
Krankenkassenwechsel: Das sind die Gewinner und Verlierer – und diese Kasse ist neu die grösste im Lande
Es war der dritte Prämienschock in Folge: Nach einer kurzen Verschnaufpause mit einer moderaten Entwicklung folgten drei Jahre mit überdurchschnittlich hohen Aufschlägen von 5,2 Prozent, 8,7 Prozent und zuletzt per Anfang Jahr von 6 Prozent. Diese vom Bund angekündigten, durchschnittlichen Prämienerhöhungen haben ein Wechselfieber ausgelöst.
Auch per Anfang Jahr dürften laut Insidern wieder Hunderttausende zu einer neuen Kasse weitergezogen sein. Deloitte-Gesundheitsexperte Marcel Thom geht von einer Wechselquote von 8 bis 12 Prozent aus. Das heisst: Demnach dürften auch diesmal wieder zwischen 700’000 und 1,1 Millionen Versicherte ihre obligatorische Krankenversicherung gewechselt haben. «Die Menschen haben aufgrund der vergangenen Prämienschocks gelernt, die Kasse zu wechseln oder andere Optimierungen vorzunehmen», sagt Thom.
Eine Umfrage von CH Media bei den zwölf grössten Krankenkassen zeigt, wohin die Versicherten gezogen sind, welche Kassen unter dem Strich ihren Bestand an Grundversicherten halten oder gar ausbauen konnten. Und welche Kassen Kunden verloren haben:
1. Helsana: Stabwechsel an der Spitze: Der Bestand der Helsana stieg von 1,421 auf 1,529 Millionen Kunden in der obligatorischen Grundversicherung. Sie weist unter dem Strich einen Zuwachs von108’000 Neukunden aus. Sie ist damit – gemessen an der Anzahl Grundversicherter – neu die grösste Kasse in der Schweiz.
2. CSS: Den Spitzenplatz abgeben musste die CSS. Sie steht diesmal auf der Verliererseite. Die CSS zähle in der obligatorischen Grundversicherung rund 60’000 Versicherte weniger als im Jahr zuvor, sagt Sprecherin Christina Wettstein auf Anfrage. Damit ist der Kundenbestand von 1,53 Millionen auf 1,47 Millionen Grundversicherte gesunken.
3. Groupe Mutuel: Die Westschweizer Kassen-Familie zählte im Vorjahr 1’070’500 Grundversicherte, nun sind es nur noch 993’500, wie Sprecherin Lisa Flückiger festhält. Nach einem starken Wachstum in den zwei Jahren zuvor verzeichne die Groupe Mutuel nun einen Rückgang um rund 77’000 Versicherte in der obligatorischen Grundversicherung. Damit ist die Versicherung die grösste Verliererin des jüngsten Kassenwechsels.
4. Swica: Vor einem Jahr stand die Swica noch auf der Verliererseite. Damals hatte sie 35’000 Versicherte verloren. Diesmal konnte die Swica den Bestand halten – respektive leicht ausbauen: Die Anzahl Grundversicherte stieg per Anfang 2025 von 845’000 auf 851’000 Personen, wie Sprecher Oliver Steinmann sagt. «Das macht also ein leichtes Plus von 6000 Personen.»
5. Concordia: Sie war die grosse Gewinnerin des Vorjahres und konnte per 2024 einen Rekordzuwachs um gut 70’000 Personen auf knapp 700’000 Grundversicherte vermelden. Und auch heuer schneidet die Concordia gut ab, wie Sprecher Manuel Bamert deutlich macht. Das Wachstum auf das Jahr 2025 hin belaufe sich netto auf rund40’000 Personen in der obligatorischen Grundversicherung. «Die Concordia zählt damit gesamthaft neu 740’000 Grundversicherte.»
6. Assura: Die Westschweizer Krankenkasse Assura konnte ebenfalls zulegen, und zwar netto um17’000 Kunden. Der Bestand in der Grundversicherung wuchs gemäss Angaben von Assura-Sprecherin Charline Gerber von 697’000 auf 714’000 Personen.
7. Visana: Äusserst positiv fällt die Bilanz auch für die Visana aus: Über 95’000 Zutritten stehen gut 55’000 Austritte inklusive Todesfälle gegenüber. Unter dem Strich bleibt ein Zuwachs von über40’000 Grundversicherten, wie Sprecher Josko Pekas festhält. Der Bestand erhöhte sich damit von 655’500 auf neu 696’000 Personen.
8. Sanitas: Die Zürcher Krankenkasse konnte ihre Position verteidigen. Ihr Bestand an Grundversicherten wuchs von 638’200 auf 648’100 Personen, wie Firmensprecher Christian Kuhn festhält. Das Plus betrug damit knapp10’000 Personen oder 1,6 Prozent. Im Vorjahr hatte Sanitas die Zahl der Grundversicherten noch um 6,8 Prozent erhöhen können.
9. KPT: Die Berner Kasse war die grosse Gewinnerin von 2023. Sie konnte ihren Bestand mehr als verdoppeln – und dann 2024 entgegen allen Prophezeiungen der Kritiker ihren Bestand knapp halten. Vor einem Jahr zählte sie 562’000 Grundversicherte, nun muss die KPT «erwartungsgemäss»Verlustehinnehmen, wie Sprecher Beni Meier auf Anfrage sagt. Klar ist: Die neuesten Verluste sind klar grösser als jene im Jahr zuvor. Dennoch zeigt man sich bei der KPT zufrieden: «Wir konnten einen Grossteil der 200’000 Neukunden behalten» sagt Meier. «Für uns zählt die längerfristige Perspektive: Wir wollen 2027 zwischen 450’000 und 500’000 Versicherte.» Detaillierte Bestandszahlen kommuniziert die KPT erst Ende April.
10. Sympany: Noch nicht in die Karten schauen lassen will sich die Basler Kasse Sympany. Vor einem Jahr hatte sie noch 209’000 Grundversicherte, wie viele es jetzt sind, will sie erst im April bekannt geben.
11. ÖKK: Aufwärts ging es auch mit der ÖKK. Die Kasse hat unter dem Strich ihren Bestand an Grundversicherten um rund35’000 Personen von 176’000 auf 214’000 Personen erhöht, wie Sprecher Patrick Eisenhut darlegt.
12. Atupri: Auch die kleinste der zwölf grossen Kassen, die ehemalige SBB-Krankenkasse Atupri, die mittlerweile zur selben Gruppe gehört wie die Visana, konnte zulegen: Ihr Kundenstamm in der Grundversicherung stieg von 152’603 auf 173’463 an. Sie hat also20’860 Grundversicherte mehr als im Vorjahr.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Es gibt mit Helsana, Concordia, Visana und ÖKK vier grosse Gewinner. Zulegen konnten ebenso Atupri, Assura, Sanitas und Swica, wenn auch in geringerem Ausmass. Viele Kunden in der Grundversicherung verloren haben Groupe Mutuel und CSS. Ebenfalls auf der Verliererseite steht die KPT, die noch vor zwei Jahren ihren Kundenstamm mehr als verdoppelt hatte. Vorerst nicht in die Karten schauen lassen will sich Sympany.

Bild: Jean-Christophe Bott / KEYSTONE