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Der höchste Schweizer würdigt die verstorbene Elisabeth Kopp auf bemerkenswerte Weise

Am 7. April ist die erste Bundesrätin der Schweiz nach langer Krankheit mit 86 Jahren gestorben. Nationalratspräsident Martin Candinas spricht von einer der «bemerkenswertesten und beeindruckendsten politischen Karrieren» in der Geschichte unseres Landes. Und er erklärt, wie das Ende ihrer Karriere aus heutiger Sicht zu lesen ist.

Die erste Bundesrätin der Schweiz, Elisabeth Kopp, ist am Karfreitag nach langer Krankheit verstorben. An diesem Mittwoch findet in ihrer langjährigen Wohngemeinde Zumikon (ZH) ein Gedenkgottesdienst statt. Gegen 700 Trauergäste werden in der kleinen Gemeinde erwartet.

Zum Auftakt der Sondersession gedenkt auch Nationalratspräsident Martin Candinas der «Eisbrecherin für die Rolle der Frau in der Schweizer Politik». Sie kämpfte für das Frauenstimmrecht, für ein partnerschaftliches Eherecht, für Betreuungsgutschriften. Kopp war sowohl erste Gemeindepräsidentin (1974) wie auch Bundesrätin (1984) der Schweiz. «Mit dem Tod von Elisabeth Kopp geht wohl eine der bemerkenswertesten und beeindruckendsten politischen Karrieren in die Geschichte unseres Landes ein», sagt der Bündner. «Kopp war eine entschlossene, hochkompetente Departementsvorsteherin.» Genauigkeit, Engagement und grosse Überzeugungskraft hätten sie ausgezeichnet.

Nationalratspräsident Martin Candinas eröffnet die Sondersession mit dem Nachruf auf Elisabeth Kopp, die erste Bundesrätin der Schweiz.
Bild: Peter Klaunzer / Key

Der Nationalratspräsident rückt auch den Rücktritt von Kopp in ein etwas anderes Licht. «Was dann Ende 1988 und 1989 geschah, scheint aus heutiger Optik nicht Ironie, sondern eher Zynismus der Geschichte zu sein.» Candinas spricht vom verhängnisvollen Telefonat, in dem die Bundesrätin ihren Ehemann Hans W. Kopp vor einem Geldwäscherei-Verdacht warnte. Bei der involvierten Firma sass dieser im Verwaltungsrat – und zog sich auf die Warnung hin zurück. Die Bundesrätin geriet unter öffentlichen und politischen Druck, woraufhin sie zurücktrat. Das Bundesgericht sprach sie ein Jahr später vom Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung frei.

Candinas kritisiert die öffentliche Verurteilung Kopps aus heutiger Sicht als unverhältnismässig und spricht von einem «Kesseltreiben»: «Für den Menschen Elisabeth Kopp war es eine äusserst schwierige Zeit.» Sie habe sich verraten und zu Unrecht geächtet gefühlt. «Heute wird uns bewusst, wie wichtig Elisabeth Kopp für die Schweizer Politik war, was sie für unseren Staat und unsere Gesellschaft leistete und symbolisierte und was für eine menschliche Tragik mit ihr verbunden ist.»

Es sei ihm ein «wichtiges Anliegen», so Candinas, dass gerade das Parlament den Angehörigen «grosses Mitgefühl, aber vor allem unseren Respekt Elisabeth Kopp gegenüber ausdrücken». Darauf erhoben sich die Parlamentsmitglieder sowie Besucherinnen auf der Tribüne zu Ehren der Verstorbenen – und schwiegen einen langen Moment. (wan)