Marco Odermatt hat den enormen Erwartungen standgehalten: Der 24-Jährige wird Olympiasieger im Riesenslalom. Und sorgt für das erhoffte Happy End.

Vier von fünf Riesenslaloms hat Odermatt zuvor in dieser Saison gewonnen und einmal war er Zweiter. Alles andere als Gold wäre darum bereits eine Enttäuschung gewesen. Doch der Nidwaldner liefert: Er gewinnt 15 Hundertstelsekunden vor dem Slowenen Zan Kranjec. Dritter wird der Franzose Mathieu Faivre. Odermatt sagt im TV-Interview:

«Ich habe wieder alles riskiert. Unglaublich, dass es jetzt aufgegangen ist. Ich bin unglaublich stolz.»Doch was war das für ein Druck, der auf Odermatt lastete. In der Olympia-Abfahrt wurde er Siebter. Es war ein solides Resultat. Und doch eine leise Enttäuschung. So hoch sind die Erwartungen bereits – selbst in der Abfahrt.

Der Nidwaldner hat sie selbst geschürt. Mit Podestplätzen in Wengen und Kitzbühel, als er zeigte, dass es für ihn kaum Grenzen gibt.

Dann kam der olympische Super-G und Odermatt gehörte zu den ganz grossen Favoriten. Aber er schied aus und war im Ziel bitter enttäuscht. Es war die zweite grosse Niederlage in seiner Karriere, nachdem er vor einem Jahr im WM-Riesenslalom ebenfalls als Mitfavorit ausgeschieden war. Und man fragte sich: Fängt er jetzt an zu grübeln?

Am Tag des Riesenslaloms ist das Wetter schlecht. Es schneit. Normalerweise fallen in Yanqing pro Jahr fünf Zentimeter Schnee. Nun legt sich stellenweise bis zu ein halber Meter an einem Tag auf die Piste. Und was macht Odermatt? Der steht oben am Start und lächelt schelmisch in die Kamera: «Da haben wir uns einen ja einen Tag ausgesucht.» Es scheint, als ob ihn gar nichts aus der Ruhe bringen kann.

Doch dann passiert ihm im ersten Lauf ein schwerer Fehler, den Ausfall kann Odermatt zwar verhindern, «doch ich dachte, jetzt bin ich weit zurück und riskierte noch mehr». Das Resultat: Führung nach dem ersten Lauf. Und im Finale behält er die Nerven. Was für eine unglaubliche mentale Leistung. Als Lohn gibt es Gold. Und Odermatt ist der erste Schweizer Olympiasieger im Riesenslalom seit 2010, als Carlo Janka in Vancouver siegte.

Gino Caviezel klassiert sich auf Rang sieben. Justin Murisier und Loïc Meillard schieden im ersten Lauf aus.