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Verdammtes «Bäuchlein»: Lady Gaga ist nicht schwanger – und ich bin stinksauer

Ein «kleines Bäuchlein» und zack, wird einem eine Schwangerschaft angedichtet. Was Promis wie Jennifer Aniston milliardenmal erlebten, traf jetzt Lady Gaga. Und ich kann mitfühlen.

Vor ungefähr zehn Jahren wurde ich mal aus heiterem Himmel gefragt, ob ich schwanger sei. Ich war es nicht. Und ich hätte dieser wildfremden Person ein paar wohlüberlegte Worte ins Gesicht schleudern oder ihr den hirnlosen Kopf einfach gleich abreissen sollen. Stattdessen implodierte mein Selbstbewusstsein. Wie muss man sich erst fühlen, wenn nicht nur eine Person, sondern Tausende glauben, man sei schwanger? So wie bei Lady Gaga.

Ein Paparazzi-Foto der Sängerin zeigt sie aktuell in einem kurzen, schwarzen Kleid mit «verdächtigem Bäuchlein». So nennen es zumindest tonnenweise Menschen online, seien es Klatschmagazine oder irgendwelche Leute, die zu viel Zeit und offensichtlich zu wenig Manieren haben.

Ist da ein «Bäuchlein»? Ja. Aber es könnte auch sein, dass sie sich eine grandiose Pizza gegönnt hat. Möglicherweise hat sie Blähungen? Vielleicht ist es auch nur ein unvorteilhaftes Bild? Oder – und ich lehne mich hier mal ganz weit aus dem Fenster – wäre es eventuell sogar möglich, dass Lady Gaga einfach einen Bauch hat? Schwanger ist sie zumindest nicht, wie sie selbst bestätigte. Oder dazu genötigt wurde.

Ich dachte, wir haben die Zeiten hinter uns, in denen praktisch jede Woche eine Promifrau auf ein Magazincover geklatscht wurde, auf dem fett stand: «Ist sie schwanger?» Jennifer Aniston erlebte das laut eigener Aussage «milliardenmal». Und genauso oft stimmte es nicht. Denn was damals niemand wusste – weil es uns schlichtweg einen Dreck angeht: Jennifer Aniston versuchte, schwanger zu werden, doch es klappte nie. Stattdessen wurde ihr öffentlich vorgeworfen, karrieregeil zu sein und den Kinderwunsch von Ex Brad Pitt nicht erfüllen zu wollen.

2016 hatte sie keinen Bock mehr. In einem offenen Brief schrieb sie: «Ich bin nicht schwanger. Dafür bin ich stinksauer. Diese Begutachtung und Musterung von Frauen ist absurd. Wir müssen nicht verheiratet oder Mütter sein, um vollwertige Frauen zu sein. Wir entscheiden selbst, was wir schön finden und wie wir leben wollen. Ja, vielleicht werde ich mal Mutter und dann werde ich euch Bescheid geben. Aber ich hasse es, mich als ‹nicht gut genug› zu fühlen, weil ich unvorteilhaft fotografiert wurde und darum als ‹schwanger› oder ‹fett› bezeichnet werde.»

«Stinksauer»: Jennifer Aniston wurden unzählige Schwangerschaften angekreidet, während sie jahrelang privat litt.
Bild: Keystone

Diese Worte sind heute noch genau so relevant. Und es sind praktisch dieselben, die Taylor Swift wählte, als sie Lady Gaga nun verteidigte: «Gaga schuldet niemandem eine Erklärung, keine Frau tut das.»

Auch Swift spricht aus Erfahrung: «Ich war 18 Jahre alt, als ich mich zum ersten Mal auf dem Cover eines Magazins sah. Darüber standen die Worte ‹Mit 18 schwanger?›, weil mein Bauch in meinem Outfit nicht flach war.» Auch bei ihr trafen diese Worte tief. In ihrer Doku «Miss Americana» erzählt sie von ihrem Kampf mit einer Essstörung: «Wenn ich das Gefühl hatte, mein Bauch sei dick und jemand könnte glauben, ich sei schwanger, hörte ich einfach auf zu essen.»

Wieder dieses verdammte «Bäuchlein». Das brachte auch Jennifer Garner schon falsche Babygerüchte ein. In der Talkshow von Ellen DeGeneres stellte sie darum fabelhaft klar: «Offenbar habe ich ein Babybäuchlein. Und ich bin hier, um euch zu sagen, dass dem so ist.» Das Publikum jubelte – bevor die Schauspielerin unterbrach: «Moment! Ich bin nicht schwanger, aber ich habe drei Kinder auf die Welt gebracht, ich habe ein Babybäuchlein und das bleibt auch da. Also gewöhnen wir uns doch alle daran. Ich habe ein Bäuchlein. Wie ein Kamel, nur umgekehrt.» Ich glaube, das wäre eher ein Dromedar. Aber egal.

Der Punkt ist: Frauen haben einen Bauch. Manchmal ist er mehr, manchmal weniger gross. Manchmal ist ein Baby drin, manchmal Pizza. Und das geht absolut niemanden etwas an. Fragen, ob jemand schwanger ist, darf man höchstens in einem medizinischen Notfall oder wenn das Baby schon auf dem Weg aus dem «Bäuchlein» raus ist. Wer es trotzdem vorher tut, muss halt damit rechnen, danach einen Kopf kürzer zu sein.