Mit Hunderten Fake Profilen: Das Pentagon hat unter Trump eine Kampagne gegen Chinas Impfstoff geführt
Nicht nur Russland oder China verbreiten als Staaten wissentlich Falschnachrichten: Während der Pandemie haben das unter Trump auch die USA getan. DieAgentur Reutersfand auf X, damals noch Twitter, mindestens 300 Nutzerkonten, die im Sommer 2020 geschaffen worden sind und unter dem Motto #Chinaangvirus standen, was übersetzt heisst: «China ist das Virus». Diese gefälschten Profile repräsentierten erfundene Filipinos und wurden von ehemaligen US-Militärs geteilt.
Auf den Beiträgen ging es darum, Zweifel an der Effizienz und Sicherheit von Chinas Impfung Sinovac zu säen, ausserdem wurde die Qualität der chinesischen Hygienemasken und Test-Kids infrage gestellt. Ein Beitrag lautete gemäss Reuters beispielsweise: «Covid kommt aus China und der Impfstoff kommt auch aus China, trauen Sie China nicht!» Oder: «Aus China – Hygieneausrüstung, Gesichtsmaske, Impfstoff: FAKE. Aber das Coronavirus ist echt.»
Auf die Intervention von Reuters entfernte die Social-Media-Firma X die Profile und stellte offenbar anhand von Aktivitätsmustern und internen Daten fest, dass sie Teil einer koordinierten Bot-Kampagne waren.
Muslime wurden gezielt angesprochen
Diese Anti-Impf-Kampagne des US-Militärs begann demnach schon im Frühling 2020 und verbreitete sich in Südostasien bis Mitte 2021. Das Pentagon habe gefälschte Social-Media-Profile auf verschiedenen Plattformen erstellt, um die Angst vor dem chinesischen Impfstoff unter Muslimen zu verbreiten – zu einer Zeit, «wo das Virus Zehntausende Personen pro Tag getötet hat», wie Reuters schreibt. Eine wichtige Strategie sei es gewesen, zu behaupten, dass die chinesischen Impfungen nach islamischem Recht als verboten gelten könnten, weil die Impfstoffe manchmal Schweinegelatine enthielten.
Die Missinformation über die chinesische Impfung erfolgte gemäss Reuters, nachdem China im März 2020 behauptet hatte, das Virus komme aus den USA, nicht aus Wuhan. Der damalige Präsident Donald Trump nutzte darauf den Begriff «das chinesische Virus».
Die Kampagne des Militärs startete mit Trump und wurde noch Monate während Joe Bidens Präsidentschaft fortgeführt – selbst als Social-Media-Angestellte die Biden-Administration über die Desinformation des Pentagons informiert hatten. Erst im Frühling 2021 wurde die Kampagne gestoppt und es wurde generell untersagt, Impfstoffe anderer Hersteller zu verunglimpfen. Das Pentagon leitete eine interne Untersuchung ein.
Reuters schreibt: «Obwohl sich die chinesischen Impfstoffe als weniger wirksam erwiesen als die von den Amerikanern entwickelten Impfungen von Pfizer und Moderna, wurden alle von der Weltgesundheitsorganisation zugelassen.» Die Kampagne habe letztlich auch das Vertrauen der Bevölkerung in die anderen Impfungen untergraben.
Insgesamt hatten die vom Militär verwendeten gefälschten Konten während des Programms laut Reuters Zehntausende von Anhängern. Wie weit das Anti-Impf-Material und andere vom Pentagon verbreitete Desinformationen verbreitet wurden, ist aber nicht bekannt.
Niedrige Impfquote als Folge
Die Folge davon war laut Reuters eine Abwehrhaltung, sich impfen zu lassen. Die Impfquote in den Philippinen lag im August 2021 bei nur 10 Prozent. Präsident Rodrigo Duterte drohte sogar jenen mit Gefängnis, die sich nicht impfen lassen. Später wurde mit 68 Prozent eine ähnliche Rate wie in der Schweiz erreicht. In den Philippinen war Sinovac zuerst verfügbar und erst ein Jahr später die US-Impfungen.
Reuters zitiert eine ehemalige Beraterin der Weltgesundheitsorganisation WHO und der philippinischen Regierung während der Pandemie. Nina Castillo-Carandang sagt an die USA gerichtet: «Warum haben Sie das getan, während die Menschen starben? Wir waren verzweifelt.» Man habe schliesslich keinen eigenen Impfstoff gehabt.
Falschinformation seitens der USA ist vor allem aus dem Kalten Krieg bekannt. Trump erlaubte der CIA aber auch 2019, eine geheime Kampagne auf den sozialen Netzwerken in China zu führen, um die Meinung der Bevölkerung gegen Xi Jinping zu drehen.