
K.-o.-Tropfen und Betäubungsmittel: Ist «chemische Unterwerfung» ein Problem im Aargau?
«Chemische Unterwerfung bezeichnet die Verabreichung von psychoaktiven Substanzen, um das Bewusstsein, die Entscheidungsfähigkeit oder die Wehrhaftigkeit einer Person zu beeinträchtigen», erklärt Lelia Hunziker ganz zu Beginn ihrer Interpellation. Wie die SP-Grossrätin weiter schreibt, würden die Täter die Substanz in der Regel heimlich in ein Getränk oder unter die Nahrung des Opfers mischen, um Kontrolle über dieses zu erlangen. «Die Betroffenen werden typischerweise Opfer von sexualisierter Gewalt, Freiheitsberaubung oder Entführung.»
Bekannt sind etwa sogenannte K.-o.-Tropfen, meist GHB, häufig verwendet werden laut Hunziker auch Beruhigungsmittel, etwa Benzodiazepine wie Diazepam. Jüngst seien Vorfälle mit K.-o.-Tropfen etwa an verschiedenen Fastnachtsbällen in Süddeutschland bekannt geworden. Aufgrund dessen hatte das OK der Städtlefasnacht in Laufenburg beschlossen,sogenannte «KO-Stops» anzubieten, die zum Schutz über den Becher gestülpt werden.
Chemische Unterwerfung komme allerdings in sehr unterschiedlicher Form vor, schreibt Hunziker. Die in jüngster Zeit bekannt gewordenen Fälle zeigten das exemplarisch: «In Frankreich wurde Dominique Pelicot verurteilt,weil er seine Ehefrau Gisèle über Jahre hinweg mit Medikamenten betäubte und sie mehr als 50 Männern zur Vergewaltigung zuführte.» Auch den Fall eines 74-jährigen französischen Chirurgen führt die SP-Grossrätin an: Dieser gestand, zwischen 1989 und 2014fast 300 minderjährige Patienten während medizinischer Eingriffe betäubt und sexuell missbraucht zu haben.
Hunziker fragt nach Zahlen und Präventionsmassnahmen

Bild: zvg
Ein grosses Problem in vielen Fällen ist jeweils die Nachweisbarkeit. «Die Forschung konzentriert sich auf die Erkennung solcher Substanzen im Körper, da viele schnell abgebaut werden», so Hunziker. Neue Methoden verbesserten die Analyse von Haar- oder Urinproben. «Präventionsmassnahmen und Aufklärungskampagnen, etwa in Bars oder bei Veranstaltungen, sollen das Bewusstsein für das Risiko steigern.»
Hunziker möchte nun vom Regierungsrat wissen, ob es eine Übersicht über Anzahl und Art der Delikte und Opfer chemischer Unterwerfung im Aargau gibt. Zudem fragt sie nach spezialisierten Stellen bei Polizei, Rechtsmedizin, Staatsanwaltschaft und Opferschutz.
Auch Präventionsangebote macht Hunziker in ihrer Interpellation zum Thema, konkret möchte sie wissen, ob es solche gibt, ob sie geplant sind oder ob andere Kantone als Vorbild dienen könnten. Schliesslich fragt die SP-Grossrätin auch nach der Sensibilisierung der Öffentlichkeit und ob die relevanten Akteure sensibilisiert und geschult würden.