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Russlandflagge auf Aargauer Hochhaus erhitzt Gemüter – das will der Initiant der Aktion damit sagen

Seit mehreren Wochen hat der Besitzer des Gebäudes auf dem Dach des Limmathofs in Neuenhof eine russische Fahne unter der Schweizerflagge gehisst. Am Montag war sie plötzlich verschwunden.

Seit mehreren Wochen hängt eine russische Flagge auf dem Dach des Neuenhofer Hochhauses Limmathof unmittelbar neben dem Schulgelände. Gehisst hat sie der Besitzer der Immobilie an der Hardstrasse 77, Roni Brunner. Die Flagge sei kein Bekenntnis zur russischen Kriegsführung gegen die Ukraine, sagt der Unternehmer aus Remetschwil auf Anfrage. «Es ist ein politisches Statement. Die Diskussion über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine soll in unserem Land endlich neutraler geführt werden», fordert der 64-Jährige.

Die Idee sei nach einer Studienreise unter Mitwirkung eines Oberstes im Generalstab der Schweizer Armee in ihm gereift. Mit einer rund 30-köpfigen Gruppe reiste Brunner im vergangenen Oktober drei Wochen lang von Danzig nach Kaliningrad über Moskau bis nach Sotschi. «Abends hielt der Militarist, der dreissig Jahre lang im ukrainisch-russischen Grenzgebiet Dienst geleistet hatte, Vorträge über die geopolitische Situation.» Viel Hintergrundwissen über die Entstehung des Konflikts sei dabei vermittelt worden. Das sei hoch spannend gewesen und er habe das Land Putins ganz anders wahrgenommen als bisher.

Seit mehreren Wochen wehten die beiden Fahnen auf dem Dach des Hochhauses.
Bild: zvg

Auch habe er viele Gespräche mit der russischen Bevölkerung geführt und dabei festgestellt: Der Rückhalt für Vladimir Putin sei sehr gross und nicht, wie Schweizer Medien berichteten, eine Folge von Propaganda. Das lese man in der Schweizer Medien jedoch nicht. «Meine Botschaft ist, dass man verschiedene Medien konsumieren sollte. Das ist mir ganz wichtig.»

Roni Brunner betont, dass er den Krieg natürlich keinesfalls billige. «Dort sterben täglich immer noch Hunderte Menschen, und wir sitzen hier in der Schweiz und bekommen nichts mit.» Nach seiner Rückkehr habe er sich Gedanken gemacht, was er persönlich zur Entspannung der Situation beitragen könnte. Dann hisste er gemeinsam mit seinem Sohn die Russland-Fahne.

Roni Brunner im Oktober 2024 vor dem Kreml.
Bild: zvg

Dass er mit seiner Aktion polarisiert, wurde Roni Brunner schon bei Diskussionen im Vorfeld klar: «Einige Personen waren interessiert, andere haben sofort das Thema gewechselt.» Inzwischen erhitzt die Fahne die Gemüter über die Region hinaus, nachdem «20 Minuten» gross darüber berichtet hat. Der Badener SP-Politiker Yannik Mullis kritisierte in der Gratis-Zeitung, es sei falsch, das autoritäre russische Regime zu unterstützen, mit dem die Bevölkerung unterdrückt werde.

«Ich wollte die Gemüter etwas abkühlen»

Auch beim Badener Tagblatt gingen Reaktionen ein. «Russland hat mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine und die westliche freien Demokratien und bald insgesamt mindestens 500’000 Tote nie wieder gut zu machendes Elend verursacht», schreibt ein Leser in einer E-Mail an die Redaktion. «So etwas darf nicht geduldet werden.» Die Hausverwaltung distanzierte sich gemäss «20 Minuten» ebenfalls von Brunners Aktion.

Auch bei ihm hätten sich Freunde und Bekannte gemeldet, die Reaktionen seien sowohl positiv als auch negativ gewesen, so Roni Brunner. Er hat vom ganzen Trubel um die Fahne jedoch nur wenig mitbekommen, da er bis am Dienstag in Umbrien weilt, wo er vor drei Jahren ein Anwesen gekauft hat und vier Ferienwohnungen betreibt.

Am Montag wehte nur noch die Schweizerfahne auf dem Dach.
Bild: Sandra Ardizzone

Am Montagmorgen war die Russland-Fahne plötzlich vom Dach des «Limmathofs» in Neuenhof verschwunden, nur noch die Schweizer Flagge ist gehisst. Wurde Roni Brunner nun doch etwas mulmig? Auf Nachfrage versichert der Unternehmer: «Die Fahne wird am Abend wieder dort hängen. Ich habe sie nur vorübergehend durch meinen Sohn abhängen lassen, um die Gemüter etwas abkühlen zu lassen.»