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Aargauer Parteispitzen: Warum Glarner, Freiermuth & Co. keine 1. Augustreden halten

Der Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel hält gleich drei 1. Augustansprachen im Aargau. Von den Aargauer Parteipräsidenten und -präsidentinnen dagegen wird mit einer Ausnahme niemand ans Rednerpult treten zum Nationalfeiertag. Warum ist das so?

Zwar hält längst nicht jede Aargauer Gemeinde am 31. Juli oder 1. August eine eigene Nationaltagsfeier ab. Jene, die es tun, laden dafür aber gerne eine Rednerin oder einen Redner ein. Häufig Leute aus der Politik – diese sind in der Regel geübt und haben etwas zu sagen.

So kommt bekanntlich SVP-Nationalrat Roger Köppel in den Aargau. Gleich in drei Gemeinden wird er eine Ansprache halten. Auch der Aargauer FDP-Schweiz-Präsident Thierry Burkart wird unterwegs sein, er redet am 1. August zuerst in Hunzenschwil und dann in Seengen. Auch Cédric Wermuth, Co-Präsident der Schweizer SP ist von zwei Gemeinden für eine Ansprache eingeladen: Berikon und Boswil, wo er aufgewachsen ist.

Keine Einladung erhalten

Keine Bundesfeier im Aargau gibt es für SVP-Präsident Andreas Glarner. Geplant war, dass er als Präsident der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz-Ungarn in Budapest eine Ansprache hält. Das sei leider abgesagt worden, stattdessen sei er am 1. August geschäftlich in Griechenland, teilt er mit.

Um die Spitzen der Aargauer Kantonalparteien reissen sich die Gemeinden offensichtlich generell nicht. Er sei am 1. August unterwegs und habe keine Einladung als Redner erhalten, sagt GLP-Präsident Philippe Kühni. Er sei von keiner Gemeinde angefragt worden, antwortet auch Stefan Dietrich, der seit kurzem als Co-Präsident die SP Aargau leitet.

Lieber parteiunabhängige Redner?

Und auch Sabina Freiermuth, FDP-Präsidentin, hat, anders als in früheren Jahren, keine Einladung erhalten. Nach den Corona-Jahren, in denen die meisten Gemeinden keine oder nur sehr abgespeckte Bundesfeiern durchführten, hätten noch nicht alle dazu zurückgefunden, meint sie.

Weiter stelle man eine gewisse Zurückhaltung gegenüber der Politik fest, manche Gemeinde lade lieber parteiunabhängige Rednerinnen und Redner aus Kultur, Sport oder Wirtschaft ein. Freiermuth sagt:

«Oft wird in 1.-August-Reden Politik gemacht. Dabei müsste es um die Gesellschaft gehen, die gemeinsamen Werte müssen im Mittelpunkt stehen.»

Roland Frauchiger, Co-Präsident EVP Aargau.
Britta Gut

Das findet auch Roland Frauchiger, Co-Präsident der EVP. «Ich würde mir eine Anfrage überlegen», sagt er. Aber auch er wurde nicht als Redner eingeladen. Als Gemeindeammann von Thalheim verbringe er den Tag sowieso am liebsten dort. 1. Augustredner ist in seiner Gemeinde diesmal der Dorfpfarrer. Man wechsle zwischen Einheimischen und Auswärtigen ab, sagt Frauchiger, und achte darauf, dass der Redner zum Dorf passe – auch ein Stück weit politisch: «Ein Gewerkschafter wäre in Thalheim vielleicht nicht so richtig.»

Therese Dietiker, Co-Präsidentin EVP Aargau.
zvg

Therese Dietiker, neben Frauchiger Co-Präsidentin der EVP, teilt mit, 1.-August-Reden gehörten bisher nicht in ihr Repertoire, sie habe sich dafür nie stark gemacht. Wenn sie nicht in den Ferien sei, nehme sie zwar manchmal an einer Feier teil, das entscheide sie aber spontan.

Keine Antwort kam von Nora Langmoen, Co-Präsidentin der SP. Laut Stefan Dietrich haben eben ihre Ferien begonnen. Er selber verbringt den 1. August in den Bergen. Und er feiert ihn doppelt, denn der Nationalfeiertag ist auch sein Geburtstag. Er wird 48.

Binder redet über Neutralität

Marianne Binder ist die Ausnahme. Als einzige Kantonalpräsidentin hält sie eine Rede zur Bundesfeier. Die Mitte-Nationalrätin tritt am 31. Juli in Dottikon auf, danach reist sie zurück in die Ferien. Schon letztes Jahr war sie Rednerin, damals in Untersiggenthal, wo sie aufgewachsen ist. Einer weiteren Gemeinde aus einem anderen Kanton habe sie absagen müssen, so Binder, die Feier hätte gleichzeitig wie jene in Dottikon stattgefunden.

Thematisieren wird Marianne Binder die Neutralität. Da werde sie nicht die Einzige sein, glaubt sie, aber es sei jetzt ein zentrales Thema, für sie als Mitglied der Staatspolitischen Kommission sowieso. Sie beziehe in ihren Reden stets die Kinder im Publikum ein, so Binder, diese spielten am 1. August eine wichtige Rolle. «Für sie ist der Feiertag besonders, also sollen sie auch in den Reden angesprochen werden.»

Grüne Frauen in Zofingen

Sabina Freiermuth wird wahrscheinlich an der Feier in ihrer Gemeinde Zofingen teilnehmen, wie sie sagt. Stadtpräsidentin Christiane Guyer führt dort ein Gastgespräch mit Nationalratspräsidentin Irène Kälin – beides Grüne. Die Partei spielt am 1. August eine untergeordnete Rolle, sagt die freisinnige Freiermuth. «Und wenn wir schon etwas zu feiern haben, dann sollten wir das auch tun.»