Taylor Swift schliesst sich dem Aufstand der kinderlosen Katzenfrau an – kann sie sogar die US-Wahl entscheiden?
Lange hatte sie geschwiegen. Hat auf ihren neuen Liedern ihre Seele ausgebreitet, von Herzschmerz und Rachegelüsten gesungen, Giftpfeile gegen ihre Ex-Freunde geschossen. Enttäuscht waren jene, die vom mächtigsten amerikanischen Superstar gesellschaftliche Relevanz und vor allem politische Aussagen und Stellungnahmen erwarteten.
Jetzt hat Taylor Swift es doch noch getan und der Zeitpunkt nach dem TV-Duell könnte nicht besser sein. «Ich stimme für Kamala Harris, weil sie für die Rechte und Anliegen kämpft, von denen ich glaube, dass sie eine Kriegerin brauchen, die sich für sie einsetzt. Ich denke, sie ist eine besonnene, begabte Führungspersönlichkeit, und ich glaube, dass wir in diesem Land so viel mehr erreichen können, wenn wir uns von Ruhe und nicht vom Chaos leiten lassen», schrieb sie in ihrem Instagram-Post.
Trump hat Parteinahme provoziert
Interessant ist, dass offenbar ausgerechnet Donald Trump sie zu dieser Parteinahme motiviert hat. Auf Trumps Website wurde nämlich unlängst ein von künstlicher Intelligenz manipuliertes Bild gepostet, das Swift als Anhängerin von Trump zeigte. «Dadurch bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich als Wählerin sehr transparent über meine tatsächlichen Pläne für diese Wahl sein muss. Der einfachste Weg, Fehlinformationen zu bekämpfen, ist die Wahrheit», schrieb sie weiter und inszenierte sich auf ihrem Post als «childless catwoman» mit Katze. Sie schliesst sich damit dem Aufstand der «cat ladies» an, die Trumps Vize-Präsidentschaftskandidat J. D. Vance als kinderlose Frauen diffamiert und verspottet hat.
Popmusik und Popstars wie Taylor Swift können politische Kampagnen verstärken, weil sie auf einer emotionalen Ebene wirken. Deshalb haben die Demokraten seit John F. Kennedy konsequent die Nähe zur amerikanischen Popkultur gesucht und diese Karte ausgespielt. Mit Beyoncé und Taylor Swift verfügt Kamala Harris nun über ein «Dreamteam» aus der Welt der Popkultur, das nicht stärker sein könnte.
Glaubwürdig auch in konservativen Kreisen
Taylor Swift hat sich lange Zeit gar nicht zu Politik geäussert. Am Anfang ihrer Karriere wurde sie sogar von konservativen Kreisen vereinnahmt und als amerikanische Vorzeigefrau gefeiert. Das änderte sich 2018, als sie sich in Tennessee gegen die republikanische Kandidatin Marsha Blackburn engagierte. Zwei Jahre später erklärte sie sich auch zur Trump-Gegnerin und stellte sich auf die Seite von Joe Biden.
Seither äussert sie sich zunehmend politisch und unterstützt in der Regel progressive Themen. Die Unterstützung für Kamala Harris ist insofern keine grosse Überraschung. Taylor Swift wirkt aber auch über Kreise der Demokraten hinaus glaubwürdig, weil sie ihre Karriere in der konservativ geprägten Countrymusik begann und über ihren Freund, Football-Star Travis Kelce, auch in die konservativ geprägte Welt des Footballs eingedrungen ist.
Mit ihrer Geschichte spricht sie vor allem auch die vergessenen und übergangenen Männer und Frauen an, die damals mit fliegenden Fahnen ins Trump-Lager gewechselt sind. Sie ist Projektionsfläche für das städtische wie das ländliche Amerika. Mit ihrem Post wird sie sicher keine eingefleischten Trump-Anhänger umstimmen, aber Unentschlossene, Politikverdrossene und bisherige Politikverweigerer könnte sie durchaus ansprechen.
Ihr politischer Einfluss ist also nicht zu unterschätzen. Doch wie gross ist ihre Wirkung wirklich? Kann sie mit ihrer Parteinahme sogar die Wahl entscheiden?
In den sozialen Medien ist Taylor Swift so präsent wie kein anderer US-Star. Mit ihrem Instagram-Account erreicht sie 283 Millionen Follower, was fast der gesamten Einwohnerzahl der USA entspricht. Sie erreicht damit eine potenzielle Wählerschaft, die mit traditionellen Medien nicht erreicht wird. Frühere Wahlaufrufe von Swift haben jeweils zu einem Ausschlag bei den Wahl-Registrierungen geführt. Insofern könnte ihre Parteinahme namentlich in Swing States, wo das Rennen knapp ist, durchaus entscheidend sein.
Dürfen Swifties überhaupt wählen?
Offen ist aber, wie viele Swifties überhaupt schon wählen dürfen. Laut einer Umfrage von Morning Consult von 2023 sind etwa 25 Prozent der amerikanischen Erwachsenen Swifties, was auf etwa 50 Millionen erwachsene Fans in den USA hinweist. Doch ist diese Umfrage mit Vorsicht zu geniessen. Verlässliche Daten über die Altersstruktur der Swift-Fans gibt es nicht. Taylor Swifts Zielgruppe umfasst zwar durchaus eine breite Altersgruppe, aber viele ihrer Fans sind noch sehr jung. Zudem gehen nicht alle, die wahlberechtigt sind, auch wirklich wählen.
Taylor Swift ist sich dessen sehr wohl bewusst. Schon in der Vergangenheit hat sie auf die Bedeutung des Wahlrechts hingewiesen. In ihrem Post versäumt sie es nicht, ihre Fans zum Gang an die Wahlurne zu ermutigen. «Es ist eure Entscheidung», schreibt sie. Gleichzeitig ermutigt sie die Erstwählenden und liefert auch gleich eine Wahlanleitung mit: «Die Entscheidung liegt bei euch. Denkt daran, dass ihr registriert sein müsst, um wählen zu können! Ich finde es auch viel einfacher, frühzeitig abzustimmen. In werde verlinken, wo man sich registrieren kann und wo man Termine und Informationen zur frühen Stimmabgabe findet». Taylor Swift ist Kamala Harris‘ prominenteste und einflussreichste Wahlhelferin.