Aargauer leidet nach Corona-Impfung an MS: «Man sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen»
Es ist der 16. Juni 2021: Ein 35-jähriger Aargauer aus Neuenhof erhält die erste Dosis Spikevax von Moderna. Zwei Wochen danach bemerkt er am rechten Bein taube Stellen. Mitte Juli wird er zur zweiten Dosis aufgeboten. Er meldet seine Beobachtung dem Impfpersonal. Dieses versucht zu beschwichtigen: «Man sagte mir, das könne nicht wegen der Impfung sein, ich solle mir keine Sorgen machen».
Eine fatale Fehleinschätzung, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Denn bereits in der Nacht nach der zweiten Impfung folgen starke Kopfschmerzen, Schweissausbrüche, am Tag darauf auch Rückenschmerzen.
Deutliche Hinweise gefunden
Die Symptome verschlimmern sich zusehends. Heute stapeln sich in der Wohnung des jungen Doktors der Eltektrotechnik die Medikamente. Inzwischen ist klar: Er leidet an Multipler Sklerose (MS). Der Aargauer ist gemäss «SonntagsZeitung» die erste Person, bei der immunologisch untersucht wurde, ob ein Zusammenhang mit der Covid-Impfung bestehe. Dabei habe man «deutliche Hinweise gefunden», dass die Impfung an der Auslösung von MS beteiligt war.
Notfallstationen wiederholen Fehldiagnose
Doch für dieses Resultat und die daraus geschlossene korrekte Behandlung musste der Mann lange kämpfen. Als die tauben Bereiche sich auf das gesamte Bein ausbreiteten sowie stechende Schmerzen in Hüft-, Knie- und Fussgelenkten dazu kommen, sucht er Hilfe auf den Notfallstationen des Kantonsspitals Baden sowie der Universitätsspitäler in Lausanne und Zürich.
Sie alle sind der Meinung, es handle sich um einen eingeengten Nerv oder ein Bandscheibenproblem. Die Taubheitsgefühle würden bald wieder verschwinden, wird ihm beschieden. Von einem Zusammenhang mit der Moderna-Impfung wollen die Ärztinnen und Ärzte nichts wissen. Obwohl sie nur schon in einem Verdachtsfall eine Meldung bei Swissmedic wegen möglicher Impffolgen machen müssten, erfolgt diese nicht.
Um die Symptome zu erklären, hätten sie nach den seltensten Krankheiten gesucht, über die Impfung habe niemand diskutieren wollen. «Die Überwachung von unerwünschten Impfnebenwirkungen funktioniert in der Schweiz nicht», sagt der Aargauer. Am Ende habe er selbst die Meldung bei Swissmedic machen müssen.
System funktioniert nur, solange es gutgeht
Doch er bleibt hartnäckig und erhält – drei Monate nach der zweiten Dosis – nach mehrmaligem Nachfragen endliche eine Überweisung zu einem Neuroimmunologen. Dieser untersucht den speziellen Fall eingehend, stellt die MS-Diagnose und verordnet eine Therapie mit Medikamenten, die das Fortschreiten stoppen und einige der Symptome rückgängig machen können.
Heute sagt der Mann, er würde sich dennoch wieder impfen lassen. Er sei überzeugt, dass Impfungen grundsätzlich wichtig seien und die Pandemie entscheidend bekämpfen konnten. Was ihn befremdet, ist sein langer Kampf bis zur richtigen Diagnose und Behandlung: «Das System in der Schweiz funktioniert nur, wenn keine Probleme auftreten».