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Er war ein Gigant des Jazz. Schlagzeuger Roy Haynes ist im Alter von 99 Jahren gestorben

Er hat in fast allen musikalischen Epochen des Jazz seine Spuren hinterlassen und gehört damit zu den einflussreichsten Schlagzeugern der Jazzgeschichte.

Drei Giganten haben das Schlagzeugspiel im modernen Jazz massgeblich geprägt: Max Roach, Elvin Jones – und Roy Haynes. Am 12. November ist der Letzte dieses grossen Trios in Long Island im hohen Alter von 99 Jahren gestorben. Am 13. März 2025 wäre er 100-jährig geworden.

Roy Haynes stand immer etwas im Schatten der spektakulären Schlagzeugkollegen Max Roach und Elvin Jones. Er war denn auch der erste Ersatzmann im legendären Quartett von John Coltrane, sein Einfluss war aber nicht weniger gross. Tony Williams, der bahnbrechende Drummer bei Miles Davis, hat sich mit vielen anderen direkt auf ihn berufen und bezeichnete ihn sogar als Vorläufer von Elvin Jones. Letzterer hat die Mitmusiker vor sich hergetrieben, Haynes spielte fragmentarischer und liess die Musik strömen und fliessen. Er war der Navigator, der sein Spiel in einem musikalischen Zusammenhang sah.

Stilbildender Schlagzeuger des modernen Jazz

Vor allem hat Roy Haynes in fast allen musikalischen Epochen des Jazz seine Spuren hinterlassen und gehört damit zu den einflussreichsten Schlagzeugern der Jazzgeschichte. Schon Ende der 40er-Jahre spielte er beim grossen Swing-Tenoristen Lester Young bevor er bei Charlie Parker, Bud Powell und Thelonious Monk zu einem stilbildenden Schlagzeuger des BeBop wurde. Immer wieder, etwa im Trio mit dem Pianisten Chick Corea, wagte er sich auch auf freies Terrain und verströmte dort ein swingendes, pulsierendes Gefühl, wo eigentlich alles aufgehoben war.

Der binäre Jazz-Rock der 70er-Jahre war weniger sein Ding, er war vor allem in offeneren Formen zuhause. Trotzdem war er auch in diesem Idiom, zum Beispiel in Bands von Gary Burton oder Pat Metheney, ein gefragter Mann.

Kaum ein anderer Musiker des Jazz hat über die Jahren mit so vielen Legenden des Jazz gespielt. Billie Holyday, Sarah Vaughan, Dizzy Gillespie, Miles Davis, Lee Konitz, Lennie Tristano, Stan Getz, Eric Dolphy um nur einige Wenige zu nennen. Doch Roy Haynes hatte sie alle überlebt. Ein Gigant ist von uns gegangen.