«Effektiv stehen weniger Pflegeplätze zur Verfügung»: Aargauer Gesundheitsverband reagiert auf die Zahlen des Kantons
Kürzlich veröffentlichte die Aargauer Regierung Zahlen zur Auslastung der Pflegeheime. Sie zeigen: Die Auslastung in den Pflegeheimen sinkt, während die Vollzeitstellen zunehmen und die Kosten für Pension und Pflege steigen. Dass sich der Kanton umfassend damit befasste, geht auf einen Vorstoss der beiden SVP-Grossräte Jacqueline Felder und René Bodmer zurück, den sie im Juni einreichten.
Nun äussert sich der Aargauer Gesundheitsverband Vaka zur Antwort des Regierungsrats. In einem am Dienstagmorgen veröffentlichten Communiqué fordert er genügend freie Plätze in den Pflegeinstitutionen. Für eine gut funktionierende integrierte Gesundheitsversorgung brauche es freie Plätze in den Pflegeinstitutionen, damit Patientinnen und Patienten aus dem Spital zeitgerecht eine geeignete Anschlusslösung erhielten.
Effektiv weniger Plätze
Eine von der Vaka durchgeführte Umfrage kommt zu einem anderen Ergebnis als der Kanton. Sie zeigt «eine hohe Auslastung gemessen an den verfügbaren Pflegeplätzen», wie es im Communiqué heisst.
Laut der Vaka stützten sich die Zahlen der Regierung auf die vom Kanton bewilligten Plätze in den Pflegeheimen. Effektiv stünden aber stets weniger Pflegeplätze zur Verfügung, aktuell rund 300.
Als Gründe nennt der Gesundheitsverband laufende Sanierungen und Umbauten, die Nutzung von Zweierzimmern als Einzelzimmer, die Vermietung von Räumlichkeiten an Dritte und Personalmangel.
Berücksichtige man die effektiv zur Verfügung stehenden Pflegeplätze, zeige sich im Aargau per Ende September eine hohe Auslastung von 97 Prozent. Es seien zu diesem Zeitpunkt lediglich 188 Pflegeplätze zur Verfügung gestanden. Die Zahl habe sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren reduziert.
Mehr Bedarf trotz Spitex-Leistungen
Ist ein Platz in einem Pflegeheim frei, bedeutet das laut der Vaka nicht, dass das Angebot für die pflegebedürftige Person geeignet ist. «Vielleicht wird ein Platz in einer geschützten Demenzabteilung benötigt, dort ist alles besetzt», wird in der Medienmitteilung erklärt. Dies erschwere es den Spitälern und Kliniken zunehmend, für ihre Patientinnen und Patienten zeitgerecht eine geeignete Anschlusslösung in einem Pflegeheim zu finden.
Angesichts der demografischen Entwicklung stelle sich die Frage, wie viele zusätzliche Pflegeheimplätze es im Aargau künftig brauche. Die Kantone Luzern, Solothurn und Zug würden trotz des Ausbaus der Spitex-Leistungen und des betreuten Wohnens davon ausgehen, dass künftig deutlich mehr Pflegeheimplätze erforderlich seien, schreibt die Vaka.
Der Kanton Aargau habe diese Frage bisher nicht beantwortet. Björn Mohler, Leiter Langzeitversorgung beim Departement Gesundheit und Soziales, sagte der AZ kürzlich, dass der Kanton jeweils zehn Jahre voraus plane. 2033 werde es deutlich mehr alte Menschen geben als heute, ein weiterer Ausbau an Plätzen sei aber nicht geplant.
Derweil geht die Vaka auch für den Kanton Aargau von einem steigenden Bedarf an Pflegeheimplätzen aus, auch wenn ambulante Angebote weiter ausgebaut werden. Wegen der starken Zunahme der hochaltrigen Bevölkerung und im Wissen, dass vom Beginn der Planung eines Neu- oder Erweiterungsbaus bis zu dessen Realisierung gut und gerne zehn Jahre verstreichen, sei eine zukunftsorientierte Planung im Aargau dringend notwendig. Sonst drohe eine Versorgungslücke, warnt der Verband.