Putin wird weiter provoziert
Das Wichtigste vorweg: Krieg ist abscheulich und abzulehnen, egal, von wem er begonnen wird. Krieg ist das ultimative Mittel, um eine (gefühlte) militärische Bedrohung abzuwenden. Die aggressive Ausbreitung des militärischen Nato-Bündnisses ostwärts ist für Putin und Russland eine schwere Provokation. Wer hat schon gerne den «Feind» vor der Haustüre? So sind Putins Worte zum Einmarsch in die Ukraine nachvollziehbar: «Ihr habt es so gewollt.»
Schon die Nato-Beitritte der zu Russland angrenzenden baltischen Staaten Estland und Lettland waren Putin ein Dorn im Auge. Diese Länder waren ihm anscheinend zu klein und zu unbedeutend, im Gegensatz zur Ukraine. Nun war es einfach genug. Und der Westen weiss nichts Gescheiteres, als rasch den Nato-Beitritt von Finnland durchzuwinken; ein Land mit einer langen gemeinsamen Grenze mit Russland. Dieser Akt könnte wirklich eine neue Ära herbeiführen, nicht nur für Finnland. Es ist denkbar, dass Putin dies zum Anlass nimmt, einen Atomkrieg anzuzetteln. Putin wird erst dann an den Verhandlungstisch für einen Waffenstillstand oder gar Frieden zu bewegen sein, wenn er eine Chance sieht für eine garantierte, paktfreie Sicherheitszone entlang der Grenzen zum Westen. Genauso hartnäckig scheint ja auch die Ukraine an ihren Grenzen inkl. Donbass und Krim zu hängen. Selenski versucht sogar, eine Nato-Mitgliedschaft anzustreben. Unter solchen Vorzeichen ist leider mit einem langen, vielleicht jahrelangen Krieg zu rechnen. Und je stärker sich Westeuropa mit Waffenlieferungen an die Ukraine engagiert, umso mehr wächst die Gefahr einer Ausbreitung des Krieges. Das wissen auch die Politiker und agieren entsprechend zögerlich.
Robert Bär, Rothrist