Ermordung von CEO in Manhattan: Verdächtiger festgenommen und Anklage eingereicht
Nach einer Festnahme im Mordfall des Versicherungsmanagers Brian Thompson hat die New Yorker Staatsanwaltschaft am späten Montagabend (Ortszeit) Anklage gegen einen Verdächtigen erhoben. Dies geht aus einer Online-Gerichtsakte hervor.
Der 26-Jährige mutmassliche Täter bleibt zunächst im US-Staat Pennsylvania in Untersuchungshaft, wo er am Montag von der örtlichen Polizei festgenommen wurde. Sie hatte den Mann den Angaben zufolge nach einem Hinweis von einem Zeugen verhaftet, der ihn in einem Restaurant der Fast-Food-Kette McDonald’s im Bundesstaat Pennsylvania gesehen hatte.
Der New Yorker Bürgermeister Eric Adams sprach am Montag von einem dringenden Tatverdacht gegen den 26-Jährigen. Die Chefin der New Yorker Polizei, Jessica Tisch, sagte, eine bei ihm gefundene Waffe stimme überein mit der Pistole, die bei dem Verbrechen benutzt worden sei.
Bei dem Verdächtigen entdeckten Ermittler zudem Schriften, die nach ersten Erkenntnissen Kritik an der Versicherungsindustrie üben, wie ein Vertreter der Strafverfolgungsbehörden, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AP sagte. Neben der Pistole fand die Polizei bei dem Verdächtigen demnach auch einen Schalldämpfer und falsche Papiere.
Ist Groll auf Gesundheitsbranche das Tatmotiv?
Der Verdächtige soll gemäss 20 Minuten auf den sozialen Medien antikapitalistische und klimaschutzbezogene Inhalte abonniert haben. Zudem habe er mehrfach Zitate des «Unabomber» Ted Kaczynski geteilt, der mit Bombenanschlägen in den 1980er- und 1990er-Jahren gegen die Technologisierung der Gesellschaft protestierte.
Ein möglicher Tatverdacht könnte ein tiefer Groll gegen die Gesundheitsbranche sein. Laut «New York Post» zeigen Recherchen, dass er 2013 seine Grossmutter und 2017 seinen Grossvater verlor. Der Tatverdächtige soll zudem 2014 in einem Altersheim gearbeitet haben.
Zudem leide der Verdächtige selbst unter gesundheitlichen Problemen. Nach einer Surfstunde soll der 26-jährige aufgrund anhaltender Rückenschmerzen eine Woche im Bett verbracht haben, wie ein ehemaliger Mitbewohner sagte. Nach einer Rückenoperation, der sich der Tatverdächtige kürzlich unterzogen habe, habe seine Familie nichts mehr von ihm gehört und meldete ihn als vermisst.
Spürhunde und Taucher suchen im Central Park weiter
Der 50-jährige Thompson, Chef des Krankenversicherers UnitedHealthcare, war laut Polizei alleine auf dem Weg zur jährlichen Investorenkonferenz des Mutterkonzerns UnitedHealth Group gewesen, als er am vergangenen Mittwoch getötet wurde. Es habe sich um eine «dreiste, gezielte» Attacke gehandelt. Der Schütze habe allem Anschein nach einige Minuten auf der Lauer gelegen, sich seinem Opfer dann von hinten genähert und das Feuer eröffnet, sagte NYPD-Chefin Tisch. Er habe eine Pistole des Kalibers 9 mm benutzt, die nach Polizeiangaben jenen ähnelte, die Landwirte nutzen, um geräuscharm Tiere zu töten.
Auf Patronenhülsen, die am Tatort gefunden wurden, standen die Worte «deny», «defend» und «depose» (Etwa: verweigern/leugnen, verteidigen und absetzen/stürzen), mutmasslich in Anlehnung an eine Phrase, die Kritiker der Versicherungsindustrie nutzen.
Unterdessen kehrten am Montag Spürhunde und Taucher in den New Yorker Central Park zurück. Die Ermittler haben den Park seit Mittwoch durchkämmt und auch mindestens einen der dortigen Teiche in die Suche nach möglichen Beweismitteln, die dort entsorgt worden sein könnten, mit einbezogen. Am Freitag hatten die Ermittler in dem Park einen Rucksack gefunden, der nach ihrer Einschätzung vom Täter dort entsorgt wurde, als er vom Tatort zu einer Bushaltestelle flüchtete, von der aus er sich abgesetzt haben soll.(dpa/ lkw)