Neue Bedrohung für Tomaten und Peperoni: Das Jordanvirus breitet sich in der Schweiz aus
Mit dem weltweiten Handel von Saat- und Pflanzgut nehmen neue Schädlinge in der Schweiz zu. Einer davon ist das Jordanvirus: Es wurde 2021 zum ersten Mal auf importierten Pflanzen in der Schweiz nachgewiesen – auf einem Thurgauer Tomatenproduktionsbetrieb. Nun mehren sich die Fälle, wie das Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope am Dienstag mitteilte.
Das Jordanvirus
Das Jordanvirus (engl. Tomato Brown Rugose Fruit Virus) ist eine Pflanzenkrankheit, die Tomaten und Peperoni befällt. Ertragsausfälle bis zu 100 Prozent sind möglich. Das ursprünglich aus Israel stammende Jordanvirus wurde 2018 erstmals in Europa (Deutschland) nachgewiesen, 2021 auch in der Schweiz. Es ist sehr ansteckend und überlebt lange auf Pflanzenresten, im Boden und in Gewächshäusern. Als Quarantäneorganismus ist das Jordanvirus melde- und bekämpfungspflichtig und wird von den eidgenössischen und kantonalen Pflanzenschutzdiensten überwacht. Für Menschen ist es ungefährlich.
Das jüngste Beispiel ist eine Lieferung von 6000 Jungpflanzen, die per Flugzeug in die Schweiz gelangt. Bei der Inspektion am Flughafen Zürich stellt der eidgenössische Pflanzenschutzdienst einen Verdacht auf Befall durch das Jordanvirus fest. In einem speziell abgesicherten Quarantänelabor von Agroscope in Changins wird das Virus mittels PCR-Test nachgewiesen. Die ganze Lieferung muss vernichtet werden.
Drei Importe hat Agroscope dieses Jahr untersucht, zwei waren positiv auf das Jordanvirus. Denise Altenbach, Leiterin der Forschungsgruppe Molekulare Diagnostik für geregelte Pflanzenschadorganismen bei Agroscope, sagt:
«Es ist ein Kampf gegen die Zeit.»
Die Verbreitung des hochansteckenden Virus könne man nur verhindern, wenn man es frühzeitig erkenne. Man dürfe sich keinen Fehler erlauben: «Es muss verhindert werden, dass infizierte Jungpflanzen in Produktionsbetrieben und in den Hausgärten landen.»
Agroscope plant fürs laufende Jahr bis zu 1000 Stichprobenkontrollen in Tomaten- und Peperoniproduktionsbetrieben sowie in Gärtnereien und Gartenzentren. Zudem wird das Drainagewasser aus Gewächshäusern auf das Jordanvirus untersucht.WERBUNG
Fällt eine Stichprobe positiv aus, beispielsweise in einem Produktionsbetrieb, kann die Fruchternte unter strengen Hygienemassnahmen weitergeführt werden. Dies, weil Experten das Risiko einer Verbreitung durch Früchte als gering einschätzen und der Schaden für die Produzenten unverhältnismässig gross wäre. Nach Saisonende müssen alle Pflanzen verbrannt und alle betroffenen Gewächshäuser inklusive Bewässerungskreislauf dekontaminiert werden.