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Päcklishops im Stress: Die Schweizerinnen und Schweizer bescheren ihnen vor Weihnachten die umsatzstärksten Wochen 

Der Onlinehandel wächst, selbst nach dem Ende von Corona. Das bemerken auch die Betreiber von Unternehmen, die im grenznahen deutschen Raum Warensendungen aus der Schweiz annehmen. Jetzt, vor dem Fest, brummt deren Geschäft wieder. Doch auch Schweizer Logistiker wie die Post und DHL haben es derzeit streng. 

Adventszeit, Päcklizeit: Vor Weihnachten läuft das Geschäft der Päckli-Shops im grenznahen deutschen Raum auf Hochtouren. Was Post und andere Logistiker in die Lager einliefern, geht am Schalter postwendend wieder raus. Die Mitarbeitenden werden es bis Heiligabend streng haben.

In «My Paketshop» in Bad Säckingen sind nach Angaben von Inhaber Simon Kühn vom 1. November bis gestern, 20. Dezember, 44’517 Sendungen angekommen. Im gleichen Zeitraum wurden mit 44’537 ähnlich viele wieder abgeholt. Bis Heiligabend, schätzt Kühn, werden wohl nochmals bis zu 7000 dazugekommen sein. Er sagt:

«Allein im Dezember erziele ich fast 20 Prozent meines Jahresumsatzes.»

Vor Weihnachten brummt das Geschäft von «My Paketshop» in Bad Säckingen. Die Zahl der eingehenden Sendungen ist so hoch wie sonst nie. 
zvg

Zum Vergleich: Voraussichtlich mehr als 50’000 Sendungen allein von November bis Weihnachten stehen den umsatzschwächsten Monaten Februar und Juli mit nur je rund 14’000 ein- und ausgehende Sendungen gegenüber.

Zwei Aushilfen und eine Teilzeitkraft eigens vor Weihnachten angestellt

Neben dem Weihnachtsgeschäft tragen auch Rabattaktionen wie «Black Friday» zum grossen Boom am Jahresende bei. Den Run kann Kühn nur mit Zusatzpersonal stemmen: Er hat jüngst zwei Aushilfen und eine Teilzeitkraft neu eingestellt.

Maik Gregl, Inhaber von «Paket Stop & Go» in Rheinfelden/Baden, muss derzeit mehr arbeiten als sonst im Jahr. 
Horatio Gollin (23. Dezember 2020)

Auch bei Maik Gregl von «Paket Stop & Go» in Rheinfelden/Baden brummt es. Seien es sonst nur 350 Sendungen pro Tag, nehmen er und seine Mitarbeitenden aktuell 550 Päckli entgegen und verarbeiten sie. Er sagt:

«Derzeit gehen bei mir täglich 800 bis 900 Pakete rein und raus.»

Wie Kühn verbucht auch Gregl im vierten Quartal einen deutlichen Umsatzsprung, der im Vergleich zu den anderen drei bei mehr als 30 Prozent liege.

Bei Kühn und Gregl beginnt das Weihnachtsgeschäft früh, meist schon ab Anfang/Mitte Oktober. Und beide bemerken den Trend zu immer frühzeitigeren Bestellungen. Kühn sagt:

«Die Leute hören von Lieferproblemen und unterbrochenen Logistikketten und wollen, damit die Geschenke noch rechtzeitig unterm Weihnachtsbaum liegen, auf Nummer sicher.»

«Vor Corona war das Bestellverhalten der Kundinnen und Kunden noch kurzfristiger. Aber die Leute wollen sich den Weihnachtsstress wie früher nicht mehr antun», erzählt Gregl. Und schiebt nach: «Das ist auch gut für uns, denn so können wir besser planen.»

Und noch zwei Trends sieht Gregl: Auch wenn die Gesamtmenge der Bestellungen im Onlinehandel eher noch steige, kauften die Leute nach Corona dennoch bewusster ein. Und: Statt nur wegen eines Päcklis über die Grenze zu fahren, warte man ab, um dann gleich mehrere aufs Mal abzuholen – der gestiegenen Spritpreise wegen.

Post bringt 23 Millionen Pakete in die Schweizer Haushalte

Natürlich bleiben auch Schweizer Logistiker vom Päckli-Stress nicht unberührt. «Vergangenes Jahr haben wir zwischen ‹Black Friday› und Weihnachten 23 Millionen Pakete in die Schweizer Haushalte gebracht», sagt Post-Sprecher Stefan Dauner. Für 2022 rechnet die Post mit einer ähnlich hohen Menge.

Kurz vor dem Fest hätten die Pöstlerinnen und Pöstler täglich eine Million Sendungen und mehr auszuliefern, sagt Dauner. Und weiter: «Keine Frage: Für unsere Mitarbeitenden ist das die mit Abstand strengste Zeit des Jahres.»

Aber: Den Päckli-Rekord von 2021, als die Post ganzjährig mehr als 200 Millionen davon beförderte, wird sie dieses Jahr wohl nicht einstellen. Denn – dem Trend zum Onlinehandel zum Trotz, sieht der gelbe Riese nach Corona auch einen Gegentrend: Die Konsumentinnen und Konsumenten kaufen wieder verstärkt im stationären Handel ein – und befördern das Päckli dann gleich selbst nach Hause.