Daniel «Kissi» Kissling wird neuer Co-Betriebsleiter des Kiff in Aarau: «In Olten konzentriere ich mich nun auf die Politik»
Vor ziemlich genau einem Jahr wurde bekannt, dass das Oltner Kulturlokal Coq d’Or schliesst. «Ich habe Tränen in den Augen und Liebe im Herzen», schrieb der langjährige Geschäftsführer Daniel Kissling des Kulturlokals damals in einem Facebook-Post.
Das Ende des Lokals, das in den Jahren zuvor weit über Olten hinaus Bekanntheit erlangte vor allem mit seinen Konzerten, aber auch mit seinen Diskussions-, Literatur- und weiteren Themenabenden, war ein schwerer Schlag für die alternative und junge Kulturszene. Versuche, ein Pendant aufzuziehen, scheiterten bisher.
Und vorläufig wird auch Kissling nicht mehr mithelfen können bei der Suche nach einer «Coq»-Nachfolge. Der 34-Jährige wird ab diesem Mai neuer Co-Betriebsleiter des Kiff in Aarau, wie der Kulturbetrieb mitteilt. Er führt diesen gemeinsam mit Simon Kaufmann, der für die Finanzen zuständig ist. Kissling wird die Bereiche Programm, Kommunikation und Personelles unter sich haben und das Team von 12 Festangestellten führen. Dazu kommen knapp 200 Freiwillige, die zum Teil zum Stundenlohn arbeiten.
«Für uns ist die Besetzung ein Glücksfall. Wir integrieren damit viel Erfahrung und Begeisterung für Populärkultur in unseren Betrieb»,
lässt sich Gisela Roth, Präsidentin des Vereins Kiff, in einer Mitteilung zitieren.
Kissling freut sich auf die neue Aufgabe. «Ich habe mich auch an anderen Orten wie Zürich, Basel oder Bern beworben, den Job in Aarau wollte ich aber unbedingt», sagt er auf Anfrage. In Olten wolle er sich nun vor allem auf die Politik konzentrieren. «Kissi», wie in alle in seiner Heimatstadt nennen, ist Gemeindeparlamentarier und Co-Fraktionschef der Partei Olten jetzt!.
Kissling, der Germanistik und Philosophie studiert hat, würde aber nebenbei mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn jemand in Olten ein neues kulturelles Projekt à la «Coq d’Or» aufziehen möchte.
«Das Kiff ist unbestritten die wichtigste Adresse für Pop- und Konzertkultur am Jurasüdfuss», schreibt er im Facebook-Post, in dem er seinen neuen Job verkündet. Die Kulturinstitution, die mit seinen 200 Konzerten, Tanz- und Kleinkunstveranstaltungen 42’000 Leute pro Jahr anzieht, machte 2020 einen Umsatz von 2,2 Millionen Franken.
Im letzten Jahr feierte das Kiff – abgekürzt für «Kultur in der Futterfabrik» die mittlerweile 30-jährige Zwischennutzung in der ehemaligen Fabrik in Aarau. Zudem plant der ehrenamtliche Verein einen Ausbau des Betriebs, um sich «als Musikförderer im Konzertmarkt Schweiz positionieren» zu können, wie es auf der Webseite heisst. Der Bau für das Kiff 2.0 ist auf einer Parzelle direkt hinter der früheren Futterfabrik geplant.
Das Kiff sei der Beweis, dass musikalischer Anspruch, ein Programm am Puls der Zeit und Feiern mit Haltung auch abseits der urbanen Zentren funktionieren kann, schreibt Kissling weiter in seinem Post. Der Betrieb wird von der öffentlichen Hand (Stadt Aarau, Kanton Aargau und Aargauer Kuratorium) jährlich mit knapp 880’000 Franken unterstützt.
«Beim Kiff sieht man, was möglich wäre, wenn Stadt, Kanton und der Lotteriefonds solche Projekte unterstützen würden.»
In Olten haben die 20’000 Franken, welche das Gemeindeparlament 2019 für den Kulturverein des «Coq d’Or» gesprochen hat, für kontroverse Diskussionen gesorgt. Wegen der Coronapandemie wurden schliesslich nur 8000 Franken ausbezahlt. Ende Juni 2021 ging das «Coq d’Or» zu.