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«Neue Geheimwaffe» beendet den Krieg

1940er-Jahre US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki zwingen Japan im August 1945 in die Knie – das ZT ordnet die neue «Zerstörungswaffe» ein.

«Vom Kriegsschauplatz aus dem Fernen Osten kommt heute die Nachricht, dass Engländer und Amerikaner im Vernichtungskampf gegen Japan eine neue Geheimwaffe eingesetzt haben. Es handelt sich um die Atom-­Bombe», schrieb das Zofinger Tagblatt am 7. August 1945, einen Tag nach dem Abwurf der ersten Atombombe der Geschichte (Codename: «Little Boy»). Die Wörter «neue Geheimwaffe» sowie «Atom-Bombe» sind mit dicken Lettern aus dem Text hervorgehoben. Im Nebensatz wird ausserdem noch erwähnt, dass an der Atombombe «die Deutschen ebenfalls mit allem Eifer gearbeitet hatten, ohne freilich ein brauchbares Ergebnis innert für sie noch nützlicher Frist zu erzielen».

Dieser Text stammt aus der Sonderbeilage «150 Jahre Zofinger Tagblatt» vom 1. Februar 2023, in der jeweils ein Ereignis aus jedem Jahrzehnt seit der ersten Ausgabe des ZT vertieft betrachtet wird.

«Neue Möglichkeiten des Vernichtungskrieges»

Diese «Geheimwaffe» erhält im Text zusätzlich das Etikett «Zerstörungswaffe», die – und hier wird der amerikanische Präsident Harry S. Truman zitiert – «den Weg zu ganz neuen Möglichkeiten des Vernichtungskrieges öffne, wenn ein solcher überhaupt in der Zukunft von irgend einer ver­antwortungslosen Macht noch entfesselt werden sollte». Eine Aussage, um die Japaner einzuschüchtern? Vermutlich, denn noch gingen die harten Kämpfe im Pazifikkrieg weiter. Aber sicher auch eine Drohung in Richtung Stalin. Auch wenn die USA gemeinsam mit der Sowjetunion gegen Hitler-­Deutschland und Japan kämpften – die ideologischen Differenzen waren enorm und Zerfallserscheinungen dieser Allianz schon bei Kriegsende in Europa spürbar.

Zurück zum ersten Atombombenabwurf: Über die Wirkung von «Little Boy», Sprengkraft 20 000 Tonnen TNT und damit das 2000-Fache der bisher grössten Sprengbombe, stand im ZT vom 7. August nur wenig. Denn alliierte Aufklärungsflieger konnten wegen der Staub- und Rauchwolken über Hiroshima keine zuverlässigen Beobachtungen machen. «Radio Tokio meldete lediglich, dass am Montag früh um 8 Uhr 20 (japanische Zeit) ein Angriff stattgefunden habe», schrieb das ZT. Die 300 000 Einwohner zählende Stadt «dürfte nach der Ansicht von Fachleuten, die über die Sprengwirkung der Atombombe unterrichtet sind, buchstäblich vom Erdboden verschwunden sein». Das ZT schrieb auch, dass Japan nach dem Atombombenabwurf wohl zur Beendigung des Krieges bereit sein werde: «Denn es verbleibt nur noch die Wahl zwischen der Kapitulation und der restlosen Vernichtung.»

Am 15. August, sechs Tage nach dem Abwurf der zweiten Atombombe («Fat Man»), dieses Mal auf die Hafenstadt Nagasaki, gab der japanische Kaiser Hirohito die Beendigung des Krieges bekannt. Mit der Kapitulation Japans am 2. September war der Zweite Weltkrieg auch in Asien zu Ende.

Genaue Opferzahlen wird man vermutlich nie herausfinden. Neueste Schätzungen gehen von 136 000 Toten in Hiroshima und 64 000 Toten in Nagasaki bis Ende 1945 aus. In Hiroshima wurden knapp 92 Prozent der Gebäude zerstört oder beschädigt, in Nagasaki nur rund 36 Prozent.

«Die Atom-Bombe werde den ganzen Luftkrieg revolutionieren» – mit diesem Satz zitierte das ZT am 7. August 1945 den amerikanischen Präsidenten Truman.