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Diese drei Schweizer starten beim Heim-Weltcupfinal – Siegchancen hat allerdings nur einer

Martin Fuchs und Edouard Schmitz vertreten die Schweizer Springreiter am grössten Reitturnier aller Zeiten in der Schweiz und sprechen über ihre hauchdünne Qualifikation und ihre Ambitionen. In der Dressur startet eine Schweizerin dank einer Ausnahmeregelung.

Gleich vier Schweizer und Schweizerinnen sicherten sich in den Paradedisziplinen des Pferdesports, Springen und Dressur, ein Ticket für den Weltcupfinal, der in Basel in den nächsten vier Tagen erstmals in der Deutschschweiz ausgetragen wird. Weil sich die Weltnummer fünf, Steve Guerdat, der bereits dreifacher Sieger eines Weltcupfinals ist, wegen einem Bandscheibenvorfall Forfait geben musste, treten ab Donnerstag nur drei einheimische Athletinnen und Athleten in der St. Jakobshalle an.

Martin Fuchs, Springreiten, 32 Jahre

Dass sich der Weltcupfinalsieger von Leipzig 2022 für Basel qualifiziert, stand lange auf der Kippe. Vor den CHI Classics am selben Ort im Januar hatte Fuchs erst drei Punkte auf dem Konto und das Weltcupfinal lag in weiter Ferne. «Es war eine durchzogene Weltcup-Saison. In den letzten Wochen und Monaten konnte ich jedoch Selbstvertrauen tanken und komme mit einem guten Gefühl nach Basel», sagt Fuchs heute. In Basel wurde er Vierter und kam danach zunehmend in Fahrt.

Mit dem Sieg beim Weltcupspringen in Bordeaux sicherte sich Fuchs die definitive Qualifikation dann sogar schon im zweitletzten Springen und konnte bei der letzten Prüfung in Göteborg befreit aufreiten. «Als ich in Bordeaux im Stechen die Ziellinie mit einem schnellen Nuller überquerte, wusste ich, dass es reichen würde. Da war ich sehr erleichtert», sagt Fuchs. Bis zum CHI im Januar hatte Fuchs den Weltcupfinal gar nicht so stark vor Augen, wie er erzählt: «Doch als ich beim CHI am ersten Tag eingeritten bin und die Stimmung schon super war, wusste ich, dass ich im April unbedingt noch einmal hier sein will.»

Der Weltranglistensiebte kommt mit Selbstvertrauen ans Rheinknie und will sich so weit vorne wie möglich platzieren: «Meine Pferde sind gut in Form und ich habe auch schon gute Resultate an Weltcupfinals eingefahren», sagt der dreifache Europameister und Vize-Weltmeister. Fuchs reist mit seinen Spitzenpferden Connor Jei und Leone Jei nach Basel. Im Januar absolvierte Fuchs den Parkour in der St. Jakobshalle noch zusammen mit Commissar Pezi, weil Leone Jei nach der Teilnahme an den Olympischen Spielen im Sommer 2024 eine Pause benötigte.

Commissar Petzi (hier im Bild) reist nach dem CHI im Januar nicht erneut mit Martin Fuchs nach Basel.
Bild: Imago/Stefan Lafrentz

Dass die Erwartungen an Fuchs beim Heimturnier hoch sind, ist ihm bewusst. «Aber man will ja sowieso immer das Beste erreichen», sagt er. Mit einem guten Ergebnis könnte er die schwierige Saison am Heimturnier äusserst versöhnlich beenden.

Edouard Schmitz, Springreiten, 25 Jahre

Bereits zum zweiten Mal qualifiziert sich der junge Genfer nach Omaha 2023 für einen Weltcupfinal. Und auch Edouard Schmitz musste lange zittern. Mit der Qualifikation für den Heimfinal, die er in Göteborg auf den letzten Drücker schaffte, erreicht Schmitz ein grosses Ziel. «Ich weiss nicht, wie oft ich noch an einem Weltcupfinal in der Schweiz teilnehmen kann. Seit der Bekanntgabe, dass Basel der Ausrichter sein wird, war es mein grosses Ziel, hier zu sein und es macht mich stolz, dass ich es geschafft habe.»

Mit der Erfahrung aus Omaha im Gepäck kommt Schmitz, der bilingue aufgewachsen ist, mit grossen Ambitionen nach Basel: «Beim letzten Weltcupfinal war ich mit dem technischen Teil etwas enttäuscht, auch wenn ich 23. geworden bin. Wenn ich dieses Jahr eine bessere Leistung zeigen kann, ist eine Top-10-Platzierung möglich. Mein Hauptziel ist es, am Sonntag unter die besten 15 zu kommen. Eine Top-10-Platzierung wäre dann ideal. Das ist ein grosses, aber realistisches Ziel», sagt Schmitz.

Dieses will er mit seinem Spitzenpferd Gamin van’t Naastveldhof erreichen. «Er ist mein bestes und schnellstes Pferd. «Ich war schon mehrmals mit ihm hier in Basel und wir haben sicher einen kleinen Heimvorteil, weil wir das Turnier besser kennen als beispielsweise ein Amerikaner.»

Zusammen mit seinem Spitzenpferd Gamin van’t Naastveldhof überspringt Edouard so manches Hindernis.
Bild: Claudio Thoma/Freshfocus

Dass Schmitz mit Fuchs zusammen am Weltcupfinal antreten kann, ist für beide eine spezielle Angelegenheit. Schmitz stammt nicht aus einer im Pferdesport aktiven Familie und bildet in seiner Sportart damit eine Ausnahme. «Ich musste bei meinen Eltern lange betteln, bis ich endlich auf einem Pferd sitzen durfte. Ich hatte schon immer eine Faszination für Tiere und liebte es sofort», erzählt er mit einem verschmitzten Lachen.

Mit 17 Jahren zog er dann auf den Hof von Familie Fuchs im Thurgau, wo er fast acht Jahr blieb, bis er im vergangenen Jahr seinen eigenen Hof übernahm und nach Genf zurückkehrte. «Ich habe in den letzten sieben Jahren fast täglich mit Martin trainiert und er hat mir sehr geholfen. Dass wir nun beide für die Schweiz am Weltcupfinal teilnehmen, ist ein sehr schöner Moment für mich», sagt Schmitz. Und auch Fuchs sagt: «Es ist super, dass Edouard sich zum zweiten Mal qualifiziert hat. Leider ist Steve verletzt, aber auch so ist es cool mit Edouard gegen die Besten der Welt zu starten.»

Jessica Neuhauser, Dressur, 35 Jahre

Als 28. im Dressurweltcup hätte die Zürcherin das Saisonhighlight in Basel eigentlich verpasst. Weil Neuhauser aber die bestklassierte Schweizer Dressurreiterin ist, kommt sie mit einer Wildcard dennoch in den Genuss des Weltcupfinals. Den grössten Erfolg in der laufenden Saison feierte sie zusammen mit dem 14-jährigen Dänenwallach Rockson in der Slowakei, als sie den Grand Prix und die Grand-Prix-Kür des CDI-W in Motesice gewann. In Basel nimmt die Nummer 62 der Welt dennoch nur eine Aussenseiterrolle ein.

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