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Die russische OL-Athletin Natalia Gemperle darf nicht für die Schweiz starten

Die 31-Jährige ist seit 2016 mit einem Schweizer verheiratet, lebt im Aargau und hat seit einem Monat auch den Schweizer Pass. Trotzdem darf sie ihre neue Heimat vorerst sportlich nicht vertreten.

Der Vorstand des Internationalen Orientierungslauf-Verbandes hat einen sofortigen Nationenwechsel der russischen Weltklasse-Läuferin Natalia Gemperle-Vinogradova abgelehnt. Begründet wird der Entscheid mit einem Passus im Reglement, der untersagt, im gleichen Jahr für zwei verschiedene Länder zu starten. Im Februar war die in Hallwil (AG) wohnhafte Sportlerin an einem unbedeutenden Vorbereitungswettkampf in der Türkei für Russland angetreten.

Die 31-Jährige erhielt im März den Schweizer Pass und wollte wegen des Startverbots für russische Sportler infolge des Krieges in der Ukraine den ursprünglich für 2023 geplanten Wechsel ins Schweizer Nationalkader vorziehen. Die zwölffache WM-Medaillengewinnerin ist seit 2016 mit OL-Trainer Rolf Gemperle verheiratet.

Eine sofortige Aufnahme ins Schweizer Nationalkader hätte auch noch der nationale OL-Verband gutheissen müssen. Auch die Ansichten der künftigen Kaderkolleginnen wären in diese Diskussion eingeflossen.

Sie ist über den negativen Entscheid bitter enttäuscht und sagt, dass ihre sportliche Zukunft offen sei. Selbst einen Rücktritt vom OL schliesst sie nicht aus. Die Regeln im OL erlauben ihr die Teilnahme an nationalen und regionalen Läufen. Aber Titelkämpfe und Weltcuprennen sind für sie tabu. In Betracht fällt auch eine Fokussierung auf Strassenläufe bis Ende Jahr oder bis zu einer Aufhebung der Sperre gegen russische Sportler.

Auch ein Wechsel von Natalia Gemperle ins Schweizer Kader zu Beginn des kommenden Jahres ist noch nicht in trockenen Tüchern. Der Internationale Verband will das Regelwerk im Bereich des Nationenwechsels präzisieren. Bislang gab es dazu keine detaillierten Kriterien wie allfällige Wartefristen oder eine Zustimmung des alten Verbandes. Im OL-Sport gab es in der Vergangenheit bereits mehrere solcher Nationenwechsel – auch von russischen Läufern.

Der nationale Verband der Schweiz auf jeden Fall rechnet mit einer sportlichen Verstärkung für das neue Jahr. Er schreibt zum Thema: «Natalia Gemperle ist im Schweizer Team für internationale Wettkämpfe ab 2023 herzlich willkommen».