Sie sind hier: Home > Leben > P. Diddy verprügelte seine Freundin: Warum Frauen im Wald lieber Bären als Männern begegnen

P. Diddy verprügelte seine Freundin: Warum Frauen im Wald lieber Bären als Männern begegnen

Ein Video zeigt, wie Rapper P. Diddy seine Freundin schlägt. Schockierend? Ja. Und doch auch nicht. Denn reiche Promi-Männer dürfen sich alles leisten. Und was haben jetzt Bären damit zu tun?

Eine Frau im Kapuzenpulli läuft eilig einen Hotelgang entlang. Kurz danach rennt ihr ein Mann hinterher. Als sie auf den Lift wartet, holt er sie ein, reisst sie an ihrem Pulli zu Boden und traktiert sie mit Fäusten und Tritten. Danach zieht er sie mit sich und zurück ins Hotelzimmer. Der Mann ist P. Diddy, weltbekannter Rap-Superstar. Die Frau ist seine Ex-Freundin Cassandra Ventura.

Kaum tauchte das Video im Internet auf, folgte der Aufschrei. Doch ich finde, er ist nicht laut genug. Diddy ist nur das neuste Beispiel in einer langen, grauenhaften Liste. R. Kelly, Harvey Weinstein, Donald Trump,Danny Masterson: Reiche Promi-Männer, die machen, was sie wollen. Wer unter die Räder kommt, hat halt Pech. Meistens sind es Frauen.

Die Täter zahlen selten einen hohen Preis. Wenn überhaupt, dann erst nach Jahren. Auch, weil stichhaltige Beweise meistens schwer zu finden sind. Doch sogar mit diesem Video blüht Diddy wohl wenig, denn es stammt von 2016 und die Tat ist heute verjährt. Cassandra Ventura verklagte ihn zwar Ende 2023 wegen Vergewaltigung und Körperverletzung, doch man einigte sich aussergerichtlich. Oder übersetzt: Diddy zahlte wohl Schweigegeld. Bei seinem Vermögen vermutlich Peanuts.

Und genau das ist der Punkt: Keine Ahnung, ob so jemand ohne Geld und Macht ein anständiger Mensch wäre. Mit ist er es offensichtlich nicht. Und warum auch? Wenn man reich und noch dazu von speichelleckenden Ja-Sagern umgeben ist, ist es sogar fast schwer, nicht zu einem arroganten, unantastbaren Sack zu werden.

Diddy hat sich gerade öffentlich entschuldigt, weil es ihm «wirklich sehr leid» tue. Oder weil es ihm leidtut, dass er erwischt wurde. Wer weiss.

Doch mit eigenen Augen zu sehen, wie ein Mann eine Frau dermassen angreift, zeigt mir einmal mehr, wie gefährlich die Welt für Frauen ist. Manche mögen das belächeln oder klein reden. Schliesslich tut das ja nicht jeder Mann. Und wir leben ja in einer modernen, vielleicht sogar feministischen Zeit. Wirklich?

Momentan macht noch ein anderes Video online die Runde. Footballspieler und Super-Bowl-Gewinner Harrison Butker hat sich bei einer College-Abschlussfeier mit einer Rede an die Absolventen gewandt. Und an die Absolventinnen. Ihnen gratulierte er zu ihrer Leistung – und meinte dann: «Einige von euch werden vielleicht erfolgreich Karriere machen, aber ich wage zu vermuten, dass die meisten von euch sich vor allem auf ihre Ehe und die Kinder freuen, die sie in diese Welt setzen werden.» So wie seine eigene Ehefrau, «die sagen würde, dass ihr Leben erst richtig begann, als sie ihrer Berufung als Hausfrau und Mutter nachkam.»

Übrigens ist Butkers eigene Mama nicht Hausfrau, sondern arbeitet als Ärztin. Aber das nur so am Rand. Einige Studentinnen hätten sich zwar verdutzt angeschaut, wagten es aber nicht, etwas zu sagen. Denn manche Männer im Publikum hätten bei diesem sexistischen Mist geradezu begeistert reagiert.

Ganz wichtig: Nichts gegen Hausfrauen und Mütter – wenn das ihr eigener Wunsch ist. Und ich schreibe auch bewusst immer von manchen(!) Männern. Natürlich sind nicht alle so. Aber manche eben schon und leider rennen sie nicht mit einem grossen, blinkenden Schild herum, auf dem draufsteht «Ich bin ein Vollpfosten!»

Bestes Beispiel ist die Frage, die online kürzlich ebenfalls viral ging: «Würdest du lieber einem Mann oder einem Bären im Wald begegnen?» Eigentlich lächerlich. Doch viele Frauen wählten nicht sofort den Mann, was einige Herren in den Kommentaren mächtig sauer machte. Schon klar, ein Bär würde uns sehr wahrscheinlich bei lebendigem Leib in Stücke reissen, aber das ist nicht der Punkt.

In einem Video stellte eine Frau dieselbe Frage ihrem Mann – mit einem kleinen Unterschied: «Möchtest du lieber, dass deine Tochter einem Mann oder einem Bären im Wald begegnet?» Auch dieser Mann antwortete nicht sofort, sondern fragte: «Was für einem Mann?» Und genau das ist der himmeltraurige Punkt.

Schreiben Sie einen Kommentar