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An einer Jacke 130 Franken verdienen: Zolldokumente legen die Margen der Aargauer Firma Mammut offen

Bisher unveröffentlichte Dokumente zeigen, wie hoch die Margen der Textilbranche sind, unter anderem auch jene der Aargauer Outdoor-Marke Mammut. 

Wer eine Jacke «Aconcagua Light ML» für Frauen kaufen will, findet sie im Mammut-Onlineshop für 160 Franken. Die Jacke importiert die Seoner Outdoor-Marke von Vietnam. Dort hat sie 29.60 Franken dafür bezahlt. Das heisst, dass die Bruttomarge 130.40 Franken beträgt.

Das zeigen bisher unveröffentlichte Zolldokumente, die das Konsumentenmagazin «K-Tipp» öffentlich macht. Sie belegen, dass sowohl Mammut also auch Mitbewerber Patagonia üppige Margen vorweisen. So kaufte Patagonia eine RetroX-Fleece-Weste in Vietnam für 12.95 Franken ein. In der Schweiz kostet sie 160 Franken. Für das Stirnband «Aenergy» von Mammut blättern Schweizer im Online-Shop 35 Franken hin. Mammut zahlt für das Stirnband bei der Textil­fabrik Spectre in Viet­nam 3.05 Franken.

Dass die Margen hoch sind, zeigt auch, zu welchem Preis andere Vertreiber für Mammut- und Patagoniaprodukte zahlen. Zwar weigerte sich der Outdoorladen Transa, seine Einkaufspreise zu verraten, aber andere Einkäufer zeigten sich gesprächiger: Bei Patagonia kaufen die Händler die Waren für die Hälfte des empfohlenen Verkaufspreises. Bei Mammut kann der Rabatt sogar bis zu 60 Prozent des Verkaufspreises betragen.

Nebst dem Einkaufspreis fallen beim Importieren auch weitere Kosten an. Diese sind jedoch gemäss «K-Tipp» vernachlässigbar. Die Zolldokumente, die dem Magazin vorliegen, decken die Zeitspanne von Juli bis November 2022 ab. Im November betrugen Frachtkosten für die Verschiffung pro Jacke geschätzte 1.08 Franken – und lagen damals rund 50 Prozent höher als heute, wie der World Container Index der Beratungsfirma Drew­ry Shipping Con­sultants zeigt. Aktuell kostet die Verschiffung nach Europa laut Spedi­tion Schenker Schweiz 72 Rappen pro Jacke – plus 82 Rappen Zollgebühren.

Löhne sind in Mammut-Fabriken überdurchschnittlich hoch

Fairerweise erwähnt «K-Tipp» auch die überdurchschnittlichen Löhne des Herstellers von Mammut-Produkten. Näherinnen verdienen laut vietnamesischem Arbeitsgesetz einen Minimallohn von 150 bis 180 Franken pro Monat. Mammut bezahlt laut Geschäftsbericht des vietnamesischen Herstellers 300 Franken.

Die Outdoor-Marke pflegt das Image eines Unternehmens, das sich seiner sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst ist. Umso mehr mag es erstaunen, dass seine Margen derart hoch sind.

Die AZ wollte von der Aargauer Firma wissen, wie sie zu dieser Kritik steht, ob unter anderem neben den Importkosten weitere Kosten anfallen, welche der «K-Tipp» allenfalls nicht erwähnt hatte.

Mammut verzichtet aber auf weitergehende Erklärungen und schreibt: «Wir haben unsere Position umfangreich und transparent gegenüber dem ‹K-Tipp› dargestellt und sehen keine Notwendigkeit, in einem Interview nochmals darauf einzugehen.» Im Artikel von «K-Tipp» heisst es dazu: «Mammut erklärt, der Vergleich von Einkaufs- und Verkaufspreisen sei ‹nicht aussagekräftig›. Auf dem Weg von der vietna­mesischen Fabrik bis in die Läden seien mehrere Ländergesellschaften beteiligt. Dabei fielen Kosten an. Der Verkaufspreis hänge auch von Angebot und Nachfrage ab.»