Stolz auf sportliche Erfolge, den ESC und die Bundesverfassung: Darüber sprachen die Aargauer Regierungsräte am 1. August
LandammannMarkus Dieth (Mitte)ging in seiner Rede auf die sportlichen Erfolge der Schweiz ein. «Die Hockey-WM in Tschechien, die Leichtathletik-EM in Rom, die Fussball-EM in Deutschland und jetzt die Olympischen Spiele in Paris halten uns ganz schön auf Trab», sagte Dieth. Alleine diese vier Veranstaltungen hätten 500 Stunden Fernsehprogramm gefüllt, rechnete der Landammann vor.
Er freue sich, mit den Anwesenden die Nationalhymne zu singen. «Denn so wie die Erfolge der Sportler auch ein wenig unsere Erfolge sind, so ist der Erfolg der Schweiz ganz und gar unser Erfolg.» Dieth schlug dann den Bogen vom Sport zur «gelebten Demokratie»: «Hier, in unserem Land, sind wir keine Zuschauer auf der Tribüne, die nur buhen und jubeln dürfen. Wir sind selbst Spieler, Trainer oder Läufer.»
Lokal engagieren statt global resignieren
«Ist Ihnen auch schon aufgefallen, wie unterschiedlich wir unseren Nationalfeiertag feiern?», fragte RegierungsratDieter Egli (SP)in seiner 1.-August-Rede. Für uns sei dies selbstverständlich. «Andere Nationen – nehmen wir Frankreich und den Quatorze Juillet als Beispiel – feiern ihren Nationalfeiertag mit pompösen Festen und Paraden», erinnerte Egli. Wir Schweizerinnen und Schweizer hielten das ganz anders. «Wir feiern nicht alle miteinander in der Hauptstadt.» Bei uns feiere lieber jede Gemeinde für sich, auf ihre Art.
Dies sei sehr föderalistisch und würde nur dank den Freiwilligen aus den Vereinen funktionieren. «Es braucht das Milizsystem – also dass ganz viele Leute ehrenamtlich mitmachen, ohne dass sie dafür einen Lohn erhalten.» Wichtig sei aber, dass diese Leute mitreden könnten. Egli ging dann auf globale Ereignisse ein und erklärte, die Schweiz müsse sich in einer Form am Geschehen beteiligen. «Es ist tausendmal sinnvoller, sich lokal zu engagieren, als global zu resignieren.»
Attiger spricht über Klimapolitik und Versorgungssicherheit
RegierungsratStephan Attiger (FDP)ging auf aktuelle Herausforderungen für den Kanton Aargau ein. Etwa den Umgang und die Folgen der Ukraine-Krise. «Sie haben die schwierige Situation direkt gespürt, spätestens bei der Heizkostenabrechnung oder an der Tankstelle», sagte Attiger. «Es geht bei dieser Krise für die Schweiz allerdings nicht nur ums Portemonnaie», betonte er.
Es gehe auch um einen wichtigen Grundwert: die Unabhängigkeit. «Uns wurde vor Augen geführt, dass die Schweiz bei der Energie und beim Strom vom Ausland abhängig ist.» Der beste Schutz sei, die erneuerbaren Energien auszubauen und die Energieeffizienz steigern. Attiger ging auf zahlreiche Aargauer Projekte und Herausforderungen ein. Schliesslich erklärte er, Stabilität und eine kontinuierliche Entwicklung bildeten die Basis unseres Wohlstands. «Dieser ist aber nicht gottgegeben», mahnte er. «Auch unser Land muss sich weiterentwickeln, muss Antworten finden auf die Veränderungen unserer Gesellschaft.»
Hürzeler geht auf die Geschichte der Schweizer Fahne ein
RegierungsratAlex Hürzeler (SVP)ging unter anderem auf die Schweizer Fahne ein. Solche habe er zu seiner Überraschung einst auch auf einer USA-Reise auf der Übersichtskarte eines Freizeitparks entdeckt. «Ich freute mich bereits auf das Matterhorn, eine Riesen-Alpenrutschbahn oder Schoggi- oder Fondue-Verpflegungsstände», erzählte Hürzeler. «Nichts dergleichen, die Schweizer Fahnen markierten die Sanitätsposten.»
Hürzeler ging auf die Geschichte der Schweizer Fahne ein. Heute wecke diese den Nationalstolz und schärfe das Bewusstsein, Teil einer grossen Gemeinschaft zu sein. So etwa an den Olympischen Spielen. Hürzeler forderte die Anwesenden auf, die Fahne auch nach dem Nationalfeiertag hängen zu lassen und damit das Schweizer Team, das unsere Land in Paris vertritt, weiter zu unterstützen.
Verantwortung, Versöhnung und Verteidigung
Auch RegierungsratJean-Pierre Gallati (SVP)brachte eine sportliche Anekdote: «Es hat zwar nicht ganz gereicht, dass wir im Fussball Europameister geworden sind, dafür haben wir den ESC gewonnen.» Gallati ging auf die Bundesverfassung ein, erinnerte aber auch daran, dass eine funktionierende Schweiz von der Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger lebe. Als Beispiel führte er die Corona-Pandemie an: «Die besten Massnahmen nützen nichts, wenn sie der Einzelne weder einsieht noch einhält.»
Eine weitere wichtige Strategie für die Schweiz sei die Versöhnung, erklärte Gallati und ging auf den Sonderbundskrieg ein. «Der Ausgang des letzten Schweizer Bürgerkriegs ebnete den Weg für den Übergang vom bisherigen Staatenbund zu einem Bundesstaat.» Weiter erklärte Gallati in seiner Rede, wie wichtig es für einen Staat sei, dass er seine Bevölkerung verteidigen könne.
Volk wägt an der Urne ab
Nationalrätin und RegierungsratskandidatinMartina Bircher (SVP)erklärte in ihrer Rede, dass der 1. August nicht einfach ein Feiertag sei, an dem man halt nicht zur Arbeit muss. «Die eidgenössische Volksinitiative für einen arbeitsfreien Bundesfeiertag war bis heute übrigens die einzige ‹arbeitszeitreduzierende› Initiative, die vom Volk 1993 angenommen wurde», macht sie klar. Das zeige, dass die Demokratie funktioniere. «Das Volk geht nicht einfach mit Eigeninteressen an die Urne, sondern wägt ab.»
Die Legitimation der Schweiz könne man in der Bundesverfassung finden, erklärte Bircher, und ging auf deren Inhalt ein. «Freiheit ist die Möglichkeit, jederzeit mitbestimmen zu können, wie unsere Zukunft aussehen soll.» Die Bundesverfassung sei aktueller denn je, erklärte Bircher weiter. «Denken wir nur an das institutionelle Rahmenabkommen, welches der Bundesrat abschliessen möchte. Wie fest wird dies unsere Unabhängigkeit beeinflussen?» Sie wünsche sich, «dass wir zu unseren Grundwerten Sorge tragen und dass wir nicht naiv und mit falscher Toleranz unsere Eidgenossenschaft gefährden.»