«Unsere Gebäcke sind den Menschen hier viel zu salzig»: Was zwei Lernende in afrikanischen Backstuben erleben
Die Telefonverbindung stockt immer wieder, die Sätze erreichen das andere Ende der Leitung jeweils mit Verzögerung. Der Anruf kommt aus einer Entfernung von über 5800 Kilometer Luftlinie, aus einem Land, dessen Bevölkerung zur ärmsten der Welt zählt.
«Das Telefonieren gehört zu jenen Dingen, die hier nicht immer so gut funktionieren», erzählt Sina Käppeli. Ihre Kollegin Thalia Huber ergänzt: «Auch die Duschen gehen nicht immer. Am Anfang war es für uns eine ziemliche Umstellung.» Seit zweieinhalb Wochen weilen die Freiämterinnen Käppeli und Huber im ostafrikanischen Land Ruanda.
Ein Abenteuer, das die beiden im Rahmen ihrer Ausbildung erleben dürfen. Beide absolvieren ihre Lehre als Bäckerin-Konditorin bei der Bäckerei Kreyenbühl in Muri. In diesem Sommer treten sie ihr drittes und letztes Lehrjahr an.
Während einem vierwöchigen Aufenthalt in Ruanda geben sie das, was sie hier in der Schweiz gelernt haben, an Berufskolleginnen und Berufskollegen in Afrika weiter.
Für einmal Lehrerin – an einer afrikanischen Berufsschule
Käppeli und Huber haben in der Berufsschule vom Praktikum in Ruanda erfahren. «Zuerst mussten wir bei unserem Lehrbetrieb nachfragen, ob das überhaupt möglich wäre», erzählen sie. Denn, dass gleich zwei Lernende einen Monat lang ausfallen können, sei nicht selbstverständlich.
Doch Regula und Burkard Kreyenbühl gaben den beiden das Einverständnis. So machten sie sich am 10. Juli mit sieben weiteren Schweizer Bäckerinnen und Bäcker auf nach Afrika. Dort besuchen sie unter anderem eine örtliche Berufsschule in Nyamasheke, wo sie jungen Studierenden Schweizer Gebäck und ihre Techniken näher bringen.
Denn die wirtschaftliche Entwicklung des Landes ist im Vergleich zu anderen Staaten Afrikas fortschrittlich. «Sie probieren, ein duales Bildungssystem aufzubauen, ähnlich wie das der Schweiz», erklärt Käppeli. Die beiden berichten ausgelassen übers Telefon, Zwischenfälle und ungewohnten Gegebenheiten in Afrika nehmen sie mit Humor.
Nebst dem Backen wird im Club gefeiert
«Ja, das Backen ist hier ziemlich anders», sagt Huber. «Es gibt keine Teigmaschine und man kann beim Ofen die Temperatur nicht einstellen. Sie liegt irgendwo zwischen 100 und 300 Grad.» Auch die Mehlqualität sei bei jedem Sack anders. Dass sie ihre Rezepte anpassen mussten, lag aber nicht nur an der Backstube.
«Unsere Gebäcke sind den Leuten hier viel zu salzig», lachen sie. «Wir verwenden nur noch etwa einen Drittel Salz. Aber auch das ist für sie noch salzig.» Trotzdem hätten die Studierenden vor Ort viel Freude gehabt, neues auszuprobieren. Und auch die Schweizerinnen konnten von ihnen lernen. «Die Einheimischen zeigten uns ihre Techniken und Rezepte wie das Chapati-Fladenbrot.»
Ausserhalb der Backstube erfreuen sich Sina Käppeli und Thalia Huber an den Begegnungen mit den Einheimischen. «Besonders jene mit den Kindern sind schön. Viele haben noch nie weisse Menschen, Mzungus, wie sie hier genannt werden, gesehen», sagt Käppeli. Huber ergänzt: «Auch die Natur ist eindrücklich.»
Zur Feier von Käppelis 18. Geburtstag werden die beiden in diesen Tagen ins Nachtleben von Ruanda eintauchen. «Wir gehen zuerst etwas Essen, danach in den Ausgang in einen Club. Das wird bestimmt ein Erlebnis», freuen sie sich.