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Im Schatten von Jane Birkin
Keine 24 Stunden nach ihrem Tod begann auf sozialen Medien die Schlammschlacht um Jane Birkin. Die einen kritisieren, dass ihre Rolle als Muse des Chansonniers Serge Gainsbourg zu stark in den Vordergrund gerückt wurde. Gerade eine Karikatur, die den Sänger sehr gross und auf einer Wolke zeigt, sie klein und zu ihm heraufsingend, wird als sexistisch gedeutet.
Ebenfalls wird beanstandet, weshalb die Titelseiten bloss Bilder von ihr als junge Frau zeigen anstatt aktuelle Bilder der 76-Jährigen. Als dürfte eine Frau nur immer jung bleiben!
Dabei verkennen diese Kritiker, dass Zeitungen auf beiden Seiten des Ärmelkanals, in Deutschland und jenseits des Röstigrabens durchaus Birkins langjährige Karriere beschreiben, die halt dann begann, als sie sich als junge, schöne und provokante Frau einen Namen machte. Es wird unterschlagen, dass beim Erwähnen des «Dandy» Serge Gainsbourg Kulturjournalisten sogleich betonen, dass sie viel mehr als die Partnerin eines Genies war, zu der sie in der Vergangenheit tatsächlich oft reduziert wurde.
Die aktuelle Berichterstattung zu ihrem Tod zeigt doch eher, dass die Gesellschaft sich entwickelt hat. Und fähig ist, eine brillante Künstlerin als solche zu erkennen und zu würdigen. Der internationale Aufruhr um ihren Tod beerdigt die alte Welt, in der eine Frau nur Objekt der Kunst sein konnte. Und stellt Serge Gainsbourg für einmal in den Schatten einer Frau.