
Die ZSC Lions brauchen nur noch eine Sieg zum Meistertitel – und Gegner Lausanne hat keinen Leonardo Genoni
Nur die Stimme von Trainer Marco Bayer erinnerte noch an die wilde Niederlage vom Samstag in Lausanne (2:4). Die ZSC Lions gewinnen den vierten Final 3:1 und brauchen noch einen Sieg zur Titelverteidigung. Läuft alles nach der Hockey-Logik, dann werden die Zürcher erneut Meister. Weil sie mit Simon Hrubec (33) einen hochdekorierten Goalie-Titanen haben. Lausanne hingegen mit Kevin Pasche (22) einen Zauberlehrling, der diese Saison zum ersten Mal in der höchsten Liga die Nummer 1 ist. Und weil sie über die besseren «Hinterbänkler» verfügen.
«Hinterbänkler?» Ja, es gibt eine «Magie der Hinterbänkler». Marco Bayer forcierte am Dienstag seine besten Kräfte. Das ist richtig. Die Playoffs erfordern reines Resultathockey. Aus- und Weiterbildung gibt es von September bis März während der 52 Partien umfassenden Qualifikation. Es wäre nachgerade töricht, die höchstbezahlten und besten Spieler dann, wenn es um alles geht, nicht zu forcieren. «Talent-Kapitalismus» ist gefragt. Nicht «Talent-Sozialismus».
Ausgeglichene Linien beim ZSC
Also bekommen die beiden besten Playoff-Skorer Denis Malgin (20:19 Minuten) und Sven Andrighetto (20:11 Minuten) auch im vierten Spiel fast doppelt so viel Eiszeit wie die «Hinterbänkler» Willy Riedi und Nicolas Baechler. Denis Malgin und Sven Andrighetto sind für einmal offensive «Nullnummern». Kein Tor und kein Assist. Dafür sorgen Willy Riedi (1:0) und Nicolas Baechler (2:0) für die Entscheidung.
Denis Malgin und Sven Andrighetto haben mit ihrer enormen Präsenz Lausannes beste Kräfte gebunden. Sie haben so ihren «Hinterbänklern» den Weg geebnet. Das ist wahre Mannschaftssport-Romantik.
Diese Kadertiefe, diese Ausgeglichenheit ist ein mitentscheidender Faktor. Auch Lausannes offensive Titanen waren in diesem vierten Finalspiel «Nullnummern». Playoff-Team-Topskorer Théo Rochette, mit drei Treffern der Held beim 4:2 am Samstag, muss nun trotz maximaler Eiszeit (20:10 Minuten) mit einer «statistischen Brille» (0 Tore/0 Assists) und einer Minus-1-Bilanz vom Eis. Lausanne hat keine «Hinterbänkler», die einen offensiven Stromausfall der Titanen zu kompensieren vermögen. Die ZSC Lions haben neun Spieler, die im Final bereits mindestens ein Tor erzielt haben. Lausanne nur fünf.
Die ZSC Lions benötigen nur noch einen einzigen Sieg zur Titelverteidigung. Wenn sie am Donnerstag in Lausanne nicht Meister werden, dann bekommen sie am Samstag in Zürich die nächste Gelegenheit. In den Playoffs haben die Zürcher inzwischen auf eigenem Eis 16 Mal hintereinander gewonnen. Alles klar? Der Pessimist warnt: «Remember 2022!» Im Frühjahr 2022 haben die Zürcher unter Trainer Rikard Grönborg den Final sogar nach einer 3:0-Führung gegen Zug noch verloren.
Ist eine ähnliche Wende möglich? Ja und nein. Ja, weil auf mentaler Ebene im Laufe einer Finalserie bei einem so unberechenbaren Spiel auf rutschiger Unterlage und geleitet von Schiedsrichtern, die auch keinen festen Boden unter den Füssen haben, so viel passieren kann. Bei einem Final zwischen dem Qualifikations-Sieger (Lausanne) und dem Zweitplatzierten (ZSC Lions) ist alles möglich.

Bild: Claudio Thoma/Freshfocus
Nein, weil sich die ganze Analyse etwas salopp auf einen Punkt reduzieren lässt: auf die Torhüter. Zugs Leonardo Genoni hatte im Final von 2022 bereits bei den drei Niederlagen mehr als 90 Prozent der Pucks abgewehrt. Er beschloss nach der dritten Pleite, trotz scheinbar aussichtsloser Lage, Meister zu werden. Nacheinander hexte er mit Fangquoten von über 95 Prozent die Zuger zu vier Siegen und zur Titelverteidigung. Kevin Pasche hat in den ersten vier Partien nur einmal eine Fangquote von über 90 Prozent erreicht.