Gegen Alkohol am Steuer: Nez Rouge ist auch dieses Jahr wieder im Einsatz und sucht noch Fahrer
Wer sich nach der Weihnachtsfeier oder dem Ausgehen nicht mehr fahrtüchtig fühlt, kann den kostenlosen Service von Nez Rouge in Anspruch nehmen. Jeden Abend ab 21 Uhr sind die freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer im Einsatz, um sicherzustellen, dass die Gäste gut nach Hause kommen.
Seit 1994 organisiert Nez Rouge Aargau im Dezember den alljährlichen Fahrdienst, um die Zahl der Verkehrsunfälle durch alkoholbedingte Fahruntüchtigkeit zu verringern. Für Christoph Knöpfli, Präsident von Nez Rouge Aargau und Basel, ist es erschreckend, dass immer noch viele Menschen nach dem Trinken selbst fahren, anstatt Nez Rouge zu nutzen. «Das ist sehr frustrierend für uns, da wir viel in Werbung investieren, um auf unseren Service aufmerksam zu machen», sagt er.
Die Nachfrage ist gross
«Wir haben bisher wieder so viele Anfragen wie im Vorjahr», erklärt Christoph Knöpfli. «Das ist ein gutes Zeichen. Weniger Anfragen wären problematisch, weil es bedeuten würde, dass die Menschen entweder anders organisiert sind oder trotz Alkohol selbst fahren.»
Unter der Woche sind ungefähr 7 Teams unterwegs, an den Wochenenden sogar bis zu 35, die den Aargau und Teile von Basel abdecken. «An einem starken Wochenende, wie jenem vor Weihnachten, haben wir am Freitag 172 Fahrten und am Samstag 84 Fahrten gemacht. Insgesamt haben wir so rund 420 Personen sicher nach Hause gebracht – ohne dass diese eine Busse erhalten oder einen Unfall gebaut haben», berichtet er.
«Jede Fahrt ist eine neue, interessante Geschichte»
Die grösste Herausforderung für Nez Rouge sind nicht die betrunkenen Fahrgäste. Diese seien entweder gut gelaunt oder ruhig. Durch die Zweierteams sei zudem die Sicherheit immer gewährleistet und sollte sich ein Gast unangemessen verhalten, seien die Fahrer nicht verpflichtet, ihn oder sie nach Hause zu bringen. «Ich habe in all den Jahren noch nie von einem schlechten Erlebnis gehört. Im Gegenteil, jede Fahrt ist eine neue, interessante Geschichte.»
Die Schwierigkeit liege eher darin, genügend freiwillige Fahrer für die Einsätze zu finden. «Für die Festtage sind wir im Aargau und in Basel gut aufgestellt, aber für Silvester benötigen wir noch einige Helfer. Nur so können wir sicherstellen, dass auch in der Silvesternacht bis 4.30 Uhr alle gut nach Hause kommen.»
Das Einplanen der Fahrerinnen und Fahrer sei zudem auch schwierig. So will Nez Rouge möglichst viele Gäste nach Hause bringen und gleichzeitig lange Wartezeiten vermeiden. Es sei vor allem frustrierend, wenn Nez Rouge-Fahrer und -Fahrerinnen am Abend ohne Einsatz in der Zentrale in Lenzburg warten müssen und am anderen Morgen von Polizeimeldungen hören, bei denen von einem Unfall unter Alkoholeinfluss die Rede ist.
Die Gründe, warum jedes Jahr viele freiwillige Fahrer für Nez Rouge im Einsatz sind, sind vielfältig. «Viele der Fahrer verbringen die Feiertage ansonsten allein und schätzen bei Nez Rouge die Gemeinschaft gleichgesinnter Menschen. Andere wollen etwas Gutes tun oder fahren gern verschiedene Autos», erklärt Knöpfli. «In diesem Jahr haben wir erfreulicherweise viele neue Fahrer gewonnen, die durch Werbung auf Nez Rouge aufmerksam geworden sind und nun ebenfalls mithelfen wollen.» Aber eben, für Silvester reicht es noch nicht.
Finanziell ein Nullsummenspiel
Der Betrieb von Nez Rouge ist mit erheblichen Kosten verbunden. Allein die Werbung, um die Menschen auf den Service aufmerksam zu machen, sei teuer. «Um unsere Ausgaben zu decken, sind wir auf Spenden angewiesen. Nez Rouge ist grundsätzlich kostenlos, aber über kleine freiwillige Beiträge freuen wir uns sehr», sagt Knöpfli.
Nutzer können freiwillig einen Beitrag leisten, der als grober Richtwert 1 Franken pro gefahrenem Kilometer beträgt. So können zusammen mit der Hilfe von Partnern wie Radio Argovia, TCS Sektion Aargau oder Gastro Aargau beinahe alle Kosten gedeckt werden.
Nez Rouge Hotline
Über die Hotline 0800 802 208 kann ab 21 Uhr der kostenlose Fahrdienst in Anspruch genommen werden. Die Einsatzzeiten sind Montag bis Donnerstag und sonntags bis 1 Uhr, Freitag und samstags bis 3 Uhr und an Sylvester bis 4.30 Uhr.