Brücke über dem Wehr bei Schönenwerd ist eingeweiht – im Juni folgt das Kraftwerk
Es ging zwar in erster Linie nur um eine verbreiterte Flussbrücke, Eniwa-CEO Hans-Kaspar Scherrer sprach aber dennoch von einem «Meilenstein» für die Erneuerung der Wasserkraftwerke an der Aare. Der Übergang beim Stauwehr zwischen Erlinsbach und Schönenwerd wurde gestern Nachmittag bei strömendem Regen offiziell eingeweiht.
1962 mit einer Breite von 1,9 Metern gebaut, ist sie nun 3,4 Meter breit. Velo- und Fussverkehr kämen dadurch besser aneinander vorbei. Die Strecke sei denn auch Teil einer nationalen Fahrradroute, erklärte Projektleiter Hansjürg Tschannen.
Gebaut wird dort seit bald zwei Jahren. Auf der Schönenwerder Flussseite entsteht ein neues Dotierkraftwerk. Diese werden bei Stauanlagen gebaut, um die Restwassermenge, die den natürlichen Flussläufen zugeführt werden, für die Stromproduktion zu nutzen.
2020 trat eine neue Auflage in Kraft, wonach die doppelte Restwassermenge genutzt werden muss als früher – 20 statt 10 Kubikmeter pro Sekunde. Diese Auflage wird die Eniwa nun erfüllen können, wenn das neue Kraftwerk nach Plan im Juni in Betrieb geht. Mit 950 kW Leistung wird es 5 GWh Strom im Jahr erzeugen, so viel wie rund 1000 Haushalte verbrauchen.
Das Kraftwerk wird begrünt – um Sprayereien vorzubeugen
Hansjürg Tschannen führte eine Gruppe durch die Baustelle, darunter Behördenmitglieder der betroffenen Gemeinden Erlinsbach SO, Schönenwerd und Eppenberg-Wöschnau. Die Betonarbeiten sind inzwischen fertiggestellt. Der grosse Kraftwerk-Kubus steht auf einer Seite noch offen. Auf einem Bildschirm soll künftig die Wassermenge für die Fischer angezeigt werden.
Die Fassade des Kubus wird über die nächsten Jahre begrünt – auch, um Sprayereien vorzubeugen, wie Hansjürg Tschannen sagte. Das neue Kraftwerk sei übrigens weniger laut als seine beiden Vorgänger.
Künftig ein kleines Bistro bei der Stauwehrbrücke?
In einer anschliessenden Präsentation erinnerte Hans-Kaspar Scherrer an die Herausforderungen, die für den Bau von Kraftwerk, Brücke und Umgehungsgerinne für Fische und Amphibien gemeistert werden mussten. Vor allem die lang anhaltende Hochwasserperiode im letzten Sommer sei nicht unproblematisch gewesen.
Er offenbarte zudem das Vorhaben, beim Eniwa-Häuschen auf der Erlinsbacher Flussseite (das mit den gemalten Tieren an der Fassade) ein kleines «Innenbistro» zu führen, mit einem Kiosk, Toiletten und einer Aussendusche. Minimal eingerichtet, damit «die vielen Menschen, die sich beim Fluss aufhalten», kurz eine Wurst essen und ein Bier oder Kaffee trinken können. Ein Gesuch für eine Ausnahmebewilligung wurde bereits eingereicht.
«Der Mitteldamm ist einfach ein Hindernis»
Hans-Kaspar Scherrer nutze die kurze Präsentation, um für den Neubau des grossen Aarekraftwerks in Aarau zu werben, das «schöner, effizienter und natürlicher» werden soll. Nur noch 3 statt heute 11 Turbinen würden dort jährlich statt etwa 100 neu über 120 GWh Strom erzeugen.
Zum Kraftwerksneubau gehören auch 59 Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen, die die Eniwa umsetzten will. Der Mitteldamm aber, der müsse sicher weg. «Der Mitteldamm ist einfach ein Hindernis für diese Wassermenge im Kanal», sagte Hans-Kaspar Scherrer.
Laut dem vorgelegten Zeitplan hofft die Eniwa noch immer, die Baubewilligung dieses Jahr zu erhalten. Dann könnte 2025 mit dem Bau begonnen werden, 2029 wäre das neue Kraftwerk in Betrieb.
Sieben Einwendungen gingen gegen das Baugesuch ein, darunter eine vom Pontonierverein und eine vom Verein Rettet den Mitteldamm. Letzterer hat bereits signalisiert, das Verfahren wenn nötig bis auf Bundesebene weiterziehen zu wollen.