deutschen Bob-Olympiasieger war ihre Explosivität aufgefallen. Ein schneller Start kann im Eiskanal den entscheidenden Unterschied machen.
Nachdem Hasler als Anschieberin begann, bekam sie irgendwann Lust, den Schlitten selbst zu pilotieren. In St. Moritz absolvierte sie die Pilotenschule. An den Winterspielen in Peking ist sie nun sowohl im Monobob alleine, als auch im Zweierbob als Steuerfrau im Einsatz.
Fehlt eine Frau, fehlt Gewicht und der Bob wird unstabiler
Das Pilotieren hat Melanie Hasler zu Beginn in einem Monobob gelernt. «Es war zwar ein älteres Modell und nicht vergleichbar mit dem Schlitten, den ich in Peking fahre. Trotzdem war der Monobob für mich der Lernbob», sagt sie. Im Monobob muss die Athletin alles alleine machen: anschieben, fahren, bremsen.
Wer nun aber glaubt, dass der Monobob, nur weil er am Anfang der Ausbildung steht, einfacher zu steuern ist als ein Zweierbob, irrt sich. «Weil die zweite Frau im Schlitten fehlt, ist das Gewicht tiefer. Je weniger Gewicht, je schneller bricht der Schlitten aus. Es ist schwieriger, ihn zu stabilisieren. Man muss alles viel feinfühliger machen », sagt Hasler.
An den olympischen Testrennen im vergangenen Oktober auf der Bahn in Yanqing belegte Hasler den zweiten Rang. Die 23-Jährige sagt: «Es ist schwierig, hier zu fahren. Es geht manchmal sogar etwas bergauf. Das ist atypisch. Macht man dort einen Fehler, geht enorm viel Zeit verloren.»
Die Lust wecken
Im Olympiarennen im Monobob am Sonntag und Montag und mit dem Zweierbob am nächsten Freitag und Samstag will Halser in erster Linie sportlich überzeugen. Gleichzeitig will die Aargauerin aber auch Werbung für ihren Sport machen. «Ich hoffe, dass die Leute Lust bekommen, diesen Sport einmal auszuprobieren. Vor allem Frauen.» Weil es verhältnismässig noch immer deutlich weniger weibliche Athletinnen im Eiskanal gibt.
Was danach – wenn die Lust einmal geweckt ist – alles möglich sein kann, zeigt Hasler derzeit selbst: Indem sie ihren olympischen Traum lebt.