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Finanzplatz-Schreck aus Zug wird neuer Generalsekretär der Grünen

Luzian Franzini ist 28 Jahre alt, hat aber schon national und international für Schlagzeilen gesorgt. Seine Partei sieht er am «Scheideweg».

Nicht Basel-Stadt, nicht Genf und nicht Zürich: Die wählerstärkste Kantonalsektion der Grünen Schweiz ist in Zug beheimatet. 17,4 Prozent Wähleranteile konnte die Partei bei den vergangenen eidgenössischen Wahlen auf sich vereinen. Co-Präsident der Sektion ist seit 2022 Luzian Franzini, der nun innerhalb der Partei Karriere macht: Ab April leitet er die Geschicke der Grünen Schweiz als Generalsekretär, wie er auf Anfrage bestätigt. Es handle sich dabei um eine «Aufgabe mit viel Gestaltungsspielraum in einer spannenden Zeit».

Dass Franzini in der Politik landen würde, zeichnete sich früh ab. 2007 porträtierte ihn die Neue Luzerner Zeitung als Teilnehmer eines neuen Schülerparlaments von Risch ZG. Bundesrat wolle er werden, gab der damals 11-jährige Franzini zu Protokoll, und zwar für «Grün-Rot».

Franzini machte bald auch national und sogar international von sich reden. Ein erstes Mal ins Rampenlicht spielte er sich 2018, als er das Referendumskomitee gegen das Geldspielgesetz leitete. Da war er bereits Co-Präsident der Jungen Grünen Schweiz. Ein Jahr später leitete er die Kampagne für die Zersiedelungsinitiative, welche die Schweizer Stimmbevölkerung mit rund zwei Drittel Nein-Stimmen ablehnte.

Dafür politisierte Franzini ab Herbst 2019 im Zuger Kantonsparlament. Rasch machte er sich einen Namen als pointierter Kritiker des Zuger Finanzplatzes. Gegenüber der «Wochenzeitung» bezeichnete sich Franzini vor Jahresfrist als «Antikapitalisten, der die Wirtschaft global denkt».

Als Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine lancierte, verlangte Franzini bald eine stärkere Kontrolle des Schweizer Rohstoffhandels. «Spiegel» und «Washington Post» berichteten über den jungen Schweizer und seinen Kampf gegen die Konzerne, die in seinen Augen mit dem Krieg Kasse machten. «Mein persönlicher Schwerpunkt ist die Steuer- und Finanzpolitik», sagt Franzini dazu, «ein Thema, das die Grünen in Zug stark gemacht hat».

Auch gegen die Armee zog Franzini schon zu Felde. Ein Vergleich mit einem anderen grünen Zuger liess da nicht lange auf sich warten: Als «neuen Jo Lang» soll ihn Mitte-Präsident Gerhard Pfister einst betitelt haben.

Fokus auf die ländlichen Regionen

Jetzt übernimmt Franzini den Job als Grünen-Tätschmeister an der Seite von Parteipräsidentin Lisa Mazzone. Er tritt damit die Nachfolge von Rahel Estermann an, die sich beruflich umorientieren möchte, politisch den Grünen aber treu bleibt. Die Luzernerin hatte das Amt rund zwei Jahre inne. Und was hat Franzini vor?

«Die grüne Partei steht an einem Scheideweg», sagt er. Nach den Erfolgen 2019 im Zusammenhang mit der grünen Welle und dem zweitbesten grünen Resultat 2023 verlange die Bevölkerung Antworten auf immer neue Fragen; die dominanten Themen wechselten sich in rascher Folge ab. «Wir müssen beweisen, dass wir überall Lösungen anbieten können», sagt Franzini.

Einen Fokus will er auf die Kampagnenarbeit und die Mobilisierung legen. «Speziell in ländlichen Regionen, wo ich ja auch selber herkomme, können wir noch zulegen», sagt der 28-Jährige. Ihm sei bewusst, dass seine Partei im Vergleich zur Konkurrenz über ein knapp bemessenes Parteisekretariat verfüge. Deshalb wolle er insbesondere das Fundraising verbessern, um zusätzliche Mittel sicherzustellen.

An seinen grundsätzlichen Ambitionen hat sich indes nicht viel verändert. 17 Jahre Politerfahrung haben den Satz zu den Bundesratsambitionen aber immerhin etwas geschliffen. Nun sagt Franzini: «Mittelfristig ist für mich klar, dass es grüne Lösungen auch in der Exekutive braucht.»

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