Protest gegen den Tod – das Osterfest
Ostern verbindet man mit fröhlichen Bildern: lustige Schokoladenosterhasen, die auf einem Skateboard fahren, leuchtend gelbe Osterglocken, die im Garten blühen, ein schön gedeckter Ostertisch für den Osterbrunch, eine entspannte Familie, die mit ihren Kindern im Garten Ostereier sucht, junge Lämmer, die auf der Wiese wild herumtoben – so wird den Menschen Ostern in der Werbung vor Augen gemalt.
Ostern ist jedoch mehr als ein «Jöh, wie herzig». Ostern ist eines der wichtigsten Feste der Christenheit. Viele Menschen können nicht mehr viel mit Ostern anfangen und nehmen darum lieber den Osterstau am Gotthard in Kauf und reisen in den Süden. Immerhin vier Tage frei. Das reicht für den Kurzurlaub. Viele Menschen fragen sich, was bringt mir Ostern überhaupt? Ostern bringt das Leben, das den Tod besiegt hat. Ostern ist der Protest gegen den Tod.
An Ostern feiert man, dass der lebendige Gott Jesus von den Toten auferweckt hat und Jesus aufersteht. Mit seiner Auferweckung ist der Tod besiegt, darum ist für mich Ostern das Fest des Protestes gegen alles Leid, gegen alle Schuld und vor allem gegen allen Tod.
Selbst wenn wir hier auf Erden den Tod erleiden müssen, oft zu früh und zu grausam, so hat er aber mit Ostern nicht mehr das letzte Wort, sondern das letzte Wort hat Jesus und er sagt: «Ich bin die Auferstehung und das Leben.» (Johannes 11, 25).
Ostern schenkt die Gewissheit: der Tod ist nicht das Letzte. Die österliche Hoffnung trägt die Menschen gerade in schweren Zeiten zu einem frohen Leben mit einer hellen Zukunft, wo man wissen darf: Der Tod ist besiegt, es gibt kein Leid mehr, die Schmerzen und die (körperlichen) Einschränkungen haben ein Ende, weil Jesus Christus lebt und mit ihm auch ich leben darf.
Das Wort Ostern kommt aus dem althochdeutschen und bedeutet Morgenröte. Die Morgenröte kündigt den neuen Tag an. Es wird erzählt, dass Maria von Magdala am frühen Morgen, als es noch dunkel war, zum Grab Jesu geht, um zu trauern. Jesus war ihre grosse Hoffnung und ihre ganze Liebe. Gewaltsam ist er vor ihren Augen ans Kreuz genagelt worden. Und jetzt ist das Grab offen, der Stein ist weggewälzt und nicht einmal mehr der Leichnam ist noch da. Sie kann den geliebten Menschen nicht betrauern. Sie ist untröstlich und weint, weil das Grab leer ist.
Vor dem Grab spricht ein Mann sie an. Maria hält ihn für den Gärtner, aber in dem Moment nennt er ihren Namen: Maria! Und sie, die den Leichnam suchte, erkennt, dass es Jesus Christus ist.
Maria, die dem Toten die letzte Ehre erweisen wollte, wird vom Auferstandenen selber angesprochen, denn der Tod konnte ihn nicht festhalten, das Grab ist leer.
Der Auferstandene schickt sie zu seinen Freundinnen und Freunden zurück. Der Tod ist besiegt mit dem Beginn des neuen Tages, als die Sonne aufgeht und der Auferstandene ihr erscheint und sie anspricht. Das ist Ostern.
Die Gräber auf den Friedhöfen und die inneren Gräber der Angst, der Not, der Trauer und der Verzweiflung werden angestrahlt mit dem neuen Leben, das den Tod besiegt hat.
Jesus Christus begegnet den Menschen auch heute noch an Ostern 2022. Er überrascht mit seiner Gegenwart. In Frankreich gibt es einen alten Brauch, dass die Menschen mit dem ersten Läuten der Kirchenglocken an die Dorfbrunnen gehen und sich dort mit dem Brunnenwasser die Augen waschen, damit sie besser sehen können, damit sie den Auferstandenen erkennen können, der nicht mehr tot ist, sondern lebt, mitten unter ihnen.
Möge Jesus Christus, der auferstandene Herr und Gott, auch uns Menschen mit seiner Gegenwart überraschen. Sein Erkennungszeichen sind die Wundmale an seinen Händen. Er streckt uns seine durchbohrten Hände entgegen, damit wir sehen, wir sind auch in den schwierigen Momenten des Lebens, im Leiden nicht alleine. Denn Jesus hat es selber durchlitten: Not, Angst, Schmerz und das Sterben sind ihm nicht fremd und so kann er uns beistehen, kann mit uns gemeinsam protestieren, dass das nicht alles ist in diesem Leben, sondern dass mit Ostern auch über unserem Leben die Sonne aufgeht und der Ruf erklingt: «Jesus Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden» und weil dieser Ruf das letzte Wort ist, darum darf auch über unserem Leben ausgerufen werden, ob wir leben oder sterben: «Jesus lebt und mit ihm auch ich.»
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und liebe Leser, ein wunderbares Protestfest gegen den Tod. Gesegnete Osten.