Virenjägerin Emma Hodcroft fürchtet um Job und Aufenthaltsbewilligung
Nach der Pandemie weiss Virenjägerin Emma Hodcroft nicht, wie es weitergeht: Die derzeit an der Uni Bern beschäftigte 35-jährige genomische Epidemiologin fürchtet um ihre Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz. Diese ist an ihren Arbeitsvertrag gekoppelt, der läuft demnächst aus, und noch ist keine neue Anstellung in Sicht. Bereits letzte Woche teilte Hodcroft ihre persönliche Situation mit ihren fast 80’000 Followern auf Twitter:
Sie beschwert sich darin über befristete Verträge, die damit verbundenen Probleme bei der Wohnungssuche und Schwierigkeiten bei der Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz ohne sichere Anstellung. Dies beeinträchtige ihre psychische Gesundheit, Kreativität und Produktivität, schreibt Hodcroft.
Die britisch-amerikanische Nachwuchsforscherin spricht damit ein bekanntes Phänomen an. Wer es in der Wissenschaft zu etwas bringen will, muss sich zu Beginn der Karriere von einem befristeten Vertrag zum anderen hangeln. Wie es weitergeht, hängt oft von der Finanzierung ab. Diese zu organisieren, braucht Zeit – und davon hatte Hodcroft wie viele andere junge Epidemiologinnen während der Pandemie zu wenig.
Mit ihrer Offenheit machte sich Hodcroft, die mit ihrer Forschung zur Genetik von Virusvarianten weltweit grosses Medienecho auf sich zog, aber nicht nur Freunde. Am Donnerstag präzisierte sie deshalb, dass es ihr nicht um Mitleid gehe. Die Situation junger Akademikerinnen müsse offen diskutiert werden, schrieb sie.
Hodcroft hatte sich bereits während der Pandemie darüber beschwert, dass der hohe Arbeitsdruck während der Pandemie zulasten der Karriere gehen könnte: Anstatt Anträge für Forschungsgelder zu schreiben, seien viele junge Wissenschaftlerinnen an der Forschungsfront im Einsatz. Hodcroft war an der Entwicklung des Open-Source-Programms Nextstrain beteiligt, das die Verbreitung von Viren in Familienstammbäumen darstellt. (wap)