30’000 Covid-Fälle pro Tag? Frühere Taskforce-Chefin sieht hohe Dunkelziffer
Die Schweizer Bevölkerung ist testmüde geworden. Verzeichneten die Labors früher an Spitzentagen über 100’000 Coronatests, sind es heute im Schnitt 10’000. Das hat Folgen: Lassen sich die Menschen weniger testen, bleiben viele Infektionen mit dem Coronavirus unentdeckt. Ein Hinweis auf die hohe Dunkelziffer liefert die hohe Positivitätsrate der gemachten Tests. Bei den Schnelltests lag sie jüngst bei über 40 Prozent.
Auch die frühere Covid-Taskforce-Chefin Tanja Stadler geht davon aus, dass die Dunkelziffer momentan sehr hoch ist. Es sei plausibel, dass diese bei 4 bis 6 liege, sagte die ETH-Wissenschafterin am Montag in der Sendung «Heute Morgen» von Radio SRF. Bei aktuell 5000 positiven Tests pro Tag wären das täglich 20’000 bis 30’000 Infektionen.
Mehrere Coronawellen könnten sich überlagern
Laut Stadler könnte die Entwicklung unter Berücksichtigung der Dunkelziffer, den Hospitalisierungen und den Abwasserwerten relativ gut festgestellt werden. Die absolute Zahl der Infektionen liesse sich jedoch nur grob abschätzen. «Bei einer aktuellen Dunkelziffer von 4 bis 6 oder möglicherweise gar 7 sind wir sehr ungenau.»
Die Biostatistikerin betont, dass sich der Bund deswegen aber nicht im Blindflug befinde. «Wir wissen jetzt über die Veränderungen, dass es zu einer Herbstwelle kommt.» Allerdings warnt Stadler davor, dass es mehrere Coronawellen geben könnte, die sich überlagern. Grund dafür seien immuninvasive Varianten, die zwar heute noch selten vorkämen in der Schweiz. In wenigen Wochen würden diese aber dominant sein. (rwa)