Impfen, Spitäler, Todesfälle: Wo steht der Aargau kurz vor den Turbo-Öffnungen?
«Heute ist ein guter Tag», sagte Bundespräsident Ignazio Cassis am Mittwoch vor den Medien. Der Bundesrat ist optimistisch und will die Coronamassnahmen rasch lockern. Seit Donnerstag muss niemand mehr in Quarantäne, weil er Kontakt mit einer infizierten Person hatte. Die Homeoffice-Pflicht hat der Bundesrat in eine Empfehlung umgewandelt.
Alle anderen Massnahmen – die Zertifikats- oder Maskenpflicht – könnten bereits am 16. Februar fallen. Der Bundesrat hat zwei Varianten in die Anhörung geschickt. Bei der ersten würden alle Massnahmen auf einmal aufgehoben, bei der zweiten in zwei Schritten.
Der Regierungsrat hat nun bis am Mittwoch Zeit, sich zu den Vorschlägen zu äussern. Infektiologe Christoph Fux vom Kantonsspital Aarau machte sich diese Woche für eine schrittweise Öffnung stark. So könnte man beobachten, was passiert.
122 Covid-Patienten im Spital, zehn auf der Intensivstation
Die Situation an den Spitälern ist trotz hoher Fallzahlen entspannt. Am Mittwoch waren 122 Covid-Patientinnen und Covid-Patienten im Spital, davon lagen zehn auf der Intensiv- und drei auf der Überwachungsstation. In den letzten dreieinhalb Wochen mussten im Aargau nie mehr als 20 Personen wegen Covid-19 auf der Intensivstation behandelt werden. Das war im Dezember, als noch die Delta-Variante dominant war, anders. Damals lagen bis zu 26 Covid-Patienten auf der Intensivstation.
Im Vergleich zur Vorwoche werden aber mehr Covid-Patienten auf der allgemeinen Abteilung behandelt. Allerdings lässt sich nicht sagen, ob sich dieser Anstieg verspätet auf den Intensivstationen niederschlagen wird. Wegen der rekordhohen Fallzahlen erscheinen in der Spital-Statistik immer mehr Patienten, die nicht wegen Covid-19, sondern aus einem anderen Grund ins Spital mussten. Fux sagte bereits Anfang Jahr, bei fast der Hälfte der Patientinnen und Patienten sei Covid-19 die Begleitdiagnose. Inzwischen dürfte der Anteil noch höher sein.
41 Prozent der Aargauer Bevölkerung ist geboostert
Dass die Spitäler trotz hoher Fallzahlen nicht stärker belastet sind, liegt auch an der Impfung. Wer zwei- oder sogar dreimal geimpft ist, ist gut geschützt vor einem schweren Krankheitsverlauf, wenn er sich mit dem Coronavirus ansteckt. Im Aargau sind knapp 70 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft. 41 Prozent haben sich bisher boostern lassen.
Am tiefsten ist die Impfquote bei den Fünf- bis Elfjährigen, die sich erst seit Anfang Jahr gegen Covid-19 impfen lassen können. Inzwischen sind in dieser Altersgruppe zehn Prozent mindestens einmal geimpft. Schweizweit liegt ihre Impfquote bei knapp sieben Prozent. Das habe vermutlich damit zu tun, dass der Aargau bereits am 3. Januar mit den Kinderimpfungen begonnen hat, heisst es im wöchentlichen Covid-Newsletter des Kantons.
Die Nachfrage nach Impfungen ist im Aargau weiterhin rückläufig. Am Montag, Dienstag und Mittwoch sind 4483 Personen geimpft worden. Das sind halb so viele wie in der Vorwoche. Das Kantonsspital Aarau hat wegen der eingebrochenen Nachfrage das zweite Impfzentrum nach nur einem Monat wieder geschlossen und die Öffnungszeiten angepasst.
Die Ankündigung, dass die Zertifikatspflicht bald fallen könnte, scheint die Leute bisher nicht für die Impfung zu motivieren. Im Gegenteil. Ob das Ende der Maskenpflicht, das dem Virus ermöglicht, frei zu zirkulieren, einige noch dazu bringt, sich impfen oder boostern zu lassen, ist schwer zu sagen.
31 Todesfälle im Januar – 88 Todesfälle im Dezember
Seit Omikron dominiert, sind auch die Todesfälle rückläufig. Im Dezember sind 88 Personen gestorben, die an Covid-19 erkrankt waren. Im Januar meldete der Kanton 31 Todesfälle. Seit Beginn der Pandemie sind 890 Personen wegen Covid-19 gestorben. Mehr als die Hälfte von ihnen – nämlich 536 – starben während der zweiten Welle zwischen November und Januar 2021. Damals gab es noch keine Impfung.