Generika in der Schweiz doppelt so teuer wie im Ausland – Preisdifferenz nimmt zu
Seit 2020 haben die Preisunterschiede bei Medikamenten noch einmal zugenommen. Dies ist das Ergebnis eines Preisvergleichs der Branchenverbände Interpharm und Santésuisse, in denen die Schweizer Pharmaproduzenten und Krankenkassen zusammengeschlossen sind.
Betrug der Preisunterschied bei patentgeschützten Medikamenten im Vorjahr noch 6,9 Prozent, sind es nun 8,8 Prozent, so das Ergebnis der am Dienstag publizierten Studie. Der aktuelle Anstieg gehe in erster Linie auf die Wechselkursentwicklung zurück, heisst es in einer Mitteilung dazu.
Versicherte zahlen 650 Millionen zu viel
Deutlich grössere Preisunterschiede gibt es bei Generika, also Medikamenten, von denen nach Ablauf des Patentschutzes günstigere Varianten mit dem gleichen Wirkstoff abgegeben werden dürfen. Für sie muss in der Schweiz im Schnitt rund doppelt soviel bezahlt werden wie im Ausland: Laut Studie beträgt der Preisunterschied satte 48,8 Prozent.
Hohe Preisunterschiede wurden auch bei sogenannten Biosimilars festgestellt. Dabei handelt es sich um Generika, die biologisch hergestellt werden. Die Preise für Generika und Biosimilars werden vom Bundesamt für Gesundheit festgelegt. Dieses folgt dabei einem Regelwerk, dass einen fixen Preisabstand zum Originalprodukt festlegt.
Der Krankenkassenverband Santésuisse kritisiert diese Praxis. «Die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler müssen leider viel zu viel bezahlen für Medikamente», sagt Vizedirektor Christoph Kilchenmann in eine Stellungnahme zum jüngsten Preisvergleich. Er beziffert den zuviel bezahlten Betrag auf rund 650 Millionen Franken.
Medikamente machen nur 12 Prozent der Gesundheitskosten aus
Kilchenmann fordert vom Parlament einen neuen Anlauf, um die überhöhten Preise auf das europäische Niveau zu senken. Die Räte hatten entsprechende Vorschläge zuletzt verworfen. Die Pharmaindustrie relativiert dagegen die Rolle der Medikamentenpreise. «Medikamente sind nicht Kostentreiber im Gesundheitswesen und machen seit Jahren nur 12 Prozent des gesamten Kostenvolumens aus», gibt Interpharma-Geschäftsführer René Buholzer in seiner Stellungnahme zu bedenken.
Er sieht dennoch Handlungsbedarf, und zwar bei der «massiven Verzögerung bei der Aufnahme innovativer Medikamente auf die Spezialitätenliste», wie er ausführt. Interpharma befürwortet einen rückvergüteten Innovationszugang mittels eines vorläufigen Preises. Patienten könnten damit gleich nach der Zulassung eines Medikaments mit diesem behandelt werden, ohne den Prozess der Preisfindung abwarten zu müssen. Allfällige Preisdifferenzen würden später rückvergütet.