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Endlich eine gute Nachricht: Die Post will in das elektronische Patientendossier weiter investieren

Wer ein elektronisches Patientendossier überregional verwenden will, stösst auf technische Probleme: Es gibt vier verschiedene Anbieter für die kleinräumige Schweiz. Weitere Hindernisse sind die dezentrale Datenspeicherung sowie die Freiwilligkeit der Ärzteschaft, diesen Service anzubieten. Die Post will nun vorwärtsmachen und ein erstes Problem lösen.

Die Post will sich die Mehrheit an der Axsana sichern, einer von sieben Betriebsgesellschaften für das elektronische Patientendossier (EPD). Hinter der nüchternen Meldung steckt mehr als nur eine Investition: Bei der Beteiligung handelt es sich um einen wichtigen Schritt, das EPD endlich einen Schritt vorwärts zu bringen. Denn die Post will weiterhin in ein Geschäft investieren, das bisher hauptsächlich Verluste zeitigte.

Mit der Betriebsgesellschaft Cara baute die Post als einzige von vier technischen Anbieterinnen wenigstens minimal erfolgreich einen EPD-Patientenstamm auf. Gemäss Angaben von Cara führen 9000 Patienten in der Romandie ein elektronisches Dossier. Das sind schweizweit 90 Prozent aller elektronischen Patientendossiers. Mit Axsana kommen nun 14 Kantone dazu, welche dieselbe technische Infrastruktur betreiben sollen. Die anderen Betriebsgesellschaften verwenden bereits heute mehrheitlich das System der Post, darunter auch jene der Ostschweizer Kantone Esanita sowie die Ehealth Aargau.

Erster Schritt auf dem Weg zu nur einer technischen Infrastruktur

Für Cara ist die angekündigte Übernahme durch die Post eine «gute Nachricht», wie Cara-Sprecherin Jenny Tabet sagt. «Wir hoffen, dass Axsana dadurch das elektronische Patientendossier in den 14 betroffenen Deutschschweizer Kantonen auf breiter Basis einführen kann, darunter auch in den Kantonen Basel-Stadt und Bern, die viele Patientinnen und Patienten aus der Romandie aufnehmen.» Der landesweite Austausch von Gesundheitsinformationen werde erleichtert und verstärkt, was zu einer noch reibungsloseren und sichereren Behandlung führe.

Durch den Kauf zieht sich die grösste Konkurrenz der Post aus dem EPD-Markt zurück: die Swisscom. Zwar bleiben zwei weitere technische nationale Anbieter (AD Swiss von der Ärzteschaft und Abilis von den Apotheken), doch die Post deckt nun ebenfalls alle Kantone ab. Sie gibt sich entsprechend selbstbewusst für die Zukunft. Konzernleitungsmitglied Nicole Burth sagt: «Mit der Mehrheitsbeteiligung an der Axsana wollen wir dem elektronischen Patientendossier Schub verleihen und die Digitalisierung im Gesundheitswesen weiter vorantreiben.» Zusammen mit weiteren Partnern will die Post den Weg für eine einheitliche technische Infrastruktur ebnen.

Bisher mehr Kosten als Nutzen verursacht

Für die weitere Entwicklung ist eine schweizweite Infrastruktur ein wichtiges Puzzle-Teil von vielen, das noch fehlt, um das elektronische Patientendossier erfolgreich einzuführen.

Das Dossier gilt als wichtiger Schlüssel, die Medizin effizienter zu gestalten: Spitalärzte müssen den Berichten nicht mehr stundenlang hinterher telefonieren, ein einziges Röntgenbild des gebrochenen Arms reicht aus und auch für Patienten bieten sich Vorteile, wenn sie einfach und schnell auf die eigene Krankengeschichte oder Medikamentenliste zugreifen können.

Doch das Gesetz, welches das Parlament im Juni 2015 verabschiedet hat, weist derart viele Haken auf, dass sich dessen Umsetzung seit Jahren verzögert. Zwar erklärten die Kantone damals, das EPD bis 2017 einzuführen. Doch wurde der Start mehrmals vertagt. Einzelne Schrauben wurden unterdessen angezogen. So sind neu zugelassene Ärzte zwar verpflichtet, elektronische Patientendossiers zu führen. Doch diese Vorgabe ist ein Witz: Das EPD verursacht bisher Kosten, kaum Nutzen.

Gesetzesänderung geplant

War das so angedacht? Wer sich die Parlamentsprotokolle zu Gemüte führt, wundert sich nicht. Die grossen Pferdefüsse bei der Umsetzung waren 2015 bekannt: Dazu gehört die doppelte Freiwilligkeit, die es Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzten erlaubt, auf den Service zu verzichten. Auch die dezentrale Datenspeicherung erschwert den eigentlichen Zweck: Dass ein Patient aus St. Gallen sich in Lausanne operieren lassen und die Reha in Basel machen kann, ohne dass den behandelnden Ärztinnen, Therapeuten und Pflegefachleuten wichtige Infos fehlen. Und schliesslich galt auch der Föderalismus bereits als Risiko: Wenn jeder Kanton an seiner eigenen Lösung werkelt, korrespondieren die technischen Systeme nicht miteinander.

Dass die Post nun eine Flurbereinigung im technischen Bereich vorantreibt, greift zumindest teilweise auch Bestrebungen des Parlaments vor: Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel hatte dies in einem Vorstoss gefordert. Ob eine Gesetzesänderung in diesem Bereich noch notwendig ist, muss das Parlament entscheiden. Dass das Gesetz in anderen Bereichen noch Nachbesserung braucht, hat der Bundesrat im Mai entschieden. Unklar ist, wie diese im Detail aussehen soll.