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«Holy Cow!» Ein KI-Song aus der Schweiz fordert die Musikwelt heraus

Der Song «Opa, Holy Fondue» ist ein vollständig KI-generierter Rap-Song samt Musikvideo und Filmtrilogie. Das Ergebnis ist visuell verblüffend, musikalisch aber dürftig. Wichtiger ist, dass der Song ganz viele Fragen aufwirft.

«Ein KI-Song verändert die Musikindustrie», steht selbstbewusst in der Medienmitteilung zur Veröffentlichung des Songs «Opa, Holy Fondue». Einem vollständig KI-generierten Rap-Song inklusive Musikvideo und der dazu gehörigen Filmtrilogie «Das Geheimnis der Berghütte». Die Geschichte handelt vom rappenden und songschreibenden Stier Bruno, der sich mit seinem Song für den ESC beworben hatte, dort aber abgeblitzt ist. Doch Bruno gibt nicht auf. Im dritten Teil der Filmtrilogie «Vom Stall auf die grosse Bühne» hacken sich Bruno und eine Kuh am DJ-Pult in die Live-Show des ESC ein.

Das Musikvideo zum Song «Opa, Holy Fondue!» ist gespickt mit Schweizer Klischees. Zum rappenden Bruno schlemmt ein Alpöhi vor dem Matterhorn sein Fondue, eine Gämse fährt Snowboard und eine Kuh mischt die Regler am DJ-Pult, ein Bernhardiner und ein tanzender Steinbock dürfen auch nicht fehlen. Und die Moral dieser Geschichte: «Gloub a dini Tröim, halt dure und gib nie uf. Denn wärde die verrücktischte Tröim wahr», lässt uns zum Schluss ein weiser Geissbock wissen.

Der künstlerische Kopf hinter dem Projekt ist Pasquale de Sapio (AMA, AI-Base Media Productions), der in den 90er-Jahren mit Produktionen für die Rap-Band P-27 Pionierarbeit geleistet hat. Jetzt bewegt er sich in der Welt von KI. Komposition, Rap-Performance, Gesang und Visuals wurden mithilfe künstlicher Intelligenz erzeugt und choreografisch auf die Musik abgestimmt. Die Stimme stammt von einem virtuellen Künstler, die auf Basis von Voice-Cloning modelliert wurde. Das ist eine Technologie, mit der man die Stimme einer bestimmten Person künstlich nachbilden kann.

Wie kann der Urheber geschützt werden?

Die Trilogie «Das Geheimnis der Berghütte» hat bereits internationale Aufmerksamkeit bei AI-Filmfestivals in Paris, New York und Tianjin erhalten. Mit dem Song «Opa, Holy Fondue» soll nun auch die Musikindustrie herausgefordert werden. Natürlich wird dieser Song die Musikindustrie nicht verändern. Mit KI rücken aber zunehmend brennende Fragen ins Bewusstsein, die sich die Macher von «Opa, Holy Fondue» selbst stellen und uns in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen werden. Wer ist Urheber, wenn Melodie, Stimme und Text durch ein Mensch-Maschine-System entstehen? Wird das geltende Urheberrecht ausgehebelt? Wie lassen sich kreative Leistungen schützen, wenn sie technisch beliebig reproduzierbar sind? Und wie gehen wir als Gesellschaft mit dieser neuen Produktionsweise um?

Pasquale de Sapio sieht Chancen: «Wir müssen lernen, kreative Verantwortung neu zu denken. Nicht um zu kontrollieren, sondern um Möglichkeiten bewusst zu gestalten. KI verändert nicht nur, wie wir Musik machen – sondern auch warum.» KI ist ein weiterer Schritt in der Demokratisierung von Musik.

KI macht, was KI kann

Was hier mit «Opa Holy Fondue» im visuellen Bereich mit KI geleistet wurde, ist durchaus verblüffend. Die Musik stellt sich dagegen in die Reihe gängiger Hitparaden-Songs aus dem Dance und Hip-Hip-Genre. Was aber weniger gegen den Song «Opa, Holy Fondue» spricht, als gegen die gleichgearteten Songs, die sich schon heute in der Hitparade tummeln. Der Song bricht in keiner Weise mit den «gängigen Hörgewohnheiten», wie der Medientext verspricht. Im Gegenteil: Er klingt wie ein Song, der aus bekannten Versatzstücken zusammengesetzt ist. Also KI macht genau das, was KI kann. Aber sicher nicht überraschen.