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Antisemitismus in der Schweiz steigt weiter an: Jüdische Bevölkerung verbirgt aus Angst immer öfters ihre Identität

Das Sicherheitsempfinden von Jüdinnen und Juden hat sich wegen des zunehmenden Antisemitismus deutlich verschlechtert. Ein Viertel der Teilnehmenden einer neuen Umfrage hat bereits einmal ans Auswandern gedacht, weil sie sich in der Schweiz nicht sicher fühlen.

Der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 und der darauffolgende Gaza-Krieg haben zu einem beispiellosen Anstieg des Antisemitismus geführt. Die Anzahl antisemitischer Vorfälle hat sich im vergangenen Jahr auf rekordhohem Niveau verfestigt.

Der Antisemitismus-Bericht 2024 des SIG und der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) zählt für die Deutschschweiz sowie die italienisch- und romanischsprachige Schweiz 221 antisemitische Vorfälle in der realen Welt. Gegenüber 2023 entspricht dies einer Steigerung von 42,5 Prozent, gegenüber 2022 beträgt die Zunahme sogar 287 Prozent.

Im Online-Bereich wurden letztes Jahr 1596 Vorfälle registriert. Aufgrund einer neuen Methodik ist die Vergleichbarkeit mit den Vorjahreswerten (2023: 975; 2022: 853) nur beschränkt möglich.

Vermeidungsverhalten nimmt zu

Der zunehmende Antisemitismus beeinträchtigt die subjektive Sicherheitslage der jüdischen Bevölkerung in der Schweiz. Dies geht aus einer neuen Befragung von 1335 Jüdinnen und Juden in der Schweiz hervor. Durchgeführt und ausgewertet wurde sie von der Uni Zürich, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Hochschule für soziale Arbeit Freiburg.

Fast jeder zweite Befragte hat in den letzten 12 Monaten Belästigungen erlebt. Deutlich angestiegen gegenüber einer ersten Durchführung der Umfrage von 2020 ist auch das sogenannte Vermeidungsverhalten. Doppelt so viele Befragte wie damals meiden heute Veranstaltungen, Orte oder Kleidung, die sie als Jüdinnen und Juden erkennbar werden lassen. 28,4 Prozent der Befragten haben in den letzten fünf Jahren darüber nachgedacht, aus der Schweiz auszuwandern, weil sie sich hier nicht sicher fühlen.