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Der Grosse Rat gönnt sich eine neue Abstimmungsanlage für 700’000 Franken – aber keine Klimaanlage

Mit der neuen Anlage erhält das Aargauer Parlament grössere Bildschirme im Grossratssaal, einen verbesserten Livestream sowie ein neues Storen- und Beleuchtungssystem. Weniger Hitze ist mit der Neuerung dennoch nicht zu erwarten.

Sobald sich der Grosse Rat in die Sommerferien verabschiedet, beginnen im Ratssaal die Elektroinstallateure zu werken. Das kantonale Parlament erhält eine neue Abstimmungsanlage. Und nicht nur das: Auch die Bildschirme, Lautsprecher, Beleuchtungs- und Storensteuerung sowie die Kameras lässt der Kanton ersetzen.

«In den vergangenen Jahren ist die Anlage vereinzelt ausgefallen», schreibt Rahel Ommerli, Leiterin Parlamentsdienst, auf Anfrage. Die Störung habe man aber jeweils vor den Grossratssitzungen wieder beheben können. Das Risiko aber, das von der Anlage in Bezug auf das Funktionieren des Ratsbetriebs ausgehe, steige.

Veraltete Technik

Die Abstimmungsanlage im Grossen Rat ist zwanzig Jahre alt. Einige Geräte wurden in der Zwischenzeit ersetzt oder wie im Fall von Kamera und Video neu implementiert. Die Anschlüsse, Tasten und Verkabelung stammen noch von 2005.

Für einige Komponenten der Anlage werde es zunehmend schwieriger, Ersatzteile zu erhalten. «Deshalb hat das Büro des Grossen Rats entschieden, die Anlage technisch zu erneuern, wobei einige bestehende Komponenten wie Beschallung und Mikrofonie übernommen werden können», so Ommerli. Kosten soll das Vorhaben zwischen 600’000 und 700’000 Franken. Welcher Anbieter die Anlage einbaut, hat der Kanton noch nicht entschieden.

Der neue Bildschirm im Grossratssaal soll grösser und informativer sein.
Bild: Raphaël Dupain

Eine neue Abstimmungs- und Multimediatechnik hat seit vergangenem Sommer auch der Kanton Baselland. Dort verfügt jetzt jedes Pult über ein Mikrofon und einen eigenen Touchscreen, auf dem abgestimmt und die Ergebnisse der Abstimmung angezeigt werden. Wie viel dies gekostet hat, gibt der Kanton Baselland auf Anfrage nicht bekannt. Das Preisschild der neuen Anlage in Aarau liege aber im üblichen Rahmen, schreibt Jonas Wirth, Projektleiter Bauherr Baselland. Mit 600’000 bis 900’000 Franken für neue Abstimmungstechnik sei zu rechnen.

Grössere Bildschirme, aber keine Klimaanlage

Der Hauptanspruch an die neue Anlage des Grossen Rats: Sie soll sicher, zuverlässig und einfach sein. Für die 140 Ratsmitglieder werden modernere Anschlüsse, ein neuer Taster sowie zusätzliche und grössere Bildschirme im Gebäude verfügbar sein.

Im Grossratssaal werden grössere Bildschirme installiert, auf denen die Abstimmungsergebnisse besser dargestellt werden können. Zusätzlich sind zwei neue, mobile Bildschirme für den Ratskeller und im Gordischen Knoten vorgesehen, damit Ratssitzungen live mitverfolgt werden können. Lautsprecher werden nur in den Kommissionszimmern modernisiert.

Geplant ist zudem ein verbesserter Livestream, der fortlaufend den Namen der Sprecherin oder des Sprechers anzeigt sowie den Titel des Geschäfts. «Die Anlage soll technisch auf dem neuesten Stand sein, damit aktuelle und künftige Entwicklungen aufgenommen werden können», erklärt Ommerli. Denkbar seien künftig auch hybride Sitzungen. Mit der neuen Anlage könnten diese zwar noch nicht umgesetzt werden, die Voraussetzungen dafür würden jedoch geschaffen. Angedacht hat der Grosse Rat solche Sitzungen derzeit für «Krisenzeiten».

Erneuert wird im Sommer auch die Beleuchtungs- und Storensteuerung. «Sie ist am Ende ihrer Lebensdauer», erklärt Ommerli. Gegen die Sommerhitze im Saal ist hingegen keine technische Neuerung vorgesehen. Eine Klimaanlage einzubauen, läge in der Kompetenz der Gebäudetechnik und stehe mit der Saalanlage in keinem Zusammenhang. Während der Ratsbetrieb also technisch aufrüstet, hilft gegen die heissen Tage nur die Tenue-Erleichterung.