Sie bringt uralte Kleidungsstücke von Aargauer Äbten wieder zum Glänzen
«Ich finde es spannend, wenn sich etwas selbst zerstört», sagt Lou Laurent. Sie beugt sich konzentriert über eine prachtvoll verzierte Mitra, eine liturgische Kopfbedeckung, die einst Äbte von Muri getragen haben. Geschickt entfernt sie mit der Pinzette ein Gel, das die grünliche Kupferkorrosion in sich gebunden hat, von der Metalleinfassung eines bunten Glassteins. Das filigran geformte Metall ist gereinigt und glänzt wieder.
Von der Restaurierungsarbeit zur Aargauer Geschichte
Laurent ist in der Ausbildung zur Restauratorin an der HE-Arc, einer Fachhochschule in Neuchâtel. Für ihre Semesterarbeit untersucht und restauriert sie an zwei dieser Mitren die Glas- und Metallelemente. «Ich habe vorher noch nie mit sakralen Objekten gearbeitet», erzählt Laurent.
Die Arbeit mit diesen liturgischen Kopfbedeckungen habe sie veranlasst, sich mit der Geschichte dieser Kleider zu befassen und so den Kontext ihrer Arbeit zu verstehen. Ihre Recherchen brachten sie bis nach Muri im Freiamt. Dort habe sie das Museum besucht und über den eindrücklichen Klosterbau gestaunt.
Die Reise der Mitren
Die restaurierungsbedürftigen Mitren sind zwischen 200 und 250 Jahre alt und waren höchstwahrscheinlich im Kloster Muri in Gebrauch, bevor sie nach der Aufhebung des Klosters 1841 nach Sarnen gelangten, wo die Mönche eine neue Heimat gefunden hatten. Dort wurden seit 2022 die Paramente, die liturgischen Kleider und andere Gegenstände inventarisiert. Diese gross angelegte Erhebung leitete die Kunsthistorikerin Susanne Ritter-Lutz.
Sie vermittelte die Mitren an die HE-Arc für die Glas- und Metallreinigung. Dabei ist dieser Schritt nur einer von vielen und die Erhaltung der Mitren eine interdisziplinäre Arbeit. Eine Reinigung und Sicherung der textilen Teile müssten dann andernorts bei einer dafür spezialisierten Institution, wie beispielsweise der Abegg-Stiftung im bernischen Riggisberg, vorgenommen werden.
Doch mit der Restaurierung allein ist es noch nicht getan. Auch die optimale Lagerung ist eine komplexe Sache, denn Feuchtigkeit oder das Vorhandensein von Formaldehyd, enthalten in gewöhnlichem Leim von Spanplatten in Schränken, kann Korrosionsprozesse beschleunigen. Doch säurefreie Schachteln und schadstoffabsorbierender Kohlenstoff können hier Abhilfe schaffen.
Klösterliche Kleidertradition
Mitren gehören zu den Abtinsignien und werden im Kloster Muri-Gries noch immer zu feierlichen Anlässen getragen, in Sarnen beispielsweise bei Beerdigungen. Doch nicht nur Kopfbedeckungen sind im Kleiderfundus des Klosters Muri zu finden: Die ältesten Gewänder sind mit über 400 Jahren liturgische Chormäntel, sogenannte Pluviale.
Sie sind im Besitz der katholischen Kirchgemeinde Muri und werden noch immer im Klostergebäude aufbewahrt. In Zeiten von Massenproduktion und Wegwerftrends haben die Schweizer Klöster ihre Tradition in Bezug auf Kleider bewahrt: Auch heute noch sind die Ordenstrachten meist handgefertigt, und die Klöster hüten jahrhundertealtes textiles Kulturgut.
DieAargauer Zeitungveröffentlicht in Kooperation mit«Geschichte Kloster Muri 1027–2027»in regelmässigen Abständen Beiträge zu den laufenden Recherchen:www.geschichte.kloster-muri.ch.