Nach Tod von Sinwar: Das sind die drei wichtigsten von Israel getöteten Islamisten
Nach dem Massaker der Hamas und anderer islamistischer Terroristen am 7. Oktober 2023 in Israel, bei dem mehr als 1.200 Menschen getötet und weitere 250 in den Gazastreifen verschleppt wurden, hat Israel eine Reihe islamistischer Anführer töten lassen. Hier ein Blick auf die drei wichtigsten:
Ismail Hanija – 31. Juli 2024
Auch der in Irans Hauptstadt verübte Mordanschlag auf den früheren politischen Führer der Hamas, Ismail Hanija, wird Israel zugeschrieben. Eine gezielt herbeigeführte Explosion tötete den 62-Jährigen in der Nacht zum 31. Juli in einem Gästehaus der iranischen Regierung in Teheran, wo er sich zur Amtseinführung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian aufhielt. Hanija gehörte der Hamas seit Jahrzehnten an und führte seine Rolle als Auslandschef der Terrororganisation zuletzt vom Golfemirat Katar aus.
Er wurde 1963 im Flüchtlingslager Schatti («Strand») in Gaza geboren und wuchs dort in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Eltern wurden aus Askalan vertrieben, das später zum südlichen israelischen Ort Aschkelon wurde. Zur Hamas stiess er Ende der 1980er Jahre während des ersten Palästinenseraufstands («Intifada») gegen die israelische Besatzung. In den Jahren darauf sass er mehrere Haftstrafen in israelischen Gefängnissen ab, 1993 kehrte er nach Gaza zurück.
Hanija machte sich einen Namen als enger Vertrauter des spirituellen Hamas-Führers Ahmed Jassin, der 2004 bei einem gezielten Luftangriff Israels getötet wurde. Nach dem Sieg der Hamas über die rivalisierende palästinensische Fatah-Bewegung bei den Wahlen 2006 diente er kurze Zeit als Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiebehörde.
Als politische Führungsfigur wurde Hanija bald darauf auf die von den USA geführte Liste weltweit agierender Terroristen gesetzt. Israel macht ihn massgeblich mitverantwortlich für das Oktober-Massaker der Hamas. Nach Hanijas Tod übernahm Sinwar die Führung der Organisation.
Hassan Nasrallah – 27. September 2024
Der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz wurde Ende September bei einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der Hauptstadt Beirut getötet. Der Tod des 64-Jährigen, der die mit der Hamas verbündete und proiranische Organisation seit mehr als 30 Jahren anführte, gilt als schwerster Schlag Israels gegen die Hisbollah seit Jahrzehnten.
Als Hisbollah-Anführer Abbas al-Mussawi 1992 von Israel getötet wurde, rückte Nasrallah an die Spitze der Schiitenmiliz. Er galt bis zuletzt als einer der erbittertsten Feinde des jüdischen Staats und stimmte sich eng mit dem Iran als wichtigstem Unterstützer ab sowie mit dessen Elitestreitmacht, den Revolutionsgarden. Nasrallah verwandelte die Miliz in eine deutlich mächtigere und gefährlichere Organisation als sie es in der Zeit seines Vorgängers gewesen war.
Als grossen Triumph empfand er den Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon im Jahr 2000 und den «göttlichen Sieg» nach Ende des zweiten Libanon-Kriegs 2006. Vor und nach der Tötung Nasrallahs ist der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah noch weiter eskaliert.
Jahia Sinwar – 16. Oktober 2024
Der Hamas-Anführer gilt als Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober 2023 und war der von Israel meistgesuchte Terrorist. Der 61-Jährige wurde in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen von israelischen Soldaten getötet. Die israelische Armee war eigenen Angaben zufolge verstärkt im südlichen Teil des Küstenstreifens im Einsatz – aufgrund von Geheimdienstinformationen, dass sich dort ranghohe Hamas-Mitglieder verborgen halten könnten.
Sinwar gehörte zur Gründergeneration der Hamas. Als junger Funktionär, der für innere Sicherheit zuständig war, war er für seine Brutalität im Umgang mit Verdächtigen und politischen Gegnern berüchtigt – und wegen seiner auch gegen eigene Leute gerichteten Grausamkeit als «Schlächter von Chan Junis» bekannt, benannt nach seinem Herkunftsort. Seit 2017 war Sinwar Hamas-Chef im Gazastreifen. In dieser Funktion rüstete er die Islamistenorganisation mit iranischer Hilfe massiv auf und bereitete sie auf den Terrorüberfall im Oktober 2023 vor.
Sinwar war 1988 wegen Mordes an vier mutmasslichen Kollaborateuren und zwei israelischen Soldaten zu einer langen Gefängnisstrafe in Israel verurteilt worden. Er verbrachte mehr als zwei Jahrzehnte in israelischer Haft. 2011 kam er als einer von mehr als 1.000 palästinensischen Häftlingen im Gegenzug für den in Gaza festgehaltenen israelischen Soldaten Gilad Schalit frei.