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Die Schweizer Zuckerindustrie profitiert von höheren Preisen in Europa

Trotz geringerer Produktion der beiden Zuckerfabriken Frauenfeld und Aarberg hat die Schweizer Zucker AG im Geschäftsjahr 2021/22 mehr umgesetzt. Dies auch dank Preissteigerungen auf dem EU-Markt, wo das Zuckerangebot momentan knapp ist. Und auch für den Verkauf der jüngsten Zuckerausbeute sind die finanziellen Aussichten gut.

225’000 Tonnen Zucker haben die beiden Zuckerfabriken Frauenfeld und Aarberg während der Kampagne 2022 hergestellt. Diese dauerte von Mitte September 2022 bis Anfang 2023, und es wurden 1,67 Millionen Tonnen Zuckerrüben verarbeitet, eine Menge, die letztmals 2019 ähnlich hoch war. Dank der vergleichsweise hohen Ernte fiel die Zuckerproduktion trotz relativ tiefen Zuckergehalts der Rüben von durchschnittlich 15,5 Prozent höher aus als in der Kampagne 2021 mit 210’000 Tonnen. 2020 wiederum waren es 229’000 Tonnen. Von der Gesamtmenge 2022 entfielen 14’000 (im Vorjahr 10’500) Tonnen auf Biozucker, die ausschliesslich im Werk Frauenfeld hergestellt wurden.

Was die Schweizer Zucker AG, die 257 Mitarbeitende hat und die beiden Fabriken betreibt, besonders freut: Zwar tendiert der Weltmarktpreis seit einigen Monaten seitwärts, doch die europäischen Zuckerpreise haben im Herbst 2022 ein Zehnjahreshoch erklommen. Die Gründe: In der EU sind innert Jahresfrist die Anbauflächen reduziert worden, und der Sommer 2022 war trocken und heiss, was die Ernte beeinträchtigt hat. Die Folge: Das Angebot in der EU hat sich deutlich verringert, sie hat aktuell zu wenig Zucker und importiert wieder grössere Mengen. Das knappe Angebot plus deutlich höhere Energiekosten für die Zuckerproduktion haben preistreibend gewirkt.

«Ermutigend, aber auch herausfordernd»

Für die Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld bedeutet das: «Die Aussichten am Zuckermarkt haben sich deutlich verbessert und die Schweizer Zucker AG wird die limitierte Produktionsmenge der Kampagne 2022 zu besseren Preisen am Markt verkaufen können.» Von höheren Zuckerpreisen profitierte das Unternehmen, wie es im Aktionärsbrief schreibt, schon im vergangenen Geschäftsjahr 2021/22, in dem der Umsatz um 2 Prozent auf 221,5 Millionen Franken gesteigert werden konnte. Allerdings schlugen auch höhere Kosten unter anderem für Energie zu Buche, was unter dem Strich erneut zu einem ausgeglichenen Ergebnis mit einem Gewinn von 400’000 (im Vorjahr 300’000 Franken) geführt hat.

Die Bedingungen für die Zuckerrübenpflanzer sind laut der Schweizer Zucker AG «ermutigend, aber auch herausfordernd». Wegen der in der Kampagne 2021 kleineren Rübenmenge nahm das Rübengeld von 79,9 Millionen auf 74,4 Millionen Franken ab. Wegen Pflanzenkrankheiten und Wetterkapriolen hat sich die Vertragsfläche zum Rübenanbau mittlerweile auf 15’700 Hektaren reduziert, wobei aber die Anbaufläche für Biorüben erweitert worden ist.

Grenzschutz als Bollwerk gegen Importzucker

Trotz allem gehöre der Zuckerrübenanbau aber «zu den finanziell attraktiveren Ackerkulturen». Die Rübenpreise seien deutlich erhöht worden, zum einen dank des höheren Zuckerpreises, zum anderem dank des Parlamentsbeschlusses vom 1. Oktober 2021, gegen den Willen des Bundesrats Stützungsmassnahmen bis 2026 gesetzlich zu verankern. Das Paket besteht aus einem Mindestzoll von 70 Franken pro Tonne Importzucker und aus Einzelkulturbeiträgen für die Rübenbauern von 2100 Franken pro Hektare und Jahr.