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Dieser junge Aargauer hat einen speziellen Beruf – und seine Lehre deshalb weit weg von zu Hause absolviert

Seilbahn-Mechatroniker Vitus Giger hat seine Ausbildung weit weg von zu Hause absolviert. Inzwischen ist Andermatt zu seiner zweiten Heimat geworden.

Die Pendelbahn Andermatt–Gurschen fährt gerade in der Talstation ein. Touristen sind keine dabei. Die Bahn ist schon mehrere Jahre nicht mehr in Betrieb während der Sommermonate. Der einzige Fahrgast ist Vitus Giger, der die Bahn gleich selbst bedient. Der 19-Jährige hat kürzlich die Ausbildung zum Seilbahn-Mechatroniker erfolgreich mit der Note 5,5 abgeschlossen.

Freundlich und ruhig ist er. Den Aargauer aus Mühlau könnte man auch am Informationsdesk der Bergbahn einsetzen. Vitus Giger übernimmt zwar in der Wintersaison hin und wieder als Bahnführer. Aber eigentlich mag er es ganz gerne, wenn es so ruhig ist wie jetzt und er quasi der einzige am Berg ist.

Auf der Stütze, die von Laien fälschlicherweise als Masten bezeichnet wird, bewegt sich der 19-Jährige auch in grosser Höhe ohne Furcht. Mit seinen sicheren Griffen erinnert er schon fast an einen Bergführer und führt auch den deutlich unsichereren Schreibenden und Fotografen gekonnt über die Stütze. «Richtig Höhenangst hatte ich eigentlich nie, aber zu Beginn war ich natürlich auch unsicherer», sagt er und nimmt einen grossen Schritt von der Leiter Richtung Stütze. Der frischgebackene Seilbahn-Mechatroniker schwebt regelmässig in grösserer Höhe. «Ob man von 50 oder 12 Metern runterfällt, macht ja auch keinen grossen Unterschied», sagt er scherzend. Natürlich sind die Mitarbeitenden aber während all ihrer Arbeiten gesichert.

Wurzeln hat er auch in Andermatt

Seine Mutter stammt ursprünglich aus Andermatt, seine Grossmutter und seine Tante leben noch heute im Urner Dorf. «Ich war hier schon immer am Skifahren», erzählt er. In der Oberstufe wusste er bereits früh, dass er Seilbahn-Mechatroniker werden möchte. «Ich kann hier das Hobby sehr gut mit der Arbeit verbinden. Ich sehe auch sehr viel, was man ansonsten nicht zu sehen bekommen würde», sagt Vitus Giger. Auch Dinge, die nicht direkt mit seinem Beruf zu tun haben, wie beispielsweise die Abdeckung des Gletschers, sind Bereiche, die ihn interes­sieren. «Ich bin auch immer draussen in der Natur und nicht irgendwo in einem Büro.»

Ein gutes technisches Verständnis sei sicher hilfreich für die vierjährige Ausbildung. Je nach Gebiet sollten die Lernenden auch gute Skifahrerinnen oder Skifahrer sein, denn er müsse regelmässig ausserhalb der Pisten Ski fahren, um zu den Stützen zu gelangen.

«Und man sollte auch nicht Heimweh haben», sagt er, denn für die Schule reist er immer wieder für eine ganze Woche nach Meiringen. Im ersten Jahr sind es 18 Schulwochen, danach werden es pro Jahr jeweils zwei weniger. Er schätzt den Zusammenhalt mit den Klassenkollegen, hin und wieder besucht er diese in einem anderen Skigebiet. «Als Seilbahn-Mechatroniker kannst du eigentlich in der ganzen Schweiz ­gratis Ski fahren», sagt er.

Eine Aargauerin im Corvatsch

Seilbahn-Mechatroniker ist aber nicht ein reiner Männerberuf. Mit Sina Traugott ist beispielsweise auch eine Aargauerin in der Ausbildung, sie hat gerade das dritte Lehrjahr im Corvatsch abgeschlossen. «Wer sich für diesen Job interessiert, sollte schon wetterfest sein, das gilt sowohl für Männer wie für Frauen», sagt Sina Traugott.

Speziell ist auch: Die Abschlussprüfungen werden im Lehrbetrieb abgelegt, die Experten reisen für das Fachgespräch und die Präsentation der Abschlussarbeiten an. 82 Stunden hatte Giger für die auferlegten Arbeiten Zeit. Dabei musste er unter anderem eine hydraulische Bremse revidieren, inklusive Bremsproben. Nun geht es bald in die Ferien, dann will er zumindest Teilzeit zurückkehren, denn im August startet er mit der Berufsmaturität.

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