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Schon wieder Knatsch bei den Mountainbikern: «Wir hatten nie eine faire Olympia-Chance!»

An den Olympischen Spielen startet neben Nino Schurter auch Mathias Flückiger für die Schweiz – obwohl die Konkurrenten Filippo Colombo und Marcel Guerrini erfolgreicher gefahren sind.

Es ist eine der umstrittensten Selektions-Entscheidungen in der Geschichte. Welche beiden Mountainbiker sollen die Schweiz an den Olympischen Spielen in Paris vertreten? Den Vorzug erhalten Nino Schurter und Mathias Flückiger. Trotz Topresultate müssen Marcel Guerrini und Filippo Colombo im Sommer zu Hause bleiben.

Die Wahl gibt zu reden. Schliesslich haben die letzten Resultate im Weltcup inklusive des Rennens am Sonntag im tschechischen Nove Mesto eine andere Sprache gesprochen. In jenem Rennen siegte Olympiasieger Tom Pidcock vor Schurter und Guerrini. Flückiger wurde Sechster. Colombo fiel zwar wegen eines Platten in jenem Rennen zurück, doch er hatte in diesem Frühling mit starken Resultaten auf sich aufmerksam gemacht. Im April in Brasilien wurde er Zweiter.

Filippo Colombo verpasst die Selektion für die Spiele.
Bild: Maxime Schmid/Keystone

So ist Mathias Flückiger der einzige Schweizer Topfahrer, der in diesem Jahr noch nach keinem Weltcup-Rennen auf dem Podest gestanden ist. Dennoch erhält er am Sonntagabend nach der schönen Nachricht vom Freitag, als er bezüglich Dopingvorwürfen einen Freispruch erhielt, das Olympiaticket. «Aufgrund der riesigen Herausforderungen in den letzten 21 Monaten bedeutet mir die Selektion extrem viel», lässt er sich in einer Mitteilung zitieren.

Weniger glücklich sind die beiden Verlierer. Marcel Guerrini findet klare Worte gegen den Verband: «Filippo und ich hatten nie eine Chance! Das Störende ist nicht zwingend, dass ich nicht an die Olympischen Spiele kann. Vielmehr stört mich, dass es auch keine Rolle gespielt hätte, wenn ich das Rennen gewonnen hätte. Wenn Resultate keine Rolle spielen, hätte man die Selektion schon vor zwei Jahren durchführen können.»

Marcel Guerrini jubelt nach seinem Podestplatz in Nove Mesto – an den Olympischen Spielen fehlt er aber.
Bild: Maxime Schmid/Keystone

Besonders missfällt dem Rapperswiler, der im Kanton Luzern wohnt, die Argumentation. Von Swiss Cycling heisst es in einem Statement: «Den Ausschlag hat letztlich die Erfahrung an und mit Grossanlässen gegeben. Mathias hat sowohl an Weltmeisterschaften als auch an Olympischen Spielen bewiesen, dass er in der Lage ist, am Tag X sein Leistungsvermögen abzurufen und eine Medaille zu gewinnen.»

Darf an den Olympischen Spielen starten: Mathias Flückiger.
Bild: Maxime Schmid/Keystone

Guerrini findet diese Argumentation nichtig. Er sagt: «Wenn ich fast keine Grossanlässe fahren darf, ist es ja logisch, dass ich wenig Erfahrung vorweisen kann.» Zudem sei das Weltcup-Rennen am Sonntag im tschechischen Nove Mesto ein Tag X gewesen. «Wir Schweizer waren alle sehr nervös», so Guerrini. «Ich habe mit Platz drei schliesslich abgeliefert und gezeigt, dass ich zur Weltspitze gehöre.»

Er hat sich in den letzten Monaten mit drei Podestplätzen im Weltcup für Olympia empfohlen. Zudem hat er an der WM 2022 einen fünften Rang erreicht. Flückigers letztes Topresultat an einem Grossanlass stammt von den Olympischen Spielen 2021, wo er Silber holte.

Auch Filippo Colombo hatte sich gute Chancen auf ein Olympiaticket ausgerechnet. Kein Wunder: Der Tessiner hat sich nach seinem Ellenbogenbruch zurückgekämpft und mit starken Resultaten Ambitionen angemeldet. «Ich habe nicht mit dieser Entscheidung gerechnet. Mein ganzes Umfeld und auch im Weltcup-Zirkus haben die meisten etwas anderes erwartet.»

Filippo Colombo darf nicht an die Olympischen Spiele.
Bild: Keystone

Bei ihm wurde argumentiert, dass nicht nur die Rennen aus dem Jahr 2024 für die Selektion entscheidend gewesen seien. «Ich war im letzten Jahr verletzt, aber in dieser Saison war ich der konstanteste.» Für ihn seien die Gründe für die Nichtnomination schwer zu verstehen. Dass sein Velo am Sonntag einen Platten hatte, habe aus seiner Sicht keinen Einfluss gehabt. «Mein Gefühl sagt mir, dass auch ein Topresultat nichts an der Entscheidung geändert hätte.»

Nino Schurter ist auch in Paris bei den Olympischen Spielen dabei.
Bild: Maxime Schmid/Keystone

Mit Schurter und Flückiger starten in Paris ausgerechnet zwei, die 2022 im Weltcup auf der Lenzerheide für einen Eklat sorgten. Flückiger wollte damals Schurter überholen, nahm zu viel Risiko, beide stürzten und beschuldigten sich danach öffentlich. Nun bilden sie zusammen das Olympia-Team der Schweiz. Dabei ist eines der Kriterien die Teamfähigkeit. «Wenn man sich für dieses Duo entscheidet, können solche Soft-Faktoren keine Rolle gespielt haben. Jede andere Kombination hätte als Team besser harmoniert», sagt Guerrini klar.

Auch Schurter selber hat sich nach dem Rennen in Nove Mesto festgelegt. Gegenüber SRF sagte er, dass er gerne mit Colombo bei Olympia an den Start gehen würde. Die beiden fahren im Weltcup für dasselbe Team. Colombo sagt deshalb: «Auch Nino hätte von mir profitiert, wenn wir zusammen in Paris gestartet wären.»