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Trumps Zoll-Drohungen wirken: Nach Novartis investiert auch Roche Milliarden in den USA

Der Konzern baut seine Produktionskapazitäten deutlich aus. So werde man bald mehr aus den USA exportieren, statt importieren. Donald Trump hatte kürzlich erneut Zölle auf Pharmaprodukte angedroht.

Der Basler Pharmakonzern Roche investiert 50 Milliarden Dollar in seine Produktions- und Forschungsstandorte in den Vereinigten Staaten. Die Gelder sollen in den nächsten fünf Jahren fliessen, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag. Damit sollen bestehende Standorte und neue Anlagen unter anderem in Indiana, Pennsylvania, Massachusetts und Kalifornien finanziert werden.

Neben dem Ausbau des bisherigen Netzwerks entsteht so eine Gentherapie-Fabrik, ein Forschungszentrum zu künstlicher Intelligenz sowie eine Anlage zur Produktion von Fettweg-Medikamenten. Roche betreibt zurzeit bereits 13 Produktionsanlagen und 15 Forschungseinrichtungen in den USA. Das Unternehmen schafft durch diese Investitionen 1000 Jobs beim Konzern selbst, 11’000 indirekt durch die beträchtlichen Investitionen.

Die Ankündigung steht in direktem Zusammenhang mit den Drohungen des US-Präsidenten Donald Trump, «sehr bald» auch Zölle auf Pharmazeutika zu erheben. Beim jüngsten Zollhammer von Anfang April, den der Republikaner wieder aufgeschoben hat, war die Pharma noch ausgenommen. Wenn sie ins Visier von Trump geraten würde, hätte das für die wichtigste Schweizer Exportbranche weitreichende Auswirkungen. Indem Roche die Produktion in den USA hochfährt, hofft das Unternehmen, allfällige Zölle zu umgehen.

In der Mitteilung erwähnt Roche die Zölle nicht, schreibt aber, sobald die zusätzliche Produktionskapazität verfügbar sei, werde Roche mehr Medikamente aus den USA heraus exportieren als importieren. Geht das auf Kosten von Schweizer Ablegern und Arbeitsplätzen? Auf Anfrage von CH Media schreibt Roche, die US-Investitionen hätten keine Auswirkungen auf die Standorte in Europa und in der Schweiz.

Standortwettbewerb verschärft sich

Novartis, der zweite grosse Schweizer Pharmakonzern, hat kürzlich ebenfalls ähnliche Schritte angekündigt. Er baut seine bisherigen 10 US-Standorte aus und zieht sieben neue Fabriken hoch. Diese Investitionen in die Infrastruktur sollen sich auf 23 Milliarden Dollar über die nächsten fünf Jahre belaufen. Novartis-Chef Vas Narasimhan erklärte, ebenfalls ohne Zölle oder den US-Präsidenten zu erwähnen: «Diese Investitionen spiegeln das innovationsfreundliche politische und regulatorische Umfeld in den USA wider.»

Für den Branchenverband Interpharma zeigen die Investitionsentscheide der beiden Pharma-Schwergewichte, dass sich der internationale Standortwettbewerb verschärft. «Die global tätigen Pharmaunternehmen passen sich den veränderten Rahmenbedingungen an. Standorte, die einen attraktiven Markt bieten, sei es durch Grösse, Honorierung von Innovation oder durch ein attraktives Umfeld für Forschung und klinische Studien, haben bessere Karten im Wettbewerb um neue Investitionen», heisst es in einer Mitteilung.

«Spätestens jetzt sollte klar sein: Wenn die Schweiz auch in Zukunft ein führender Standort für die Life Sciences bleiben will, muss sie ihre Standortattraktivität gezielt stärken.»