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878 neue Coronafälle im Aargau: Contact Tracing überlastet – bald Engpässe beim Booster?

Jeden Tag ein neuer Rekordwert. Letzte Woche sind die täglichen Coronafallzahlen im Aargau erstmals über 600 gestiegen. Am Montag wurde die 700er-Grenze geknackt. Am Dienstag sind 851 neue Fälle registriert worden, am Mittwoch 878. Der Höchstwert der zweiten Welle – die 575 Ansteckungen am 22. Dezember 2020 – ist längst überschritten.

Das hat – wie schon während früherer Wellen – Folgen fürs Contact Tracing. Die Mitarbeitenden, die Infizierte und deren engen Kontaktpersonen innerhalb von 24 Stunden kontaktieren sollten, sind dazu nicht mehr in der Lage. «Derzeit beträgt der Rückstand bereits rund eine Woche», heisst es im Covid-19-Newsletter des Kantons.

Was heisst das für die Betroffenen?

Infizierte Personen würden weiterhin umgehend das Testresultat aus dem Labor erhalten und könnten selbst ihre Daten elektronisch erfassen, heisst es im Newsletter. Wer sich mit dem Coronavirus angesteckt hat, muss sofort in Isolation. Ausserdem ruft der Kanton infizierte Personen dazu auf, ihre engen Kontaktpersonen selbstständig zu informieren, damit sich diese in Quarantäne begeben können, wenn sie nicht geimpft sind. Geimpfte und Genesene sind von der Quarantänepflicht ausgenommen. Die «fehlende zeitnahe telefonische Kontaktaufnahme durch das Contact Tracing» ändere nichts an der Isolations- beziehungsweise Quarantänepflicht, so der Kanton.

Schwierigkeiten bei der Personalsuche

Als Reaktion auf die steigenden Fallzahlen wird der Personalpool des ­Covid-19-Programms «laufend ausgebaut». Erst im Sommer hat der Kanton das Contact-Tracing-Center reorganisiert und sich von rund 80 der damals 140 Mitarbeitenden getrennt. Es gab auch Kündigungen. Seither umfasst das Contact-Tracing nur noch 41 Vollzeitstellen. 57 weitere Personen sind auf Abruf angestellt. Zusammen könnten sie bis zu 570 neue Fälle pro Tag bearbeiten – also so viele wie es während der zweiten Welle vor einem Jahr maximal waren.

Dass es inzwischen weit über 800 Neuansteckungen pro Tag sind, zeigt, dass es viel mehr Personal bräuchte. Im Gegensatz zu früheren Wellen sei es aber «nicht mehr so einfach, auf freiwillige Personen zurückzugreifen», heisst es im Covid-Newsletter. Der grosse Personalbedarf bei der Durchführung der Auffrischimpfungen erschwere dies zusätzlich.

Im Moment liegen nur Ungeimpfte auf den Aargauer Intensivstationen

An die Grenze kommen auch die Spitäler. Am Mittwoch waren 127 Personen wegen Covid-19 im Spital. 22 von ihnen lagen auf der Intensivstation. Derzeit seien alle Patientinnen und Patienten auf den Aargauer Intensivstationen ungeimpft, heisst es im Newsletter.

Auch wer geimpft ist, ist nicht zu 100 Prozent vor einer Ansteckung geschützt. Der Schutz lässt gerade bei Menschen, deren zweiter Piks bereits länger zurückliegt, nach. Deshalb wird nach sechs Monaten allen ab 16 Jahren eine Auffrischimpfung empfohlen. Im Aargau haben bisher 44 Prozent der über 80-Jährigen eine Booster-Impfung erhalten. Die 70- bis 79-Jährigen kommen auf eine «Booster-Quote» von 47 Prozent, die 60- bis 69-Jährigen auf eine von 23 Prozent.

In den Pflegeheimen sind die Booster-Impfungen praktisch abgeschlossen. Es gebe noch vereinzelte Heime, die beispielsweise wegen Ausbrüchen um eine Verschiebung gebeten hätten. Wäre dies nicht passier, wären die Auffrischimpfungen bereits letzte Woche abgeschlossenen gewesen, so der Kanton.

Booster: Im Januar könnte Nachfrage das Angebot übersteigen

Bisher haben rund 121’000 Aargauerinnen und Aargauer einen Booster-Termin in einem der Impfzentren gebucht. 75’000 haben die Auffrischimpfung bereits erhalten. Es gebe immer noch freie Termine, heisst es im Covid-Newsletter. Allerdings zeichne sich ab, dass im Januar die Nachfrage das Angebot übersteigen wird. Insbesondere dann, wenn die Eidgenössische Impfkommission im gleichen Zeitraum auch die Impfung für Kinder ab fünf Jahren freigebe.